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Coronavirus: Delta-Variante: Wie sinnvoll ist dritte Corona-Impfung im Herbst?

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Delta-Variante: Wie sinnvoll ist dritte Corona-Impfung im Herbst?

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    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (links) mit RKI-Chef Lothar Wieler bei der Pressekonferenz.
    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (links) mit RKI-Chef Lothar Wieler bei der Pressekonferenz. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Seit einem halben Jahr wird in Deutschland gegen Corona geimpft, noch fehlt es an vielen Erst- und Zweitimpfungen. Doch Bundesregierung und die Wissenschaft denken bereits über dritte Impfungen für ältere oder chronisch kranke Menschen nach. Inzwischen haben etwa 44 Millionen Menschen oder rund 53 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine erste Impfung bekommen, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag in Berlin sagte. Den vollen Schutz mit der bei den meisten Impfstoffen nötigen zweiten Spritze haben demnach nun gut 28 Millionen Menschen oder 34 Prozent der Bürger erhalten.

    Für Risikogruppen könnte eine Auffrischungsimpfung im Herbst sinnvoll sein

    Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe an der Berliner Charité, sagte, die sich derzeit ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus erfordere eine "neue Phase der Impfkampagne", um eine sichere Rückkehr zur Normalität zu gewährleisten. Zum Glück seien wirksame Impfstoffe vorhanden, nun gelte es eine hohe Impfquote zu erreichen, dazu müssten auch Menschen angesprochen werden, die momentan noch zurückhaltend sind. Durch Mutationen bei der Delta-Variante des Virus könnten die bisher zugelassenen Vakzine einen etwas schlechterer Ansteckungsschutz bieten – wobei trotzdem ein guter Schutz vor schweren Erkrankungsverläufen gegeben sei. Personen mit schwachem Immunsystem könnten stärker gefährdet sein, trotz Impfung, sagte Sander.

    Gerade bei besonders vulnerablen Gruppen, etwa alten und chronisch kranken Menschen, werde teils ein nachlassender Impfschutz beobachtet, diese Gruppen wurden schließlich auch als erste geimpft. Für diese Personengruppen könne gegebenenfalls eine Auffrischungsimpfung in Herbst und Winter sinnvoll sein, so Sander. Auch für Mitarbeiter im Gesundheitswesen sei eine solche "Booster-Impfung" möglicherweise empfehlenswert. "Leider liegen dazu noch keine zuverlässigen Studienergebnisse vor", sagte Sander. Er sieht die Notwendigkeit, dazu Studien aufzulegen, dabei sollte geprüft werden, wie wirksam bestimmte Kombinationen verschiedener Impfstoffe sind.

    Spahn: Keine Verkürzung der Abstände zwischen Erst- und Zweitimpfung

    Für generelle Auffrischungsimpfungen quer durch alle Altersgruppen sieht Sander "derzeit kein Anlass". Zumal große Teile der Bevölkerung noch gar keine Impfung erhalten hätten. Der Immunologe spricht sich dafür aus, "mittelfristig auch Kindern und Jugendliche eine Impfung anzubieten". Zunächst solle aber auf eine hohe Impfquote bei Erwachsenen abgezielt werden. Spahn sprach sich dafür aus, mit Blick auf mögliche Drittimpfungen mobile Impfteams weiter zu erhalten und ausreichend Impfstoff bereitzuhalten. Eine Verkürzung der bisher empfohlenen Zeiträume zwischen Erst- und Zweitimpfung empfiehlt Spahn derzeit nicht.

    Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts, sagte, zum Zeitpunkt von Auffrischungsimpfung erhoffe er sich eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Vorerst solle es bei den üblichen Intervallen bleiben.

    Mit Blick auf die beginnende Urlaubssaison mahnt Jens Spahn weiter zur Vorsicht. "Reisen ist möglich", sagte er, appellierte aber an alle rückkehrenden Urlauber, sich testen zu lassen. Alle Familienmitglieder sollten sich am besten mehrfach innerhalb einiger Tage nach der Heimkehr mehrfach testen zu lassen.

    Wichtigste Waffe im Kampf gegen das Coronavirus bleibe das Impfen, so Spahn, die zweite Impfung sei dabei "sehr, sehr wichtig". Die Bundesregierung verfüge weiter über genug Impfstoff für ein Angebot an alle Erwachsenen sowie die 12- bis 18-Jährigen noch in diesem Sommer. 300.000 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren haben demnach bereits eine Impfung erhalten. "Die Impfung ist unser bestes Mittel, sie hilft gegen allen bekannten Varianten. Wir haben es in der Hand, ob die Delta-Variante sich ausbreitet", sagte Spahn.

    Trotz Ausbreitung der Delta-Variante: Inzidenz sank zuletzt weiter

    Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut berichtete von weiter zurückgehenden Fallzahlen. Die Sieben-Tage-Inzidenz fiel im Vergleich zur Vorwoche (10,3) leicht auf 6,2 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner und Woche. Sorgen bereitet Wieler aber weiter die Ausbreitung der Delta-Variante, die in der zweiten Juni-Woche bereits 15 Prozent der Fälle ausmachte und heute wohl noch höher liegt. Delta ist laut Wieler noch ansteckender als die Alpha-Variante, die derzeit noch am häufigsten nachgewiesen wird. Gefährdet seien natürlich Ungeimpfte.

    Übertragungen fänden häufig im privaten Haushalt statt, es seien auch einige größere Ausbrüche bekannt. Alle bekannten Maßnahmen gegen Corona-Infektionen helfen laut Wieler auch gegen Delta. Doch nur vollständig-Geimpfte seien geschützt, es sei immens wichtig, die Impfung zu vervollständigen. "Die Pandemie ist noch nicht vorbei, das Virus wird nicht mehr verschwinden, aber wir bekommen es unter Kontrolle, wenn die meisten Menschen voll geimpft sind", sagte Wieler. Gerade auf Reisen sollten sich die Menschen auf bekannte Weise schützen, Menschenansammlungen meiden und Testangebote wahrnehmen – nicht nur bei der Rückreise aus Risikogebieten."

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