Angesichts der Corona-Gefahr mahnen die Gesundheitsbehörden in diesem Jahr besonders eindringlich zur Grippeimpfung. Warum?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürchtet, dass das Gesundheitssystem überlastet wird, sollten eine schwere Grippewelle und die befürchtete Zunahme von Corona-Fällen zusammenkommen. Ziel der staatlichen Gesundheitsstrategie für diesen Winter sei es, dass beide Krankheiten in diesem Winter so wenig wie möglich auftreten. Die Grippe-Impfung bietet für Spahn gleich dreifach Schutz: „Für mich selbst, für die Mitmenschen und für das Gesundheitssystem.“
Wer soll sich impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen über 60-Jährigen, Menschen, die chronisch krank sind oder an besonderen Vorerkrankungen leiden, Schwangeren, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen die Impfung. Auch Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten oder mit Angehörigen von Risikogruppen zusammenleben, sollen sich die Spritze geben lassen.
Wie gefährlich ist die Grippe?
Die Influenza oder echte Grippe ist nicht zu verwechseln mit einer Erkältung, dem harmloseren, so genannten grippalen Infekt. Sie kann bei schwerem Verlauf bis zum Tod führen und ist meldepflichtig, so Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI). Grippewellen gibt es seinen Angaben zufolge jeden Winter, meist beginnen sie um den Jahreswechsel und erreichen Ende Februar/Anfang März ihren Höhepunkt, bevor sie wieder abklingen. Doch die Verläufe unterscheiden sich von Jahr zu Jahr. Sie können mild sein, aber auch sehr heftig, wie im Winter 2017/18. Damals mussten 60.000 Menschen wegen Grippe ins Krankenhaus, rund 25.000 Menschen starben.
Was hilft gegen eine Ansteckung?
Gegen eine Infektion mit Grippe wie mit dem Coronavirus hilft laut RKI: Abstand halten, regelmäßiges Händewaschen und das Tragen von Masken in bestimmten Situationen. Regelmäßiges Lüften wird ebenfalls empfohlen. Während aber gegen Corona noch kein Impfstoff verfügbar ist, gibt es bereits seit Jahrzehnten einen gegen Grippe. „Ein mächtiges Instrument“, sagt RKI-Chef Wieler. Da immer wieder neue Grippeviren auftreten, kann ein Impfung nicht in allen Fällen vor einer Erkrankung schützen. In der Regel sorgt sie aber selbst bei neuen Virustypen für einen milderen Verlauf der Krankheit. RKI-Chef Wieler hofft: „Wenn sich viele impfen lassen, dann können wir die Welle flach halten.“
Wie hoch sind die Chancen, dass sich die Grippe in diesem Winter im Zaum halten lässt?
Lothar Wieler berichtet von erfreulichen Beobachtungen, etwa in Australien oder Neuseeland. Auf der Südhalbkugel erreiche die Grippewelle gewöhnlich ihren Höhepunkt, wenn bei uns Sommer ist. In diesem sei sie allerdings laut fast komplett ausgefallen. Der RKI-Chef führt dies vor allem auf die Corona-Infektionsschutzmaßnahmen zurück.
Wird der Grippe-Impfstoff ausreichen?
Befürchtungen, dass es zu Engpässen beim Grippeimpfstoff kommen könnte, weist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zurück. Die Regierung habe insgesamt 26 Millionen Impfdosen bestellt, so viele wie nie zuvor. Diese würden aber nicht auf einmal ausgeliefert, sondern nach und nach. So könne es zwar zeitweise zu lokalen Engpässen kommen, insgesamt sei aber die Versorgung gesichert. Im vergangenen Jahr hätten sich 14 Millionen Deutsche gegen Grippe impfen lassen.
Was kostet die Impf-Aktion?
Für die Angehörigen der Risikogruppen zahlt die Krankenkasse die Impfung. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung rechnet mit Kosten von einer halben Milliarde Euro für diese Grippesaison. Davon entfallen 300 Millionen Euro auf die Impfstoffe, 200 Millionen Euro erhalten die Ärzte, die sie verabreichen. Erstmals dürfen in diesem Jahr ausgewählte Apotheken die Grippeschutzimpfung anbieten.
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