Ungeimpften will der CDU-Minister in der kalten Jahreszeit bildlich gesprochen das Schild „Du kommst hier nicht rein“ vor die Nase halten. Sie sollen kein Wirtshaus, kein Hotel oder Fitnessstudio von innen sehen dürfen, es sei denn, sie bringen einen negativen Corona-Test oder einen Nachweis über ihre Genesung mit. Baut sich eine vierte Welle auf und müssen dadurch wieder viel mehr Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden, sollen Ungeimpfte ab bestimmten Grenzwerten sogar komplett ausgesperrt werden können.
Gesundheitsminister Jens Spahn geht mit seinen Winter-Plänen zu weit
Aus der Sommerperspektive mit ihren niedrigen Corona-Fallzahlenmacht sich Unbehagen darüber breit. Für das Bier im Biergarten oder das Abendessen auf der Restaurantterrasse braucht es schließlich weder Impf- noch Genesenenzertifikat oder Negativtest. Allerdings bestehen Kinos und Theater auch gegenwärtig auf eben solchen Nachweisen. Es ist ein schmaler Grat, den Spahn gehen will. Er bereitet sich auf die Jahreszeiten vor, in denen sich das Leben wieder nach drinnen verlagert. In geschlossenen Räumen hat das Virus leichtes Spiel. Es ist wahrscheinlicher, dass Deutschland eine vierte Welle durchmachen muss, als dass sie noch verhindert werden kann.
Die Minderheit derjenigen, die sich partout nicht gegen Corona impfen lassen will, wird empört den Kopf schütteln. Sie hat auch einen gewichtigen Punkt: Warum wird die Freiheit gesunder Bürgerinnen und Bürger derart eingeschränkt? Es ist die Tücke des Erregers, dass Angesteckte nach der Infektion einige Tage symptomfrei sind und dadurch, ohne es zu wissen, das Virus an andere übertragen können. Aus diesem Grund ist es zumutbar, einen negativen Test zu verlangen. Dass aber künftig sogar Negativ-Getestete der Besuch im Wirtshaus verwehrt werden soll, geht zu weit. Schließlich verlässt sich der Staat auch in den Schulen auf die Aussagekraft der Tests. Jens Spahn hat mit seinem Konzept den schmalen Grat zwischen Freiheit und Sicherheit verlassen.