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Kommentar: Jens Spahn: Am Teflon-Minister perlt alles ab

Kommentar

Jens Spahn: Am Teflon-Minister perlt alles ab

Stefan Lange
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    Bundesgesundheitsminister Spahn ist trotz aller Pannen ein fröhlicher Politiker geblieben.
    Bundesgesundheitsminister Spahn ist trotz aller Pannen ein fröhlicher Politiker geblieben. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Wenn sich ein gewählter Volksvertreter eine Millionen-Villa zulegt, als Minister im Amt einige Fehler produziert, von der Kanzlerin gerügt und vom Koalitionspartner unter Dauerbeschuss genommen wird, dann liegt der Gedanke an ein jähes Karriereende nahe. Nicht so bei Jens Spahn. Der CDU-Politiker hat sich die Bezeichnung verdient, die einst Angela Merkel zugesprochen wurde: Er ist der Teflon-Gesundheitsminister, an ihm perlt alles ab. Der Beliebtheit des 41-Jährigen tut das, wie bei Merkel, erstaunlicherweise keinen Abbruch. Die Gründe sind vielfältig.

    In der CDU kann sich Spahn auf eine enorm große Beliebtheit und ein großes Netzwerk stützen. Wer den Minister Spahn von heute verstehen will, kann aus seinen Anfangszeiten lernen. Als der früh verstorbene Philipp Mißfelder die Junge Union anführte, waren Spahn und er die Stars des christdemokratischen Nachwuchses. Nach Partei- und Deutschlandtagen saßen beide noch bis in die frühen Morgenstunden in den Hotelbars, hielten Hof für Mitglieder und Journalisten. Man war gut angezogen, sprachlich versiert, hatte für andere Meinungen ein spöttisches Lächeln übrig. Beide waren überzeugt, sich das leisten zu können. Sie investierten viel Arbeitszeit, waren wenig angreifbar, weil sie sich in den relevanten politischen Themen auskannten.

    Spahns Millionen-Villa regt viele nicht auf

    Spahn hat sich das über die Jahre bewahrt. Dass er sich zusammen mit seinem Ehemann ein sehr teures Haus gekauft hat, finden viele seiner Fans sogar noch richtig gut. Geld zu haben und es zu zeigen, ist in der CDU nichts Schlimmes. Der Rest der Republik ist ein bisschen Glamour offenbar auch zugetan. Auf der Beliebtheitsskala des ZDF-Politbarometers musste Spahn zwar gerade 0,3 Punkte abgeben. Er liegt aber immer noch unter den Top-Ten. Auf der Habenseite kann Spahn verbuchen, dass er in seinen Jahren als Gesundheitspolitiker und als Finanz-Staatssekretär eine fachliche Arbeit leistete, die selbst bei Teilen der Opposition auf Anerkennung stieß.

    Jens Spahn kann Fehler machen, wie er will. Es schadet ihm nicht.
    Jens Spahn kann Fehler machen, wie er will. Es schadet ihm nicht. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Damit ließe sich unterm Strich erklären, warum Spahns lange Pannenliste keine Folgen hat. Impfstoffe und Schnelltests kommen nur zögerlich ins Land? Die millionenteure Corona-Warn-App funktioniert nicht? Ein Dinner mit Unternehmern und einer Corona-Infektion als Nachtisch? Die Reform der Pflege dauert Jahre und ist dann nur Stück-, nicht aber das erhoffte Meisterwerk des Gesundheitsministers? Die Weitergabe angeblich minderwertiger Masken an Bedürftige? Egal. All das hinterlässt ein paar Beulen, aber keine dauerhafte Verletzung.

    Jens Spahn kann auch noch Kanzler werden

    Die jüngste Kritik des Bundesrechnungshofes, sein Ministerium habe viel zu hohe Preise für Masken an Apotheker bezahlt, tut Spahn ebenfalls mit großen unschuldigen Kulleraugen ab. Man habe eben schnell handeln müssen, keine Erfahrungswerte gehabt und da könnten Fehler passieren – mit dieser Argumentation hat Spahn bislang sämtliche Kritik an seinem Corona-Management erfolgreich gekontert. Sein bemerkenswerter Satz „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ war, man weiß es jetzt, zum Großteil auf ihn selbst gemünzt.

    Spahn wird der Politik trotz aller Fettnäpfe erhalten blieben. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet, den Spahn strategisch geschickt und trefflich vorausschauend schon früh unterstützte, plant weiter mit ihm. Er kann, sollten CDU und CSU die Wahl gewinnen, Superminister werden oder ein mächtiger Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Später dann Bundeskanzler. Es ist derzeit kein Problem denkbar, das ihn ausbremst. Spahn könnte seine politische Karriere höchstens selbst stoppen. Wenn er einen Job in der Wirtschaft übernehmen würde beispielsweise. Ausgeschlossen ist das nicht. Es gibt schließlich immer eine schicke Villa, die noch größer ist.

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