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Kommentar: Corona-Desaster: Die Populisten lassen die Masken fallen

Kommentar

Corona-Desaster: Die Populisten lassen die Masken fallen

Michael Stifter
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    US-Präsident Donald Trump trägt inzwischen auch ab und zu einen Nasen-Mundschutz.
    US-Präsident Donald Trump trägt inzwischen auch ab und zu einen Nasen-Mundschutz. Foto: Patrick Semansky, dpa

    Es ist einfach, nun mit einer Wir-haben-es-doch-immer-schon-gesagt-Attitüde auf die politischen Aufschneider dieser Welt herabzuschauen. Auf Donald Trump, der glaubte, das Coronavirus mit dem üblichen Rezept aus Aggression, Lügen und Ignoranz besiegen zu können. Der nun erklären muss, warum in den USA fast 150.000 Menschen gestorben sind. Auf Boris Johnson, der überheblich auf die drastischen Maßnahmen in Europa schaute – und erst einmal gar nichts tat. Der später selbst auf der Intensivstation landete und Großbritannien zum Corona-Hotspot Europas werden ließ. Auf Jair Bolsonaro, der breitbeinig tönte, die Brasilianer würden dem Virus wie Männer gegenübertreten. Der über Schutzmasken lachte, sich selbst ansteckte und nun verantworten muss, dass sein Land zum Epizentrum der Pandemie in Südamerika wurde.

    Dass radikales Geschwätz keine Probleme löst, wussten wir schon

    Doch nicht nur die menschlichen Tragödien hinter den Statistiken verbieten jede Art von Besserwisserei. Es bringt auch einfach nichts, die Beweisführung antreten zu wollen, dass populistisches Geschwätz keine Probleme löst. Das wussten wir auch schon vorher. Das wissen sogar die meisten Wähler radikaler Parteien. Abgesehen davon sind deren Anhänger für Fakten oder Argumente ohnehin kaum zugänglich. Und so ist es längst nicht sicher, dass der weltweite Siegeszug des Populismus tatsächlich dem Virus zum Opfer fällt.

    Ja, das Versagen der demaskierten Egomanen mag dem einen oder anderen die Augen geöffnet haben. Die heraufziehende Wirtschaftskrise, die Existenzangst von Millionen Menschen könnten aber genauso gut zum nächsten Konjunkturprogramm für die Vereinfacher und Hetzer werden. Was also können wir aus diesem Drama lernen?

    In erster Linie sollten wir uns fragen, warum die plumpen Auftritte von Männern wie Trump, Johnson oder Bolsonaro auf derart fruchtbaren Boden fallen. Dass die giftige Saat aufgeht, hängt vor allem mit einer tief sitzenden Politikverdrossenheit zusammen. Zu viele Menschen haben tatsächlich das Gefühl, dass ihre persönlichen Sorgen und Nöte für das Regierungshandeln keine besondere Rolle spielen. Dass es nur um Macht geht, um Karrieren, Eitelkeiten oder um Profit. Sie sind empfänglich für Leute, die ihnen versprechen, endlich mal richtig aufzuräumen. Die Tabus brechen und Diplomatie für Teufelszeug halten.

    Populisten nutzen den Boden, gedüngt wird er auch von anderen

    Populisten nutzen diesen Boden. Gedüngt wird er aber auch von anderen. Von Staatschefs, die mehr mit Stimmungen als mit Inhalten Politik machen. Nehmen wir den EU-Gipfel, auf dem es manchem nach dem Verhandlungsmarathon weniger um das Ergebnis ging als darum, dieses Ergebnis als persönlichen Triumph zu verkaufen. Den Boden für Populisten bereiten aber auch Koalitionen, die sich jahrelang mit Kleinigkeiten aufhalten, anstatt die großen Probleme anzugehen. Nehmen wir den irren Dauerstreit um den aufgeblähten Bundestag, in dem jede Partei nur auf ihren eigenen Vorteil aus ist. Auch die Medien sollten sich hinterfragen, ob jede Debatte zum großen Zoff stilisiert werden muss, weil das mehr Aufmerksamkeit bringt. Unsere Aufgabe ist es, Missstände aufzudecken, politisches Kalkül zu enttarnen, aber eben nicht, Skandale und Probleme herbeizuschreiben.

    Es geht gerade ums Wesentliche - das spüren viele Menschen

    Corona kann zum Wendepunkt unserer Zeit werden. Es geht gerade ums Wesentliche – das spüren viele Menschen. Die Welt verändert sich und wir haben durchaus Einfluss darauf, wie sie künftig aussehen wird. Populisten sind nicht mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. Man muss ihnen den Boden entziehen. In den vergangenen Monaten hat Politik gezeigt, wozu sie in der Lage ist, wenn es darauf ankommt. Der Anfang ist gemacht.

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