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Merkel-Nachfolge: Der Rückenwind bläst vor allem für Merz

Merkel-Nachfolge

Der Rückenwind bläst vor allem für Merz

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    Friedrich Merz bekommt Unterstützung von Wolfgang Schäuble.
    Friedrich Merz bekommt Unterstützung von Wolfgang Schäuble. Foto: Federico Gambarini, dpa (Archiv)

    Es war Ende Oktober, da setzte sich in Berlin eine denkwürdige Kettenreaktion in Gang. Kanzlerin Angela Merkel hatte nach der desaströsen Hessen-Wahl gerade ihren Rückzug vom Amt der Parteivorsitzenden erklärt, da warf schon der ehemalige Unions-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz seinen Hut in den Ring. Er habe sich „nach reiflicher Überlegung und nach zahlreichen Gesprächen“ zur Kandidatur entschieden, erklärte er.

    Einige dieser Gespräche hatte Merz offensichtlich mit seinem langjährigen CDU-Parteifreund Wolfgang Schäuble geführt. Der amtierende Bundestagspräsident nämlich hatte plötzlich einige nationale und internationale Medien zu Gast und machte den Journalisten deutlich, dass Merz doch wohl der geeignetste neue Vorsitzende der CDU Deutschlands sei. So stand es auch die folgenden Tage in verschiedenen Zeitungen zu lesen.

    Schäuble: Merz wäre das Beste für Deutschland

    Schäuble verfolgte dann von seinem Büro aus die weitere Entwicklung. Der erfahrene CDU-Grande merkte schnell, dass Merz für den Wahl-Parteitag am Freitag in Hamburg noch Schützenhilfe gebrauchen könnte, und blies via Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erneut ins Horn: „Es wäre das Beste für das Land, wenn Friedrich Merz eine Mehrheit auf dem Parteitag erhielte“, sagte Schäuble der FAZ, ausgerechnet jener Zeitung also, in der Merkel 1999 mit einem Brief die Abnabelung der CDU von Helmut Kohl einleitete.

    Schäubles Intervention erhöht die Chancen von Merz deutlich. Denn der Senior genießt ein ungebrochen hohes Ansehen in der Partei. Nicht ohne Grund wird Schäuble immer wieder als Interims-Kanzler ins Spiel gebracht, wenn über einen vorzeitigen Abgang Merkels oder Neuwahlen spekuliert wird.

    Will Schäuble selbst Kanzler werden?

    Schäuble weiß von solchen Gedankenspielen und sie dürften gar der Auslöser für sein Vorgehen gewesen sein. Seine Spekulation: Merz wird CDU-Parteivorsitzender, greift aber nicht gleich nach der Kanzler-Krone, um die Partei nicht zu verstören; Merkel tritt zurück, weil sie mit Merz nicht kann, oder es gibt eine neue Koalition, weil die SPD aussteigt; in diesem Fall bräuchte das Land bis zu Neuwahlen einen Regierungschef, und das wäre er, eingesetzt von Merz’ Gnaden und akzeptiert von der Basis.

    Schäubles Vorstoß ragt auch deshalb hervor, weil sich bislang kein anderer CDU-Promi so vehement für einen Kandidaten in die Bresche geworfen hat Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet zum Beispiel lehnt eine Wahlempfehlung kategorisch ab.

    Auch andere Mitglieder des Anden-Pakts setzen sich für Merz ein

    Schäuble hingegen setzt nicht nur sich, sondern auch seine bestehenden Verbindungen ein. Mit EU-Kommissar Günter Oettinger und dem ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch finden sich gar zwei ehemalige Mitglieder des legendären Anden-Pakts unter den Befürwortern von Merz. Beide dürften noch über einige Seilschaften in der CDU verfügen.

    Anderen Merz-Unterstützern darf ebenfalls eine Nähe zu Schäuble unterstellt werden. Darunter die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT), die Merz schon früh das Vertrauen aussprach. Oder Christian von Stetten, Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand der Unions-Bundestagsfraktion, der Merz ebenfalls favorisiert.

    Was aber nicht bedeutet, dass Merz am Freitag tatsächlich gewinnt. „Abgestimmt wird von den Delegierten, und darunter sind viele erfahrene Landesvorsitzende, Kommunalpolitiker und Funktionäre, die sich von niemandem in ihre Entscheidung hinreinreden lassen“, brachte es ein CDU-Spitzenpolitiker in Berlin auf den Punkt.

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