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Kommentar: Die SPD vor der Wahl: Keine Spur von Aufbruch bei Olaf Scholz

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Die SPD vor der Wahl: Keine Spur von Aufbruch bei Olaf Scholz

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    Beim SPD-Parteitag wurde Olaf Scholz von den 600 Delegierten als Kanzlerkandidat bestätigt.
    Beim SPD-Parteitag wurde Olaf Scholz von den 600 Delegierten als Kanzlerkandidat bestätigt. Foto: Soeren Stache, dpa

    Die SPD hat vieles richtig gemacht. Sie kürte Olaf Scholz vor Monaten schon zu ihrem Kanzlerkandidaten. Sie vermeidet schädliche Machtkämpfe auf offener Bühne, ihr Wahlprogramm ist fertig und der Wahlkampf in Ruhe vorbereitet. Die Welt könnte schön sein für die SPD, da jetzt auch der neue US-Präsident Joe Biden sozialdemokratische Politik macht. Die Welt ist für die Genossen aber nicht schön, sie ist sogar bedrohlich.

    Trotz Geschlossenheit und solider Vorbereitung liegt die SPD in den Umfragen bleiern in der toten Zone zwischen 14 und 16 Prozent. Von Aufbruch ist nichts zu spüren.

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    Scholz will das jetzt ändern, er hat auf dem Parteitag den großen Wandel beschworen und sich als Mann inszeniert, der diesen Wandel weitgehend schmerzfrei gestalten wird. Ob das reicht, um Zuversicht und Begeisterung zu wecken, ist unklar. Bislang blieb er blass und drang nicht durch, was auch am offenen Machtkampf zwischen Armin Laschet und Markus Söder bei der Union lag. Und am stillen, aber spannenden Duell bei den Grünen, in dem sich Annalena Baerbock durchsetzte.

    Scholz will die Wähler als seriöser und verlässlicher Finanzminister in schweren Zeiten überzeugen. Er rüttelt nicht wie Gerhard Schröder kraftvoll am Zaun des Kanzleramtes, sondern gibt sich als eine Art Merkel in Männergestalt. Motto: Sie kennen mich. Angela Merkel ist mit ihrer kontrollierten Art nach 16 Jahren an der Macht immer noch äußerst beliebt, aber sie hört jetzt auf, und in der Pandemie sind auch die Schwächen ihres Politikstils deutlich geworden.

    Olaf Scholz wird in seinem Leben kein großer Menschenfischer mehr werden wie Barack Obama. Aber wenn er die Herzen nicht stärker anrührt, bleibt die SPD im Keller. Die Partei könnte diesen Makel ausgleichen, indem sie dem Kanzlerkandidaten bekannte Genossen an die Seite stellt, die die Menschen bewegen.

    Doch die SPD hat nicht viele davon in der ersten Reihe. Familienministerin Franziska Giffey will Berliner Bürgermeisterin werden, Manuela Schwesig und Malu Dreyer wollen (vorerst?) Ministerpräsidentinnen bleiben. Sie werden in der nächsten Bundesregierung keine Rolle spielen. Kevin Kühnert könnte diese Lücke füllen. Die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans dagegen haben es bislang noch nicht einmal geschafft, überhaupt nur bekannt zu werden – und im Willy-Brandt-Haus ist man froh, dass sie sich zurückhalten.

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    Verhängnisvoller als der fehlende Empathiefaktor in der Person des Kanzlerkandidaten ist seine fehlende Machtperspektive. Selbst wenn die SPD die Grünen überholte, drohte Rot-Rot-Grün verlässlich an der Linken zu scheitern, deren orthodoxer Flügel die Nato für ein Kriegsbündnis hält. Die Ampel mit Grünen und FDP wäre sowohl für die SPD, als auch für die FDP eine emotionale Herausforderung.

    Aber wahrscheinlich wird es gar nicht die SPD sein, die über die Bündnisse nach der Wahl entscheidet. Die stärkste Partei hat das Initiativrecht – und das werden entweder die Union oder die Grünen haben. Wenn sich die Stimmung nicht komplett dreht, werden sich potenzielle SPD-Wähler fragen, was ihre Stimme wert ist. Derzeit sieht es danach aus, dass es höchstens für die Rolle des Juniorpartners reicht. Attraktiv ist das nicht.

    Fünf Monate vor der Wahl hat Olaf Scholz einen schweren Stand. Die Hoffnung ist, dass der Zank zwischen Söder und Laschet die Union schwer beschädigt und die Wähler am Ende der ganzen Erfahrung des amtierenden Finanzministers mehr vertrauen als Annalena Baerbock mit ihren 40 Jahren. Das kann so kommen, die Chance dafür ist jedoch gering.

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