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Männer in Führungspositionen: Ausgerechnet: Gleichstellungsbeauftragte verklagt Frauenministerium

Männer in Führungspositionen

Ausgerechnet: Gleichstellungsbeauftragte verklagt Frauenministerium

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    Familienministerin Manuela Schwesig hat Ärger im eigenen Haus.
    Familienministerin Manuela Schwesig hat Ärger im eigenen Haus. Foto: Maurizio Gambarini (dpa)

    Den 1. Mai nahm Manuela Schwesig (SPD) noch zum Anlass, für mehr "Chancengleichheit für Frauen in der Arbeitswelt" zu trommeln. Keine Woche später darf sich die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nun selbst mit einem Fall in den eigenen Reihen herumschlagen.

    Der Ärger kommt ausgerechnet von der Gleichstellungsbeauftragten des Ministeriums, Kristin Rose-Möhring. Die klagt am heutigen Donnerstag vor dem Berliner Verwaltungsgerichts gegen die eigene Behörde.

    Klage gegen Besetzung von Führungspositionen im Familienministerium

    Die Klage stammt aus dem Jahr 2012. Damals stand Schwesigs Vorgängerin Kristina Schröder (CDU) dem Ministerium vor. Konkret geht es um die Besetzung von drei Spitzenpositionen - darunter das Amt des Pressesprechers, das des beamteten Staatssekretärs und das des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.

    In allen drei Fällen hatte sich Schröder für einen Mann entschieden. Dagegen reichte Rose-Möhring Klage ein. Sie moniert, dass die Personalentscheidungen bereits getroffen waren, als sie unterrichtet wurde. So habe sie keine Möglichkeit der Einflussnahme mehr gehabt. An dieser Praxis bei der Besetzung von Spitzenpositionen habe sich auch nach der Übernahme des Ministeriums durch Manuela Schwesig nichts geändert.

    Die SPD-Minister in der neuen großen Koalition

    WIRTSCHAFTS- UND ENERGIEMINISTERIUM, VIZEKANZLER: SIGMAR GABRIEL: 2009 wurde er jüngster Parteichef seit Willy Brandt. Der gelernte Lehrer war zudem mit 40 Jahren in Niedersachsen jüngster deutscher Ministerpräsident (1999-2003). Von 2005 bis 2009 erwarb er sich als Bundesumweltminister Ansehen und Expertise im Bereich erneuerbare Energien. Ein politisches Naturtalent und begabter Redner, der aber auch als launisch gilt. Kommt aus sogenannten schwierigen Verhältnissen, das hat ihn tief geprägt. Der Vater war überzeugter Nazi, Gabriel musste gegen seinen Willen nach der Trennung der Eltern zeitweise beim Vater leben. Lebt mit seiner zweiten Frau, einen Zahnärztin, und seiner kleinen Tochter in Goslar.

    AUSSENMINISTERIUM: FRANK-WALTER STEINMEIER: Kanzleramtschef zu rot-grünen Zeiten, strickte für Gerhard Schröder an der «Agenda 2010» mit. Dann wurde der Jurist geachteter Außenminister (2005 bis 2009). Er ist stets exzellent vorbereitet, bürgernah, humorvoll. Seitdem der Westfale und Schalke-04-Fan in Brandenburg seinen Wahlkreis hat, ist die Region seine zweite Heimat geworden. Bei der Bundestagswahl gewann er das einzige Direktmandat der SPD im Osten. Steinmeier ist verheiratet mit einer Verwaltungsrichterin, der er eine Niere spendete, beide haben eine Tochter.

    JUSTIZMINISTERIUM: HEIKO MAASS: Der ehemalige Zögling des früheren SPD-Chefs Oskar Lafontaine ist die größte Überraschung bei der Neuverteilung der Posten auf SPD-Seite. Bislang war der Marathonläufer und Triathlet in der Landespolitik aktiv - seit anderthalb Jahren auch mit Erfahrung in einer großen Koalition. Seit Mai 2012 ist er Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister. Zuvor war er an der Saar schon einmal Umweltminister - damals als jüngster Minister Deutschlands überhaupt. Für sein neues Amt kann Maaß ein abgeschlossenes Jurastudium vorweisen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    UMWELTMINISTERIUM: BARBARA HENDRICKS: Wacht seit 2007 über die Finanzen der Sozialdemokraten, oft unterschätzt. Sie sitzt seit 1994 im Bundestag und war Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium von 1998 bis 2007. Mit 20 Jahren in die SPD eingetreten, studierte Hendricks Geschichte und Sozialwissenschaften, mit Staatsexamen für das Lehramt. Sie liebt ihre Heimat, den Niederrhein, promovierte über «Die Entwicklung der Margarine-Industrie am unteren Niederrhein». Hendricks würde die NRW-SPD im Kabinett vertreten.

    ARBEITS- UND SOZIALMINISTERIUM: ANDREA NAHLES: Die Literaturwissenschaftlerin ist seit 2009 Generalsekretärin. Sie hat erst den Wahlkampf organisiert, dann die Koalitionsverhandlungen, schließlich den Mitgliederentscheid über die große Koalition. Zeit für ihre kleine Tochter Ella Maria und ihren Mann daheim auf einem Hof in der Eifel hat sie zurzeit wenig. «Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so zufrieden», sagte sie nach ihrer Elternzeit. Die frühere Juso-Chefin zählt längst nicht mehr zu den Parteilinken. Intern ist sie nicht unumstritten, wurde zuletzt mit schlechtem Ergebnis wiedergewählt. Hat vehement für den Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde gekämpft.

    FAMILIENMINISTERIUM: MANUELA SCHWESIG: Sie ist das «Gesicht» der ostdeutschen SPD mit einer Blitzkarriere seit ihrem Parteieintritt 2003. Die gebürtige Brandenburgerin studierte Steuerrecht und folgte ihrem Mann, mit dem sie einen Sohn hat, nach Schwerin. 2002 bis 2008 arbeitete sie dort im Finanzministerium. 2008 übertrug Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) der damals 34-Jährigen Diplom-Finanzwirtin das Sozialressort. Seit 2009 ist sie auch SPD-Vize. Als Ministerin könnte Schwesig auch für das von der SPD heftig bekämpfte Betreuungsgeld zuständig sein.

    Mit einem Urteil kann bereits am Donnerstag gerechnet werden. drs

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