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Regierung: Die Leere hinter Merkel

Regierung

Die Leere hinter Merkel

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert immer mehr Mitstreiter.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel verliert immer mehr Mitstreiter. Foto: Kay Nietfeld (dpa)

    Roland Koch hat sein Glück in der Baubranche gefunden, Peter Müller genießt sein Leben als Verfassungsrichter und Friedrich Merz ist ein viel beschäftigter Anwalt. Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich in die USA verzogen, Norbert Röttgen schlägt sich als Hinterbänkler im Bundestag durch, Kristina Schröder will mehr Zeit für ihre Tochter haben, Eckart von Klaeden heuert als Chef-Lobbyist beim Daimler-Konzern an und Thomas de Maizière muss in dieser Woche wegen des Drohnen-Debakels um seinen Ruf und seine Reputation, vielleicht sogar um seine politische Zukunft kämpfen.

    Wer bleibt Merkel überhaupt noch?

    Das Reservoir möglicher Merkel-Nachfolger ist ausgetrocknet. Konrad Adenauer hatte einst Ludwig Erhard, Helmut Kohl hätte Wolfgang Schäuble gehabt, hätte er sich nicht bis zur bitteren Abwahl ans Amt geklammert – aber wen hat eigentlich CDU-Chefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel? Seit acht Jahren ist sie an der Macht, bei der Bundestagswahl im September stehen ihre Chancen gut, dass sie für vier weitere Jahre im Amt bestätigt wird, doch neben ihr und hinter ihr haben sich die Reihen dramatisch gelichtet.

    Der Abgang ihres engen Vertrauten und Mitstreiters Eckart von Klaeden, seit vier Jahren Staatsminister im Kanzleramt, kommt für die Kanzlerin zur Unzeit, weil er den Blick darauf lenkt, wie dünn die personelle Decke der Union mittlerweile geworden ist. Oben steht unangefochten Angela Merkel, die unbestrittene Nummer eins der Regierung wie der Partei – aber darunter tut sich eine gewaltige Leere auf. Der CDU gehen die politischen Talente aus.

    Weder in der Fraktion noch in der Partei drängt sich ein potenzieller Kronprinz auf. Fraktionschef Volker Kauder ist verlässlich und loyal, aber kein Aspirant fürs Kanzleramt, Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer tritt im Gegensatz zu seinen Kollegen Thomas Oppermann (SPD) oder Volker Beck (Grüne) kaum in Erscheinung, auch von den Fraktions-Vizes empfiehlt sich keiner für höhere Aufgaben. Von den stellvertretenden Parteichefs hat nur eine die Statur und das Format, Merkel zu beerben: Arbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen, aber sie ist in der CDU so beliebt wie José Mourinho bei den Fans von Real Madrid.

    Talente in den Ländern müssen sich erst bewähren

    Theoretisch gibt es weitere Anwärter. Aber Julia Klöckner muss erst noch eine Wahl in Rheinland-Pfalz gewinnen, Volker Bouffier kämpft in Hessen ums Überleben und Thomas Strobl (Baden-Württemberg) wie Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) sind selbst in ihren eigenen Landesverbänden umstritten. Generalsekretär Hermann Gröhe agiert unauffällig im Adenauerhaus, ohne eigene Akzente zu setzen. Und die große Nachwuchshoffnung David McAllister (Niedersachsen) wechselt nach der bitteren Wahlniederlage auf die europäische Bühne.

    Einen gab es noch, der bislang ebenso geräuschlos wie effektiv seine Arbeit verrichtete, eine Allzweckwaffe, vielseitig einsetzbar, loyal und kompetent – Verteidigungsminister Thomas de Maizière, eine Stütze des Kabinetts und hoch angesehen in der Partei, der auf dem Parteitag bei den Vorstandswahlen das beste Ergebnis erzielte. Doch der Absturz der Drohne „Euro Hawk“ droht auch ihn mit in die Tiefe zu reißen. Am Mittwoch will er seinen Bericht über das gescheiterte Projekt vorlegen. Es könnte  eng für ihn werden. Schon droht die Opposition mit einem Untersuchungsausschuss. Millionengrab Euro Hawk: Keine Zulassung

    Für Angela Merkel und die CDU ist das doppelt unangenehm. Das Drohnen-Debakel beschädigt de Maizières bislang untadeligen Ruf, gleichzeitig bricht ihr eine tragende Säule weg. Einen Eckart von Klaeden kann sie ersetzen, ein Thomas de Maizière hingegen hinterließe eine gewaltige Lücke.

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