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Kredit-Affäre um Christian Wulff: Von "maximal unglücklich" bis "nicht mehr tragbar": Das sagen unsere Nutzer

Kredit-Affäre um Christian Wulff

Von "maximal unglücklich" bis "nicht mehr tragbar": Das sagen unsere Nutzer

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    Bundespräsident Christian Wulff steht wegen eines privaten Kredits in der Kritik.
    Bundespräsident Christian Wulff steht wegen eines privaten Kredits in der Kritik. Foto: dpa

    Die Kredit-Affäre um Bundespräsident Christian Wulff beschäftigt nicht nur Politik und Medien, auch die Nutzer im Internet bewegen die Vorgänge. Über1800 Menschen haben sich bis Montagmittag bei der Umfrage von augsburger-allgemeine.de beteiligt. Das Ergebnis ist eindeutig: 75 Prozent der Nutzer sind der Meinung, dass die Affäre das Ansehen des Bundespräsidenten beschädigt hat. Nur16 Prozent sehen den Ruf des deutschen Staatsoberhauptes unbeschädigt.

    Der Bundespräsident steht wegen eines Privatkredits zum Kauf  eines Hauses in Höhe von 500.000 Euro in der Kritik, den er 2008 als Ministerpräsident von Niedersachsen bekommen hatte. Wulff hatte gesagt, Kreditgeberin sei die Ehefrau des Unternehmers Egon Geerkens gewesen.

    Nutzer gehen hart mit dem Bundespräsidenten ins Gericht

    Inwieweit Wulff damit seinem damaligen Amt zuwider gehandelt hat, darüber diskutieren auch die Nutzer in unserem Forum und auf der Facebook-Seite von Augsburger Allgemeine. Teilweise gehen sie mit dem Bundespräsidenten dabei hart ins Gericht. "Armes Deutschland. Was ist aus Dir geworden? Politiker die eigentlich Vorbild sein sollten, belügen und betrügen, verschaffen sich auf Kosten der Steuerzahler Vorteile und Vergünstigung, bescheißen vorne und hinten und das mit einem frechen und breiten Grinsen im Gesicht", schreibt etwa RasenderReporter im Forum. Nutzer Bongo geht gar noch einen  Schritt weiter: "Wulff ist ist für ein öffentliches Amt nicht mehr tragbar und sollte seinen Hut nehmen. Falls nicht, werden sicherlich noch mehr Unregelmäßigkeiten ausgepackt werden."

    Die Bundespräsidenten der BRD

    Theodor Heuss (FDP): 1949 - 1959 Er war der erste Bundespräsident der BRD. "Papa Heuss", wie ihn der Volksmund liebevoll nannte, hat das Ansehen Deutschlands im Ausland maßgeblich verbessert. Der einstige FDP-Vorsitzende konnte viele seiner demokratischen Ideale im Grundgesetz verankern.

    Heinrich Lübke (CDU): 1959 - 1969 Seine Nominierung beruhte darauf, dass sich Konrad Adenauer, der eigentlich für das Amt vorgesehen war, zurückgezogen hatte. Die Presse hat ihn vielfach wegen seiner rhetorischen Ausrutscher verspottet. Er hat das Amt vorzeitig niedergelegt, als seine angebliche Nazi-Vergangenheit publik wurde.

    Gustav Heinemann (SPD): 1969 - 1974 Er verstand sich selbst als "Bürgerpräsident" und gab sich volksnah. Ursprünglich gehörte er der CDU an. Heinemann verließ die Christdemokraten, weil sich die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik nicht mit seinen moralischen Überzeugungen verinbaren ließ.

    Walter Scheel (FDP): 1974 - 1979 Der ehemalige Außenminister blieb nur für eine Amtszeit Bundespräsident. Im Rahmen einer Fernsehshow gab er, bevor er sein Amt antrat, eine eigene Interpretation des Volksliedes "Hoch auf dem gelben Wagen" zum Besten. Seine politischen Ambitionen vereitelte der damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.

    Karl Carstens (CDU): 1979 – 1984 Charakteristisch für den Konservativen aus Norddeutschland war seine ausgeprägte Wanderleidenschaft. Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP während der Nazi-Herrschaft hat ihm heftige Kritik eingetragen.

    Richard von Weizsäcker (CDU): 1984 - 1994 Der ehemalige Bürgermeister von Berlin hat vor allem durch seine Reden Akzente gesetzt. Er machte aus dem 8. Mai, dem "Tag der Niederlage", kurzerhand den "Tag der Befreiung". Als "Gewissen der Nation" erinnerte er an die Schuld des deutschen Volkes und kritisierte scharf den Parteienstaat.

    Roman Herzog (CDU): 1994 - 1999 Herzog war vor seiner Amtzeit Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Mit seiner berühmten Berliner "Ruck-Rede" versuchte er 1997, das Volk aus seiner Passivität zu befreien. Herzog hat sich sehr für den interkulturellen Dialog eingesetzt.

    Johannes Rau (SPD): 1999 - 2004 Er bemühte sich um die Integration ausländischer Mitbürger und setzte auf das Motto "Versöhnen statt spalten". Seine Bibelfestigkeit trug ihm den Spitznamen "Bruder Johannes" ein. Vor dem israelischen Parlament bat er um Verzeihung für den Holocaust.

    Horst Köhler (CDU): 2004 - 2010 Er war der erste Bundespräsident, der nicht zum politischen Establishment zählte. Köhler kritisierte die internationalen Finanzmärkte und äußerte sich vielfach zu gesellschaftspolitischen Themen. Als er öffentlich eine Notwendigkeit militärischer Einsätze in besonderen Fällen betonte, wurde er heftig kritisiert und trat anschließend von seinem Amt zurück.

    Christian Wulff (CDU): 2010 - 2012 Als er sein Amt als Nachfolger von Horts Köhler antrat, war er mit 51 Jahren der jüngste Bundespräsident in der Geschichte der BRD. Doch dann begann das Schlamassel. Von der Inanspruchnahme eines günstigen Privatkredits über kostenlose Urlaube bei Unternehmern bis zur staatlichen Mitfinanzierung einer umstrittenen Lobby-Veranstaltung: Christian Wulff sah sich über Monate hinweg mit vielen Vorwürfen konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft Hannover beantragte am 16. Februar 2012 beim Bundestag die Aufhebung der Immunität Wulffs, um strafrechtliche Ermittlungen einleiten zu können. Einen Tag später erklärte Wulff seinen Rücktritt.

    Joachim Gauck (Parteilos): 2012-2017 Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie. Von 1965 bis 1990 stand er im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und arbeitete viele Jahre als Pastor. Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

    Andere Nutzer stellen sich aber auch auf die Seite des Bundespräsidenten und klagen über eine überzogene Hetzjagd. "Was für ein Theater um etwas, was maximal etwas unglücklich ist", schreibt etwa Roman Peter Breisch auf der AZ-Facebook-Seite. Und Henry Jacobs meint: "Dass man als Ministerpräsident oder gar Bundespräsident keine Freunde mehr haben darf, die einen vielleicht mal einladen oder unter die Arme greifen - aus reiner Freundschaft - empfinde ich als bodenlose Frechheit und einen Eingriff in die persönliche Freiheit der betroffenen Person." AZ

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