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Porträt: Lothar Wieler, das ernste Gesicht der Corona-Krise

Porträt

Lothar Wieler, das ernste Gesicht der Corona-Krise

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    Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, ist Fan des 1. FC Köln.
    Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, ist Fan des 1. FC Köln. Foto: Paul Zinken, dpa

    Je länger die Epidemie mit dem neuen Coronavirus andauert, je ernster die Lage wird, desto intensiver blickt die Nation auf Lothar Wieler. Der 58-jährige Veterinärmediziner und Mikrobiologe leitet seit fünf Jahren das Berliner Robert-Koch-Institut, das in Deutschland für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten zuständig ist. Wielers Hauptaufgabe im Moment: Panik vermeiden. Das tut er sachlich, nüchtern und unaufgeregt, aber stets dem Ernst der Lage angemessen und ohne zu beschwichtigen.

    Der Seuchenbekämpfer beschäftigt sich als Forscher vor allem mit Zoonosen

    Oft tritt der Mann aus Königswinter in Nordrhein-Westfalen derzeit mit Gesundheitsminister Jens Spahn auf, die Rollenverteilung dabei ist klar. Spahn beruhigt die Bevölkerung und preist die Stärken des deutschen Gesundheitswesens. Wieler ist für die Fakten zuständig, die nicht eben hoffnungsfroh stimmen. Mit ungerührter Miene sagt der Professor mit dem Bürstenhaarschnitt und der randlosen Brille dann, dass es etwa schon rein zeitlich nicht möglich sei, dass noch in diesem Jahr ein Impfstoff zugelassen wird. Und dass das Coronavirus gefährlicher ist als Grippe-Erreger.

    Fachlich ist Wieler, der in München und Berlin studiert und unter anderem an der Universität Ulm und in den USA geforscht hat, bestens auf die Corona-Krise vorbereitet. Das große Thema seiner Forscherkarriere sind die sogenannten Zoonosen, Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden. Verursacht werden Zoonosen durch Bakterien, Parasiten, Pilze oder Viren. Die Erreger können dabei durch Bisse, Stiche oder durch Lebensmittel wie Milch, Eier oder Fleisch übertragen werden. Beispiele sind Tollwut, Borreliose oder das Ebola-Fieber, das durch infizierte Flughunde übertragen wird.

    Lothar Wieler glaubt nicht an ein schnelles Ende der Corona-Krise

    Weil die Bevölkerungszahl steigt und die Menschen immer mobiler werden, können sich die Zoonosen immer stärker verbreiten. Und die Bekämpfung wird dadurch erschwert, dass die Erreger zunehmend Resistenzen entwickeln. Auch beim neuen Coronavirus erscheint eine Tier-zu-Mensch-Übertragung wahrscheinlich, die Krankheitswelle scheint auf einem Markt in der chinesischen Stadt Wuhan ihren Ausgang genommen zu haben, auf dem tote und lebende Tiere verkauft wurden.

    Wieler macht der Öffentlichkeit wenig Hoffnung, dass die Corona-Krise schnell vorbei sein könnte. Wie viele Menschen sich infizieren, wie schwer sie erkranken, das könne niemand wissen. Arztpraxen, Kliniken oder Altenheime müssten sich auf eine große Zahl an Patienten einstellen – auch auf Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden.

    Über den privaten Lothar Wieler ist wenig bekannt, außer dass er gerne Fußball spielt und Fan des 1. FC Köln ist. Dass nun voraussichtlich viele Fußballspiele vor leeren Rängen stattfinden werden, um die Corona-Verbreitung einzudämmen, dürfte Deutschlands oberster Seuchenbekämpfer dabei gerne in Kauf nehmen.

    In unserem Live-Blog lesen Sie alle Entwicklungen zum Coronavirus.

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