Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

EU und Großbritannien: Nach dem Brexit: Diese Optionen haben die Briten jetzt

EU und Großbritannien

Nach dem Brexit: Diese Optionen haben die Briten jetzt

    • |
    Durch den Brexit muss London die Beziehungen zur EU neu verhandeln.
    Durch den Brexit muss London die Beziehungen zur EU neu verhandeln. Foto: Federico Gambarini/Archiv (dpa)

    Bei der EU ging es Großbritannien schon immer vor allem um die Wirtschaft und den Zugang zum Binnenmarkt. Mit der politischen Zusammenarbeit hat London von jeher Probleme. Es nahm deshalb nur punktuell an der Innen- und Justizpolitik teil und blockiert eine eigene

    "Halbe" EU-Mitgliedschaft nach dem Norwegen-Modell

    Großbritannien könnte Mitglied des seit 1994 bestehenden Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) werden. Durch ihn wird der EU-Binnenmarkt fast vollständig auf Norwegen, Liechtenstein und Island ausgedehnt. Im EWR mit derzeit 31 Staaten können also Waren und Dienstleistungen über Grenzen hinweg angeboten werden, Arbeitnehmer in jedem Mitgliedsland ihr Geld verdienen und Kapital ohne Hindernisse von Land zu Land transferiert werden. Hinzu kommt Zusammenarbeit in verwandten Politikbereichen wie Wettbewerb, Verkehr, Energie und Wirtschaftszusammenarbeit.

    Im Unterschied zur EU-Vollmitgliedschaft fehlen jedoch die Bereiche Agrar, Fischerei, Zollunion, Handel, Justiz- und Innen- sowie Außen- und Sicherheitspolitik. Auch EWR-Länder zahlen Mitgliedsbeiträge, die den Brexit-Befürwortern trotz des kräftigen "Briten-Rabatts" bei der EU bisher ein Dorn im Auge sind. Gleichzeitig hätte Großbritannien aber kein Stimmrecht und könnte keinen Einfluss auf die Weiterentwicklung der Binnenmarktregeln nehmen, sondern müsste diese klaglos übernehmen.

    Nach dem Brexit: "A la carte" wie die Schweiz?

    Die Schweiz ist wie Norwegen, Liechtenstein und Island Mitglied der Europäischen Freihandelszone EFTA, 1992 lehnten es die

    Die Verhandlungen über ein solches maßgeschneidertes Abkommen wären auch für Großbritannien höchst aufwendig. Die britische Regierung warnt vor "schlechten Kompromissen", die sie womöglich eingehen müsste. Denn London stünde dabei auch unter Zeitdruck, weil es nach den EU-Verträgen eigentlich nur zwei Jahre Zeit hat, um über die weiteren Beziehungen zur EU zu verhandeln, bevor seine Vollmitgliedschaft endet.

    Die WTO-Option: Handelsstatus wie Bangladesch oder Botsuana

    Tun oder erreichen die Briten nichts, würden sie nach dem EU-Aus lediglich auf ihre Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation WTO zurückfallen. Die Organisation mit 162 Teilnehmerstaaten bringt zwar auch mit der EU Handelserleichterungen, aber keinen Zugang zum Binnenmarkt - und trotz über die WTO vereinbarten Senkungen auch Zölle bei Einfuhren in die EU.

    Die WTO-Option, die Großbritannien im EU-Verhältnis auf eine Stufe mit Ländern wie Bangladesch oder Botsuana stellen würde, wird deshalb noch nicht einmal von den meisten Europaskeptikern ernsthaft in Betracht gezogen. Wie bei den beiden anderen Szenarien hätte Großbritannien auch keinen Zugang zu den Freihandelsvereinbarungen der EU mit anderen Staaten mehr. Auch die müsste London neu aushandeln.

    Einschätzung der britischen Regierung

    Das britische Finanzministerium hat Mitte April in einer Studie alle Optionen durchgerechnet - und sieht in allen Fällen deutliche Einbußen für Großbritanniens Wirtschaft und Bürger. Das Norwegen-Modell würde demnach binnen 15 Jahren zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,8 Prozent führen, die Schweiz-Option zu einem Minus von 6,2 Prozent und das WTO-Szenario zu einem Verlust von 7,5 Prozent.

    Auf die britischen Haushalte umgerechnet würden sich die Einbußen für eine Zusammenarbeit nach dem Norwegen-Vorbild London zufolge auf 2600 Pfund (3415 Euro) pro Jahr belaufen. Bei der Schweiz-Variante wären es 4300 Pfund und bei der bloßen WTO-Mitgliedschaft 5200 Pfund. Die Brexit-Befürworter haben diese Zahlen immer bestritten und erwarten nach "der Befreiung von den Fesseln der EU" eine positive Dynamik für die britische Wirtschaft.

    Mehr zum Brexit

    Live-Ticker: Briten stimmen laut Prognosen für den Brexit 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden