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Coronavirus: Jens Spahn überzeugt als Krisenmanager

Coronavirus

Jens Spahn überzeugt als Krisenmanager

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    Gesundheitsminister Jens Spahn sammelt derzeit als Corona-Krisenmanager Pluspunkte.
    Gesundheitsminister Jens Spahn sammelt derzeit als Corona-Krisenmanager Pluspunkte. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Es gibt einen Wesenszug an Jens Spahn, der ihm irgendwann politisch das Genick brechen könnte. Der CDU-Politiker packt zu, wo andere noch reden. Im politischen Betrieb, wo machtbewusste Politiker für das Absichern nach allen Seiten oftmals so viel Zeit verwenden, dass die eigentlichen Anliegen dabei völlig in den Hintergrund treten, kann das gefährlich sein. Im Kampf gegen das Coronavirus allerdings ist die Entscheidungsfreude des Gesundheitsministers von Vorteil. Spahn pflügt durch das Meer von Ängsten, Sorgen und ständig wechselnden Nachrichtenlagen. Er denkt, lenkt – und bekommt für sein Krisenmanagement mehrheitlich gute Noten.

    "Durch Haltung gewinnen. Mit Debatte verändern"– das ist Spahns Motto. Weil für Debatten vor dem Hintergrund des Viren-Alarms gerade nicht so viel Zeit ist, versucht sich Spahn vor allem in Haltung. Die mündet in klare Ansagen wie die, Versammlungen ab 1000 Menschen zu vermeiden. Das kommt an beim Wahlvolk. Immerhin zwei Drittel der Menschen sind laut ZDF-Politbarometer der Meinung, es werde genug gegen die Ausbreitung des Coronavirus getan.

    Kanzlerin Merkel sieht dem Treiben erstaunlich gelassen zu

    Diejenige, die Spahn am liebsten politisch beerbt hätte, sieht seinem Treiben gelassen zu. In den Augen vieler Beteiligter müsste sich Kanzlerin Angela Merkel viel stärker ins Coronavirus-Krisenmanagement einschalten. Die Regierungschefin ist in dieser Hinsicht bisher allerdings kaum aufgefallen.

    Das hat zum einen damit zu tun, dass die CDU-Politikerin ihrem Gesundheitsminister einiges zutraut. "Er schafft ’ne Menge weg." Dieser Satz von ihr, gesagt in der letzten Sommerpressekonferenz, war nicht nur oberflächliches Lob. In der Tat hat Spahn schon so einiges weggeschafft und traut sich auch an Themen ran, die bei Fachleuten im Gesundheitswesen regelmäßig den Blutdruck steigen lassen, etwa die schnellere Terminvergabe.

    Spahn, der in wenigen Wochen 40 wird, strahlt auf seine Art jugendlichen Übermut aus. Er provoziert und zeigt sich dann anschließend mit großen Augen ganz verwundert über die Kritik, die auf ihn einprasselt. Das hat Unterhaltungswert, den die Kanzlerin durchaus schätzt.

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    Andererseits ist es nicht Merkel, die ihren Kopf hinhalten muss, wenn sich das Coronavirus schnell ausbreitet. Sollte die Zahl von Todesfällen dramatisch steigen, wäre es allerdings mit Spahns gutem Ruf als Krisenmanager auch schnell wieder vorbei.

    Erste Kritik am Vorgehen des Ministers gibt es bereits. Vor allem dort, wo das Virus noch nicht zugeschlagen hat, wird Spahns Expertise in Zweifel gezogen. Sein Appell, Veranstaltungen ab 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern abzusagen, empfinden einige als willkürlich. Zumal Spahn hierbei nur Empfehlungen, aber keine verbindlichen Anweisungen geben kann. Die Absage von Großveranstaltungen ist Sache der örtlichen Behörden. Es könnte beispielsweise Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit des Ministers aufkommen, wenn das Fußballspiel zwischen den Bundesligisten Union Berlin und Bayern München vor Publikum stattfindet, andere Begegnungen als Geisterspiele ohne Fans angesetzt werden.

    Minister Spahn rechnet mit einem Anstieg der Corona-Infektionen

    Spahn bleibt oft nur der Appell: "Wir werden diese Situation bewältigen. Wenn wir alle mithelfen, zusammenhalten und einander auch unter Stress vertrauen", schrieb er in der Bild-Zeitung und malte gleichzeitig ein düsteres Zukunftsbild. So sei mit einem "weiteren Anstieg der Infektionen" zu rechnen. Oberstes Ziel sei es, den Ausbruch zu verlangsamen, bekräftigte Spahn.

    Wenn ihm das gelingt, könnte er der Held sein, der das Coronavirus in Deutschland in die Schranken gewiesen hat. Inklusive positiver Nebenwirkungen für seine weiteren Karriereambitionen, also den CDU-Vorsitz und die Kanzlerschaft. Breitet sich das Virus hingegen wie in Italien unkontrolliert aus, könnte die politische Karriere von Jens Spahn Schaden nehmen.

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