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Familie: In Deutschland fehlen fast 300.000 Kitaplätze

Familie

In Deutschland fehlen fast 300.000 Kitaplätze

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    Obwohl Bund, Länder und Gemeinden immer mehr in den Ausbau von Kindertagesstätten investieren, fehlen derzeit mehr als 293.000 Krippenplätze.
    Obwohl Bund, Länder und Gemeinden immer mehr in den Ausbau von Kindertagesstätten investieren, fehlen derzeit mehr als 293.000 Krippenplätze. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

    Deutschland kommt beim Kita-Ausbau nicht nach: Von 2015 auf 2016 stieg die Betreuungslücke bei unter dreijährigen Kindern trotz verstärkter Anstrengungen der Politik noch einmal deutlich an, wie Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zeigen, die am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP vorlagen. Insgesamt fehlten 2016 demnach fast 300.000 Kitaplätze.

    Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über die fehlenden Plätze berichtet. Der IW-Auswertung zufolge fehlten 2016 insgesamt 293.486 Betreuungsplätze, davon 262.436 in Westdeutschland und 31.050 in Ostdeutschland. Damit erhöhte sich deutschlandweit die Betreuungslücke innerhalb eines Jahres um fast 66.000 Plätze.

    Betreuungslücke vergrößerte sich in Bayern bundesweit am stärksten

    In den westdeutschen Bundesländern verringerte sich die Betreuungslücke von 2015 auf 2016 lediglich in Hamburg, in allen anderen Ländern stieg sie zum Teil sehr stark. Im Osten gab es nur in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern eine Abnahme.

    In absoluten Zahlen vergrößerte sich in Bayern die Betreuungslücke am stärksten. Dort fehlten 2016 gut 52.000 Plätze, um die Betreuungswünsche der Eltern zu erfüllen - 2015 waren es nur gut 33.000 fehlende Plätze gewesen. In Nordrhein-Westfalen gab es einen ebenfalls kräftigen Anstieg von gut 64.000 Plätzen auf rund 77.500.

    In Prozentpunkten ausgedrückt hat Bremen mit 20,2 Prozent die größte Betreuungslücke, etwas mehr als jedes fünfte Kleinkind findet dort trotz Wunsch der Eltern also keinen Betreuungsplatz. Es folgen Nordrhein-Westfalen mit 16,2 Prozent, Rheinland-Pfalz mit 16 Prozent und Niedersachsen mit 15,2 Prozent. Bayern kommt nach dem kräftigen Anstieg auf 14,9 Prozent - im Jahr 2015 war die vom IW ermittelte bayerische Quote noch mit 9,5 Prozent die zweitbeste in Westdeutschland.

    Schwesig: "Wir brauchen mehr Betreuungsplätze"

    Ende April hatte der Bundestag ein zusätzliches Investitionsprogramm für 100.000 neue Kitaplätze gebilligt. Damit sollen die Ausbauhilfen des Bundes für die Jahre bis 2020 um mehr als 1,1 Milliarden Euro aufgestockt werden. Allein für das laufende Jahr stehen laut Bundesfamilienministerium insgesamt fast zweieinhalb Milliarden Euro zur Verfügung.

    "Die Kita-Zahlen zeigen: Wir brauchen mehr Betreuungsplätze", erklärte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD). "Denn immer mehr junge Mütter und Väter möchten früher wieder in den Beruf zurückkehren, immer mehr Kinder werden geboren."

    Die Grünen-Familienpolitikerin Franziska Brantner nannte die Zahlen einen Beweis "für die halbherzige Familienpolitik der großen Koalition". Ein Rechtsanspruch allein reiche nicht aus - "nötig sind vor allem Investitionen in den Ausbau der Kitainfrastruktur".

    Deutscher Städtetag fordert zusätzliche Mittel von Bund und Ländern

    Der Linken-Experte Norbert Müller forderte "ein Kitaqualitätsgesetz mit einer stärkeren Beteiligung des Bundes an den Kitakosten". Gleichzeitig müsse die Erzieherausbildung besser gefördert werden, erklärte er.

    Die Präsidentin des Deutschen Städtetags, Eva Lohse, forderte von Bund und Ländern zusätzliche Mittel. Die Städte würden solange weitere Plätze schaffen, bis alle Kinder versorgt seien, sagte Lohse der "Saarbrücker Zeitung" laut einer Vorabmeldung. "Damit das gelingt, müssen Bund und Länder die Kinderbetreuung weiter finanziell fördern."

    In einer gemeinsamen Erklärung forderten derweil 30 Organisationen bundesweit einheitliche Qualitätsstandards für Kitas. Auf den zu begrüßenden, eingeschlagenen Weg zur Verbesserung der Qualität müssten nun weitere Schritte mit konkreten Zielen, die auch die Finanzierung beinhalten, folgen, erklärte das Zukunftsforum Familie für die Organisationen. afp/AZ

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