Normalerweise interessieren wir uns ja brennend dafür, was hinter den Kulissen der großen Politik passiert. An diesem Aschermittwoch sind die Kulissen selbst der Star. Corona zwingt die Redner zur neuen Häuslichkeit. Wohnzimmer statt Bierzelt. Besonders gemütlich richtet es sich die CSU ein.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nimmt auf einer rustikalen Eckbank Platz. Seine Idole blicken ihm aus gerahmten Bildern über die Schultern. Auf der einen Seite der Stoiber Edmund, auf der anderen FJS. Ein Wimpel vom Club, das putzige Hundebaby Molly, eine Kachelofenattrappe und – Gott sei Dank – ein Kruzifix über dem Türstock. Gäbe es Geruchsfernsehen, man könnte den Bierdunst riechen.
Dieser Aschermittwoch steht unter dem Motto: Zeig mir, wie Du wohnst und ich sag dir, wer du bist. Söder gibt in Passau also den bodenständigen Typen mit Eckbank und Kanten. Ein paar Kilometer weiter in Vilshofen spricht SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz an einem aus Euro-Paletten zusammengezimmerten Pult, was wohl einen Rest von Arbeiterpartei symbolisieren soll.
Annalena Baerbock und Robert Habeck tauschen ihre samtige Psychotherapeuten-Couch vom Parteitag gegen stylische Sessel. Dass die Grünen ihr „Schöner Wohnen“ in Berlin aufgebaut haben, gibt allerdings massive Abzüge in der B-Note (B wie Bayern, Bierzelt, Blasmusik). Und Stimmung will auch nicht so recht aufkommen. Klarer Punktsieger ist am Ende der Platzhirsch CSU.
Und Armin Laschet? Der schickt zumindest ein joviales Grußwort in Söders Passauer Wohnzimmer - und sagt, dass er sich ein Deutschland ohne CSU nicht vorstellen kann. Kommt gut an, nachdem die jüngsten Wortmeldungen des CDU-Chefs zur Corona-Politik in München ja nicht ganz so gute Laune ausgelöst hatten.
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