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Kommentar: Europa macht sich mit seiner Afrikahilfe unglaubwürdig

Kommentar

Europa macht sich mit seiner Afrikahilfe unglaubwürdig

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist eben erst von einer dreitägigen Afrikareise zurückgekehrt.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist eben erst von einer dreitägigen Afrikareise zurückgekehrt. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Afrika? Kümmern wir uns doch drum. So lautet offenbar die Devise einer Bundesregierung, die sich manches vorhalten lassen will, ganz sicher aber nicht: mangelndes Interesse am afrikanischen Kontinent. Das Kanzleramt ist sehr stolz auf seinen „Compact mit Africa“ und die gerade verabschiedeten „

    Nur stellt sich die Frage: Wozu all die Pläne? Und: weiß die eine Behörde überhaupt, was die andere macht? Leider lässt sich auf beide Fragen keine klare Antwort geben. Der aktuelle Afrika-Fokus der Berliner Politik erinnert an die Debatten zur „Fluchtursachenbekämpfung“ auf dem Höhepunkt der Debatten zur Migrationspolitik. Alle finden das irgendwie wichtig und richtig. Doch niemand weiß so genau, was man wann wirklich erreichen will.

    Afrikas Bevölkerung soll sich Hochrechnungen zufolge bis zum Jahr 2050 verdoppeln

    Wie wichtig Afrika ist, muss man eigentlich nicht betonen, dennoch ein Versuch: Im Jahr 2050 wird der Kontinent, 55 Länder stark, Hochrechnungen zufolge rund ein Fünftel der Weltbevölkerung stellen. Die Bevölkerung soll sich bis dahin verdoppeln, auf rund 2,5 Milliarden Menschen, davon etwa die Hälfte weniger als 25 Jahre alt.

    Längst bietet Afrika keineswegs nur Deprimierendes: sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befinden sich dort. Von wichtigen Rohstoffen ganz zu schweigen, auch deswegen kauft vor allem China sich seit Jahren strategischen Einfluss quer über den Kontinent zusammen.

    Dennoch bleiben vor allem die Herausforderungen gewaltig, das zeigen die traurigen Entwicklungen im Hoffnungsland Südafrika. Viele junge Afrikaner werden jedes Jahr viele Millionen neuer Jobs brauchen, um Perspektiven zum Bleiben zu haben. Das erklärt natürlich das aktuelle deutsche Interesse - weil in der deutschen Politik die Angst umgeht, diese Menschen könnten sich schon bald nach Deutschland aufmachen.

    Südafrika wählt neues Parlament: Eine Frau spricht bei einer Veranstaltung des Kongresses der Südafrikanischen Gewerkschaften.
    Südafrika wählt neues Parlament: Eine Frau spricht bei einer Veranstaltung des Kongresses der Südafrikanischen Gewerkschaften. Foto: Antoine Chauvel, dpa

    Was Afrika helfen könnte, wissen Experten eigentlich seit langem. Es geht um einen klugen Mix aus klassischer Entwicklungshilfe - denn ohne die werden gerade die schwächten Länder des Kontinents, wo die Bevölkerung besonders schnell wächst, nicht auskommen. Daneben treten muss aber moderne Entwicklungspolitik, vor allem in Form marktwirtschaftlicher Anreize. Bislang sind etwa nur wenige Tausend deutscher Unternehmen überhaupt in Afrika tätig. Handelsschranken, die immer noch gelten, müssten fallen, kluge Steuerpolitik und innovatives Planungsrecht Investitionen in Afrika leichter machen. Und demokratische Leuchttürme - zu sehen etwa in Ländern wie Äthiopien - gilt es gezielt zu fördern.

    Hilfe für Afrika - Europa hat ein Glaubwürdigkeitsproblem

    Was dem im Wege steht? Die Aufmerksamkeitsökonomie der Politik. Afrika-Politik ist nicht sexy, sie dauert und birgt viele Rückschläge, wie das Beispiel Südafrika zeigt. Außerdem schleppt Europa stets ein Glaubwürdigkeitsproblem mit sich herum. Nicht nur wegen der Kolonialgeschichte, sondern auch weil Afrika so lange ganz unten auf der Prioritätenliste stand - und auch, da aktuell bei Flüchtlings-„Deals“ mit autokratischen Regierungen auf dem Kontinent demokratische Prinzipien nicht so wichtig wirken.

    Vielleicht ist dieses Glaubwürdigkeitsproblem das größte Problem der deutschen Afrikapolitik. Gerade deshalb wäre es besonders wichtig - nicht nur über Afrika zu reden, wenn afrikanische Flüchtlinge an unserer Grenze stehen.

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