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Frankreichs Präsident zu Gast bei Merkel: Hollande heute erstmals im Kanzleramt

Frankreichs Präsident zu Gast bei Merkel

Hollande heute erstmals im Kanzleramt

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    Neues europäisches Traumpaar: Nach der Amtseinführung von Frankreichs neuem Präsidenten François Hollande findet sein erstes Treffen mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel statt.
    Neues europäisches Traumpaar: Nach der Amtseinführung von Frankreichs neuem Präsidenten François Hollande findet sein erstes Treffen mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel statt. Foto: afp

    Eigentlich ist es nicht ungewöhnlich, dass die  erste Auslandsreise des neuen französischen Präsidenten nach Berlin führt. Neu ist allerdings der Streit, den sich beide Seiten im Vorfeld lieferten. Der Sozialist Hollande ging im Wahlkampf auf scharfen Konfrontationskurs zur CDU-Kanzlerin, die sich in dem Rennen um die französische Präsidentschaft demonstrativ auf die Seite Sarkozy's stellte.

    Ob Hollande auf Konfrontationskurs bleibt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen

    Merkel könne nicht gleichzeitig Eurobonds ablehnen, vorsichtig gegenüber einer Finanztransaktionssteuer sein und der Europäischen Zentralbank verbieten wollen, Geld direkt an die Staaten zu verleihen, polterte Hollande damals. "Es ist nicht Madame Merkel, die im Namen aller Europäer entscheidet." Mit Sätzen wie diesen warb er um die Stimmen derjenigen Wähler, die im Vorgänger Sarkozy "Merkels Marionette" sahen. Im Gegenzug stellte die Kanzlerin klar, dass eine Aufweichung des mühsam ausgehandelten Fiskalpakts undenkbar sei.

    Ob Hollande auf Konfrontationskurs bleibt, wird sich wohl erst in den kommenden Wochen zeigen. Im nächsten Monat stehen in Frankreich zunächst einmal Parlamentswahlen an, bei denen sich der linke Präsident auch eine linke Mehrheit in der Nationalversammlung sichern will. Ein zu großes Entgegenkommen in Richtung Berlin könnte dabei eher kontraproduktiv sein.

    Regierungssprecher Seibert: "Kein Gipfel der Entscheidungen"

    Am Dienstagabend jedenfalls sind weitreichende Beschlüsse kaum zu erwarten. "Das wird kein Gipfel der Entscheidungen", betonte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Die Kanzlerin selbst dämpfte die Erwartungen, das sei nur ein "Kennenlern-Gespräch". Nach dem CDU-Debakel in Nordrhein-Westfalen plagen Merkel ohnehin ganz andere Sorgen.

    Das hinderte beide Seiten freilich nicht daran, den Termin im Kanzleramt gründlich vorzubereiten. Nach Hollandes Erfolg am vorvergangenen Sonntag gehörte Merkel zu den ersten ausländischen Gratulanten. Seither waren die Arbeitsstäbe in Berlin und Paris damit betraut, die Positionen gründlich miteinander abzugleichen und nach Kompromisslinien zu suchen. Hollande bediente sich dabei auch des früheren außenpolitischen Beraters von CDU-Kanzler Helmut Kohl, Joachim Bitterlich. Der Diplomat verfasste für ihn ein Merkel-Dossier.

    Hollande gilt als Pragmatiker - damit könnte er zu Merkel passen

    Dass die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Parteienfamilien nicht zwingend eine Belastung für die deutsch-französischen Beziehungen sein muss, belegt die Vergangenheit. Der Sozialist François Mitterrand und der Christdemokrat Kohl arbeiteten genau so eng zusammen wie der Konservative Jacques Chirac und der Sozialdemokrat Gerhard Schröder.

    Und vom Wesen her verbindet Merkel gewiss einiges mehr mit dem vernunftgesteuerten Hollande als mit dessen hibbeligem Vorgänger Sarkozy. Beide gelten als nüchterne Pragmatiker, die stets auf der Suche nach Kompromissen sind. Aber wie sich die Sache entwickelt, weiß man letztlich natürlich nie. Fest steht jedenfalls, dass Hollande nach einem gemeinsamen Abendessen im Kanzleramt noch vor Mitternacht nach Paris zurückfliegen wird. dpa/AZ

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