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Deutscher Bauerntag: Was haben Bayerns Bauern vom deutschen Bio-Boom?

Deutscher Bauerntag

Was haben Bayerns Bauern vom deutschen Bio-Boom?

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    Mehr als 11.000 Betriebe in Bayern haben bereits auf Bio-Produktion umgestellt.
    Mehr als 11.000 Betriebe in Bayern haben bereits auf Bio-Produktion umgestellt. Foto: dpa

    Der Ausbau der Bio-Landwirtschaft in Deutschland kommt voran, allerdings liegt das Ziel noch in weiter Ferne. Bis zum Jahr 2030 sollen 20 Prozent der Anbaufläche ökologisch bewirtschaftet werden – aktuell sind es trotz des Booms nur gut zehn Prozent. Immerhin ist die Öko-Landwirtschaft längst kein Randaspekt mehr. Bundesweit gibt es rund 35.400 Bio-Betriebe, die sich in eigenen Verbänden wie Bioland organisiert haben. Auch Bauernpräsident Joachim Rukwied räumte der Branche zum Auftakt des Deutschen Bauerntages eine wachsende Bedeutung ein. Er forderte von der Politik Verlässlichkeit und Planbarkeit, um gerade jungen Landwirten eine Perspektive zu geben.

    Erst im dritten Jahr darf der Bauer den vollen Bio-Preis verlangen

    Vor allem das finanzielle Risiko treibt Bauern um, die ihre Höfe umstellen wollen. Denn wer das tut, hat sofort weniger Ertrag, muss allerdings zwei Jahre biologisch wirtschaften, bis er auf dem Markt den vollen Bio-Preis für seine Produkte verlangen darf. Bayerns Bauernpräsident Walter Heidl betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, im bayerischen Naturschutzgesetz sei sogar eine Zielmarke von 30 Prozent verankert. Aktuell werden circa zwölf Prozent der Anbauflächen im Freistaat ökologisch bewirtschaftet.

    Heidl warnte zugleich davor, am Markt vorbei zu produzieren: „Wenn die Erzeugung von Öko-Lebensmitteln ohne entsprechende Nachfrage ausgebaut wird, entsteht ein Überangebot und die Preise brechen ein. Das würde gerade denen schaden, die jetzt schon Bio-Bauern sind.“

    Um den Absatz von heimischen Bio-Produkten anzukurbeln, wurde das Bayerische Bio-Siegel etabliert. Es steht dafür, dass sämtliche Zutaten eines Produktes nicht nur im Einklang mit der Natur, sondern auch regional erzeugt wurden. Denn auch das gehört zu den Hürden, die es noch zu überwinden gilt: Bio ist zwar längst in Discountern und Supermärkten als Massenware angekommen, aber Obst und Gemüse kommen oft aus dem Ausland – allein schon wegen der klimatischen Bedingungen.

    In der Fleischproduktion ist die Umstellung auf Bio besonders aufwendig

    Milchprodukte, Eier und Fleisch können bayerische Bauern liefern, doch in der Fleischproduktion ist die Umstellung auf Bio besonders aufwendig – und damit teuer. Insgesamt haben ökologisch erzeugte Lebensmittel im Handel einen Marktanteil von gerade einmal 6,4 Prozent. Deshalb denkt Bayerns Bauernpräsident an weitere Absatzmöglichkeiten – etwa in Kitas, Schulen, Kantinen oder Altenheimen. Heidl ist überzeugt: „Wenn die Nachfrage steigt und gleichzeitig auch die Preise zu den höheren Kosten im ökologischen Landbau passen, stellen weitere Landwirte um.“

    Foodwatch kritisiert Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner

    Dass der Staat Bio-Bauern mit Prämien unterstützt, reicht aus Sicht der Verbraucherorganisation Foodwatch nicht aus. „Nach 20 Jahren ist Bio immer noch Nische“, sagt ihr Gründer Thilo Bode. Statt sich mit Appellen an die Verantwortung der Kunden zu begnügen, sollte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner aus seiner Sicht einen Umbau der gesamten Landwirtschaft vorantreiben. Bodes radikaler Ansatz: „Wer die Umwelt schädigt, ob durch eine schlechte Klimabilanz oder durch Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger, muss dafür auch aufkommen. Das würde umweltfreundlich erzeugte Produkte relativ günstiger gegenüber Produkten machen, deren Herstellung hohe Umweltschäden verursacht.“

    Ministerin Klöckner bewertet die Lage optimistischer. „Der Trend ist stabil“, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag. Eine Fläche von umgerechnet mehr als 123.000 Fußballfeldern sei allein im vergangenen Jahr hinzugekommen – auch weil es sich für die Betriebe rechne.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Was die Bauern von der Autoindustrie lernen können

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