Mit dem Begriff „Superhirn“ ist es in der Politik so eine Sache. Klar, alle, die für Politiker im Hintergrund die Fäden ziehen und sie in welcher Intensität auch immer beraten, lesen gerne derart schmeichelhafte Bezeichnungen über sich selbst und den vermeintlichen eigenen Einfluss.
Das Etikett birgt aber große Gefahren: Die eigene Chefin, der eigene Chef könnten sauer werden ob des Eindrucks, das Nachdenken nicht selber hinzubekommen. Und: Klappt mal etwas nicht ganz so, steht das vermeintliche Superhirn rasch da wie der allergrößte Depp, denn bei jeder Schuldfrage braucht es in der Politik halt rasch einen Sündenbock.
Armin Laschet gilt als etwas chaotisch
Oowohl mit dem Etikett „Superhirn“ als auch mit dessen Nachteilen kennt sich Nathanael Liminski, als Staatskanzleichef in Nordrhein-Westfalen engster Mitarbeiter von Armin Laschet, spätestens seit voriger Woche bestens aus. Als besonderes Talent wurde der 35 Jahre alte Liminski in der Union schon gehandelt, als er noch für Roland Koch oder Thomas de Maizière arbeitete. So sehr, dass Laschet gar ein ganzes Wochenende frei räumte, um dem potenziellen Top-Mitarbeiter seine Heimatstadt Aachen und den Arbeitsort Düsseldorf schmackhaft zu machen – offenbar mit Erfolg.
Für den als eher chaotisch geltenden Laschet, der eine wichtige Unterlage gerne auch mal verlegt, organisiert Liminski erstaunlich geräuschlos den Regierungsapparat in NRW und die Koalition mit der FDP, die sich auf nur eine Stimme Mehrheit stützt. Doch als die Laschet-Bewerbung um die Kanzlerkandidatur in den vergangenen Wochen zu straucheln drohte, kam auch rasch der Spott auf, so „super“ sei das Hirn von Liminski vielleicht doch nicht und dieser mit der Bundespolitik und deren Fallstricken möglicherweise überfordert.
Nathanael Liminski hat neun Geschwister
Liminskis Ansehen bei Laschet scheint das aber bislang nicht zu erschüttern. Schließlich steht der studierte Historiker, mit rund 1,90 Meter Körpergröße seinen Boss um mehr als Haupteslänge überragend, auch für jene gedankliche Vielfalt, die Laschet – im Gegensatz zur angeblichen „One Man Show Söder“ – nach eigener Aussage um sich scharen möchte. Liminski wuchs bei Bonn in einer Familie mit zehn Kindern auf, die dem erzkonservativen „Opus Dei“ nahestand und in dem er seinem Vater früh als eine Art Privatsekretär zur Hand ging. Sein Familien-Spitzname lautete „Momo“, sein ungewöhnlicher Vorname geht auf eine Gestalt aus dem Johannesevangelium zurück.
Es existieren Aufzeichnungen von Talkshow-Auftritten eines noch jüngeren Liminski, in denen er eine katholische Sexualmoral verficht, die mit rheinischer Lockerheit gar nichts zu tun hat. Auch hat er mal gesagt, Homosexuelle täten ihm leid, wovon er sich mittlerweile distanziert. Andererseits war er offenbar schon früher stets flexibel: Das erste seiner mittlerweile vier Kinder bekam Liminski ohne Trauschein.
Lesen Sie dazu auch:
- Diese Leute braucht Armin Laschet, um Bundeskanzler zu werden
- Keine Seitenhiebe: Laschet demonstriert Geschlossenheit mit Söder
- Eine Stärke von Armin Laschet: Er lässt sich nicht provozieren