Und plötzlich war Eva Högl Wehrbeauftragte. Man tritt der 51-Jährigen nicht zu nahe, wenn man sagt, dass sie bei diesem Karrieresprung von dem Talent der SPD profitiert hat, eine eigentlich unkomplizierte Personalie zu einem innerparteilichen Massaker ausarten zu lassen. Auf der Strecke blieben der allseits geschätzte und kompetente Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels und weitere versierte Wehrpolitiker, die der Politik entnervt den Rücken kehrten.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich waren die Experten in der Partei, die sich für eine effektive Bundeswehr einsetzten, schon lange ein Dorn im Auge. Da nahm er gerne in Kauf, dass mit Eva Högl eine Frau Wehrbeauftragte wurde, die „mit der Bundeswehr so viel zu tun hat wie ich mit dem Mäusemelken“, wie die FDP-Wehrexpertin Agnes-Marie Strack-Zimmermann reichlich böse formulierte. Mit diesen „Vorschusslorbeeren“ umkränzt, hatte Högl gar keine andere Wahl, als sich schnell einzuarbeiten und mit klaren Ansagen Profil zu gewinnen.
2007 wurde Eva Högl in den Landesvorstand der Berliner SPD gewählt
Man sagt, das Land prägt die Leute. Bei Eva Högl stimmt das ohne Zweifel, die norddeutsche Ausstrahlung, gepaart mit einer Portion Sturheit blieb während ihrer politischen Karriere immer sichtbar. 1969 in Osnabrück geboren, ging Högl in Oldenburg zur Schule. Sie ließ ein Jurastudium folgen und engagierte sich bei den Jusos. Im Berliner Politikbetrieb fasste Eva Högl schnell Fuß. Ihr Fleiß und ihre unprätentiöse Art halfen ihr dabei.
Die politische Basis in der Partei schuf sie sich in der Berliner SPD – 2007 wurde Högl, die mit einem Architekten verheiratet ist, in den Landesvorstand gewählt. Nur zwei Jahre später rückte sie in den Bundestag nach. Ihre Themen: Rechte der Frauen und juristische Fragen. Auch für ihre Rolle als Mitglied des Untersuchungsausschusses zum NSU-Terror gab es Anerkennung. Rückschläge jedoch, die es auch gab, empfindet sie – das weiß man in der SPD – schnell als persönliche Demütigung.
Wehrbeauftragte Eva Högl: Eine Frau mit eigenem Kopf
Entsprechend unverstellt war ihre Freude über das unverhoffte Amt einer Wehrbeauftragten. Eva Högl hat auf diesem Posten schnell gezeigt, dass sie ihren eignen Kopf hat. Sie sprach sich klar für die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Truppe aus – gegen die Mehrheit in der SPD. Auch den relativierenden Stimmen, die angesichts rechtsextremer Vorfälle bei der Bundeswehr-Sondereinheit KSK vor einem Generalverdacht warnten, gab sie beherzt kontra: „Es gibt eine Häufung von Einzelfällen, sodass man nicht mehr sagen kann, das sind nur Einzelfälle, sondern wir müssen auch sorgfältig untersuchen, ob es da rechtsextreme Strukturen oder Netzwerke gibt.“
So kann als sicher gelten: Ihr erster Wehrbericht, den Eva Högl am Dienstag vorstellen wird, dürfte keinesfalls eine weichgespülte Analyse sein.
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