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Glosse: Frauen für Friedrich! Merz will sein Image wegtwittern

Glosse

Frauen für Friedrich! Merz will sein Image wegtwittern

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    Friedrich Merz will CDU-Chef und Kanzler werden.
    Friedrich Merz will CDU-Chef und Kanzler werden. Foto: dpa

    Eines muss man Friedrich Merz lassen: Er arbeitet konsequent an seinen Schwächen. Da sind zum Beispiel die Frauen, deren Herzen dem potenziellen CDU-Kanzlerkandidaten nicht gerade massenhaft und unkontrolliert zufliegen. Viele sehen in Merz einen der letzten Vertreter der Generation Testosteron in der Politik. Dabei gibt er sich redlich Mühe, dieses Etikett wegzutwittern. Nicht immer mit Erfolg.

    In der vergangenen Woche bedankte sich der CDU-Mann beispielsweise für "die große Zustimmung, die ich von vielen Frauen für meine Kandidatur bekomme" und verwies auf die real existierende Initiative "Wir Frauen für Friedrich Merz". Die Bewegung wird von einer Konstanzer Rechtsanwältin mit Spezialbereich "Wasserrecht im Bodenseegebiet" organisiert und besteht bislang im Wesentlichen aus einer Internetseite. Dort können Frauen unter verschiedenen Antwortmöglichkeiten auswählen, warum sie den 64-jährigen Sauerländer unterstützen. Zum Beispiel: "Weil er einfach der Richtige ist!"

    Am Weltfrauentag geht die Sache nach hinten los

    Auch den Weltfrauentag nutzte Merz, um öffentlich zu dokumentieren, dass er es ganz arg ernst meint mit der Gleichberechtigung. "Die CDU war übrigens die erste Partei, in der es Frauen bis an die Spitze geschafft haben – ganz ohne Quote", twitterte der schärfste Kritiker jener Frau, die es in der CDU bis an die Spitze geschafft hat – ganz ohne Quote.

    Nun muss man fairerweise sagen, dass Twitter so etwas ist wie eine immerwährende Schulhofkeilerei und die Reaktionen auf Politiker-Tweets oft nicht einmal das viel geschmähte Stammtischniveau erreichen. Doch so viel Polemik wie in den mehr als 500 Antworten auf das Bekenntnis der konservativen Ikone zum Weltfrauentag war selten. Auf einen Nenner gebracht lässt sich feststellen, dass man Merz die Rolle des Frauenverstehers nicht hundertprozentig abnimmt. Die frühere Grünen-Chefin Jutta Ditfurth zum Beispiel, auf

    Sektlaune beim Interview zur Flüchtlingskrise?

    Eine zweite Image-Dauerbaustelle, an der das Team Merz noch eifrig werkelt, ist die Sache mit dem Geld. Der Politiker mit Privatjet ("Ich spreche nicht gern darüber, dass ich Millionär bin – weil es nach Angeberei klingt.") verortet sich selbst in der "gehobenen Mittelschicht". Trotzdem wird er den Ruf des gefühlskalten, neoliberalen Managers nicht los. Umso ärgerlicher wurde für seine Leute der Live-Auftritt am Sonntagabend im ZDF. Während Merz über das Elend der Flüchtlinge in Griechenland sprach, fiel der Blick des Publikums unweigerlich auf die Holzkisten mit Prosecco für die gehobene Mittelschicht im Hintergrund. Wie die Bild lupenrein recherchiert hat, hatte Merz vor der Videoschalte in den Berliner Tennisclub 1899 Blau-Weiß, wo er an einer Spendengala teilnahm, die Flaschen eigens zweimal zur Seite räumen lassen. Dass sie am Ende dennoch zu sehen waren, versetzte allenfalls seine Kritiker in spontane Sektlaune.

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