Es ist erst ein Jahr her, da hätte Innenminister Horst Seehofer um ein Haar die Große Koalition an der Frage der Rückführung von Flüchtlingen in andere EU-Länder platzen lassen. Jetzt sagt der CSU-Politiker großzügig zu, in Italien gestrandete Migranten aufzunehmen. Was ist da passiert?
Erstens werden die Dinge heute realistischer beurteilt. Bei den Rückführungen, so hat sich gezeigt, ging es nicht um zehntausende Menschen, sondern eher um dutzende. Und die Zahl der Flüchtlinge, die nun aus Italien kommen könnten, bewegt sich in der Größenordnung von einigen hundert pro Jahr – durchaus verkraftbar.
Rom kann sich von Ex-Minister Salvini lösen
Zweitens leistet Seehofer der neuen Mitte-Links-Regierung Italiens einen Riesen-Gefallen und damit einen Beitrag zur Bekämpfung des Rechtsextremismus. Rom kann sich jetzt leichter von der menschenverachtenden Politik des Ex-Ministers Matteo Salvini lösen.
Seehofer wird nun von Kirchen und Flüchtlingshelfern gelobt, die ihn zuletzt hart kritisierten. Das erinnert an CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder und dessen neues Umwelt-Engagement, für das ihm sogar Grüne und Naturschützer Beifall zollen.
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