Die internationalen Pressestimmen zu US-Präsident Trumps Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, reichen von Unverständnis bis zu harscher Kritik. Die spanische Zeitung El Pais spricht von einer "Breitseite", die Trump wieder einmal abgefeuert habe, ein dänisches Blatt spricht Trumps Entscheidung "Verstand und Logik" ab. Ein Überblick über die Reaktionen in den Medien:
"Mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt von Israel bricht US-Präsident Donald Trump auf brutale Weise mit einem internationalen Konsens. Was er damit erreichen will, bleibt völlig im Dunkeln.(...)" De Tijd (Belgien)
Donald Trumps Ankündigung der Botschaftsverlegung und seine Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels zerreißen ein zerlesenes Kapitel im Handbuch der amerikanischen Außenpolitik. (...) Mit diesem riskanten Schritt löst er ein Wahlkampfversprechen ein und er signalisiert zugleich, dass ihm die Beziehung zu Israel wichtiger ist, als ein Friedensabkommen im Nahen Osten. Times (Großbritannien)
"Dieser neue Schritt Trumps, den zuvor kein Präsident in der amerikanischen Geschichte zu gehen wagte, könnte ernsthafte Folgen für sein Image und seine Politik in der arabischen und islamischen Welt nach sich ziehen. Das könnte auch das endgültige Scheitern des Friedensprozesses im Nahen Osten bedeuten. Gleichzeitig könnte es aber auch zu einer Stärkung des Irans führen, der darin eine neue Chance sieht, sich als Hauptbeschützer der Palästinenser zu sehen." Kommersant (Russland)
Pressestimmen: Trumps Entscheidung fehlt Verstand und Logik
"Trumps Entscheidung, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, fehlt der Verstand und die Logik. Trump trägt wieder zu einer instabileren Welt bei." Politiken (Dänemark)
"Keine Seite (Israel oder die Palästinenser) will verhandeln. Extremisten in beiden Lagern beobachten genau, dass keine Zugeständnisse gemacht werden. Eine US-Botschaft zu verlegen, ist jedoch nicht der Schlüssel für das Schloss. Es besteht das Risiko, dass wütende Proteste von Palästinensern eine neue Spirale der Gewalt auslösen und zu gefährlichen Konsequenzen für den gesamten Nahen Osten führen." Dagens Nyheter (Schweden)
"Aus historischer Sicht scheint die Entscheidung von Donald Trump richtig. Aber sie ist es nicht. Aus ganz einfachem Grund: Historische Argumente gehören in die Historie, ihre Relevanz für das reale Leben der Gegenwart ist begrenzt. Und die Realität ist eben so, dass Jerusalem heilige Stadt mehrerer Religionen und Symbol mehrerer moderner Nationalismen ist, die dafür bereit zum Blutvergießen sind." Dennik N (Slowakai)
"Oft ist es schwierig, hinter den Entscheidungen Trumps Rationalität ausfindig zu machen. Doch lassen wir es auf einen Versuch ankommen: Der US-Präsident steht bedingungslos an der Seite Israels, ist zumindest kein Heuchler, behauptet nicht, wie sehr er mit den Palästinensern mitempfindet - er empfindet für sie gar nichts -, spielt nicht den Unparteiischen - er ist keiner - und er tut auch nicht so, als wäre er der Weihnachtsmann, der in seinem adrett zugebundenen Sack ein Friedensabkommen hat - sorry, Kinder, hat er nicht. Friede ist nicht möglich - folgen wir weiter der selben Logik -, denn selbst in den Grundfragen gibt es keine Lösung. Die Lösung ist, dass es keine Lösung geben wird." Magyar Idök (Ungarn)
"Präsident Donald Trump hat erneut auf jede Vorsicht verzichtet und mit einem Zwinkern in Richtung seiner radikalsten Wähler beschlossen, eine weitere seiner Breitseiten abzufeuern - und das in einem Szenario, das ein echtes Pulverfass ist. Ohne auf die Bitten und Appelle politischer und religiöser Führer aus aller Welt zu hören, provoziert Trump so öffentlich die palästinensische Gemeinschaft und damit auch die gesamte arabische Welt im Nahen Osten." El Pais (Spanien)
"Ein wahrer Sieg der Hardliner in Washington und in Jerusalem"
Der Würfel ist gefallen: das Nachspiel möglicherweise explosiv. Donald Trump hat sein Wahlversprechen gehalten und verkündet, dass die Vereinigten Staaten Jerusalem als "Hauptstadt Israels" anerkennen (...). Trump präsentiert seinen Schachzug wieder einmal als Bruch mit den vergangenen Administrationen." Corriere della Sera (Italien)
"Jeder Staat habe das Recht, seine Hauptstadt selbst zu bestimmen. Warum indes gilt das nicht für die Palästinenser? Trump hätte Jerusalem ebenso gut als geteilte Hauptstadt Israels und eines künftigen palästinensischen Staates anerkennen können. So schön Trump sein explosives Weihnachtsgeschenk zu verpacken versuchte, diese historische Wende in der amerikanischen Außenpolitik ist nicht nur für die gesamte muslimische Welt schmerzhaft, sondern entfremdet auch die europäischen Partner weiter von Washington." NZZ (Schweiz)
"Es ist ein wahrer Sieg der Hardliner in Washington und in Jerusalem.(...) Er (Trump) spielt sein Spiel im Alleingang und betreibt eine Politik des Unilateralismus, die das Markenzeichen seiner Präsidentschaft ist. (...)" La Montagne (Frankreich) (AZ)
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