Feste und Feiern – sie gliedern das Jahr, sie gliedern das Leben. Man könnte den Lebensweg eines Menschen als Folge von Festen beschreiben – von der Taufe bis zum Leichenschmaus. Der Kampf gegen das Corona-Virus hat im Frühjahr den Zyklus unterbrochen. Hochzeiten, runde Geburtstage, Jubiläen und Volksfeste waren verboten. Das Leben wurde stiller, ärmer. Inzwischen darf zumindest privat wieder gefeiert werden, wenn auch mit Einschränkungen. Doch damit könnte es bald schon wieder vorbei sein.
Jens Spahn fordert, dass die Länder ihre Regeln für Veranstaltungen prüfen
Angesichts steigender Neuinfektionen hebt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnend den Zeigefinger und warnt vor großen Festen. Sie sind im ganzen Land immer wieder die Ursache für Neuausbrüche der Seuche. Spahn fordert, dass die Bundesländer ihre Regeln für die zulässige Größe von Veranstaltungen überprüfen müssten. Das ist noch kein Zurück zum strengen Festverbot, aber der erste Schritt dahin. Weitere müssen nicht zwingend folgen, denn die Gesellschaft weiß heute besser als noch vor wenigen Monaten, wie sie mit der Bedrohung umgehen muss. Die Frage ist: Hält sie sich auch an dieses Wissen oder wird sie leichtsinnig?
Zweite Welle: Noch einmal auf Feiern zu verzichten, wäre ein hohes Opfer
Jetzt im Sommer ist es leicht zu feiern: Menschen können sich in großer Runde draußen treffen. Im Freien sinkt das Infektionsrisiko deutlich. Kommen die Gäste drinnen zusammen, können zumindest die Fenster aufgerissen werden, um für eine gute Durchlüftung zu sorgen. Aber die Ekstase bleibt natürlich gefährlich. Wenn der Abstand am Abend kleiner wird, die Leute zusammenrücken, tanzen und singen, haben die Erreger leichtes Spiel. Es ist schwer, sich bei einem ausgelassenen Fest zurückzunehmen und auf Abstand zu gehen. Geboten ist es trotzdem, sonst müssen Jens Spahn und die Länder womöglich noch einmal die Spaßverderber geben.
Für das Feiern gilt besonders: Es kommt auf das Verhalten des Einzelnen an. Feiern heißt Menschsein. Noch einmal darauf zu verzichten, wäre ein hohes Opfer. In den warmen Monaten muss es nicht erbracht werden. Nach dem goldenen Oktober stellt sich die Sache wieder anders da. Aber auch das ist eine Lektion der letzten Monate. Nichts ist sicher, wir müssen uns immer wieder neu anpassen. Wenn wir nicht das nicht tun, zahlen alle im Herbst die Rechnung.
Lesen Sie dazu auch unseren Live-Blog rund um das Coronavirus.
- Jens Spahns Vier-Millionen-Villa wird zum Politikum
- Reisewarnung löst Panik auf Mallorca aus: "Können gleich ganz dichtmachen"
- Panne in Bayern: 46 positiv Getestete noch nicht gefunden
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.