Während der schweren Corona-Wochen im Frühjahr hat Deutschland schmerzlich feststellen müssen, wie abhängig es von Asien ist, wenn es um Schutzausrüstung und Medikamente geht. An diesem Donnerstag schaltet sich Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinen europäischen Amtskollegen per Videokonferenz zusammen, um zu beraten, wie die Produktion wieder verstärkt nach Deutschland und Europa geholt werden kann.
Frank Ulrich Montgomery fordert Spahn auf, endlich eine Lösung zu finden
Der Chef des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, fordert den Minister auf, endlich eine Lösung zu finden. „Die deutschen Ärzte und der Weltärztebund haben das seit vielen Jahren gefordert, denn es kann nicht sein, dass wir weltweit – wie in der EU - von einzelnen Fabriken in China oder Indien abhängig sind“, sagt Montgomery unserer Redaktion. „Die Globalisierung hat hier viel lokales Know-How vernichtet und ein gnadenloser, weltweiter Wettbewerb hat gewachsene Strukturen zerstört.“
Deutschland sei einmal die „Apotheke der Welt“ gewesen. Jetzt gelte es, gegen die zunehmende Globalisierung wieder Autarkie zu schaffen. „Es ist verdammt traurig, aber leider Realität, dass erst Corona das Problem in die Köpfe der Politik getrieben hat“, sagt der Weltärztechef. „Wir europäischen Ärzte warnen jedenfalls seit Jahren davor.“ Das Thema müsse auf europäischer Ebene angegangen werden. „Die EU sollte einen europaweiten Plan von Produktionsstandorten und Lagerhaltung aufstellen, der sicherstellt, dass alle europäischen Patienten – von Deutschland bis Zypern – die Medikamente erhalten, die sie benötigen.“
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