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Coronavirus: 100 Tage Corona-App: So fällt die Zwischenbilanz aus

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100 Tage Corona-App: So fällt die Zwischenbilanz aus

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    „Befund negativ“ – das will natürlich jeder lesen, der die Corona-App auf dem Smartphone hat. Über die Effektivität der App wird allerdings gestritten.
    „Befund negativ“ – das will natürlich jeder lesen, der die Corona-App auf dem Smartphone hat. Über die Effektivität der App wird allerdings gestritten. Foto: Kappeler, dpa

    Bei Dorothee Bär, der Digitalbeauftragten der Bundesregierung, schlug das Smartphone in der vergangenen Woche Alarm. Ihre Corona-App informierte die CSU-Politikerin darüber, dass sie einer mit dem Covid-19-Erreger infizierten Person gefährlich nahegekommen war. Sofort, so erzählt die Digitalisierungsbeauftragte der Bundesregierung, habe sie sich einem Test unterzogen.

    Ein „Allheilmittel“, so sagt ihr Kabinettskollege, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, sei sie natürlich nicht, die deutsche Corona-Warn-App. Trotzdem zieht der CDU-Politiker hundert Tage nach der Freischaltung des digitalen Infektionswarners eine positive Bilanz. Mehr als 18 Millionen Menschen haben sich die Anwendung aufs Smartphone geladen, die damit zu einem „wichtigen weiteren Werkzeug in der Pandemiebekämpfung geworden sei. Für Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) ist die App eine „große Erfolgsgeschichte“ und wichtiges Instrument im Kampf gegen die drohende neue Corona-Welle in Herbst und Winter. Die beiden Minister riefen diejenigen Bundesbürger, die die App bislang noch nicht installiert haben, dazu auf, dies jetzt zu tun.

    Im vergangenen Juni hatte die Bundesregierung das digitale Werkzeug vorgestellt, das dazu dienen soll Corona-Infektionsketten schnell zu unterbrechen. Federführend bei der Entwicklung im Auftrag des staatlichen Robert-Koch-Instituts waren die Firmen Telekom und SAP. Die Kosten betragen einschließlich Betrieb in diesem und im kommenden Jahr gut 60 Millionen Euro.

    Nach einer Kontroverse um den Datenschutz hatte sich die Regierung für einen sogenannten dezentralen Ansatz entschieden. Statt massenhaft Bewegungsdaten von Bürgern zentral zu speichern und auszuwerten, werden die Informationen ausschließlich auf dem Smartphone des Nutzers verarbeitet.

    Rund 5000 Nutzer sollen bereits durch die Corona-App gewarnt worden sein

    Wer die App heruntergeladen und aktiviert hat, zeichnet gewissermaßen enge Begegnungen mit anderen Handynutzern auf, dies erfolgt über die Bluetooth-Technik. Wird in der Folgezeit etwa der Sitznachbar im Bus oder der Gast am Nebentisch im Restaurant positiv auf das Corona-Virus getestet und gibt er dies in der App auch an, werden die Kontaktpersonen gewarnt. Sie können sich dann ihrerseits testen lassen, im Idealfall kann so eine unkontrollierte Ausbreitung vermieden werden. Rund 5000 Nutzer, so Jens Spahn, hätten bisher ihre Kontakte auf diese Weise vor einer möglichen Infektion gewarnt. Wenn von etwa zehn bis 20 Kontakten pro Infiziertem ausgegangen werde, hätten so immerhin „einige zigtausend Menschen“ verständigt werden können. Allerdings hätten nicht alle, die die App heruntergeladen haben, diese auch eingeschaltet. Zudem schätzt der Bundesgesundheitsminister, dass nur etwa die Hälfte derjenigen, die einen positiven Corona-Befund erhalten hätten, diese Information auch über die App teilen. „Bitte nutzen Sie die App und informieren Sie Ihre Kontakte“, ruft Spahn die Bundesbürger auf.

    Die Herstellerfirmen Telekom und SAP verteidigten die Anwendung gegen Kritik, etwa an häufigen Fehlermeldungen: Alle Kinderkrankheiten seien zeitnah behoben worden. Sie kündigten neue Funktionen an, etwa eine Symptomabfrage, die im Oktober kommen soll. Zudem soll die deutsche Anwendung mit ihren Gegenstücken in elf europäischen Ländern verbunden werden. Ausgerechnet Frankreich ist allerdings nicht dabei, das dortige System ist mit dem deutschen nicht kompatibel. Es setzt auf zentrale Datenspeicherung, was wohl auch der Grund ist, warum nur magere vier Prozent der Bevölkerung mitmachen. In Deutschland sind es immerhin 22 Prozent.

    Die Grünen kritisieren die Corona-Warn-App

    Die Grünen-Bundestagsfraktion teilt die positive Einschätzung der Bundesregierung zur nationalen Corona-Warn-App nicht. Sie bleibe „nach den ersten 100 Tagen unter den Erwartungen“, so Dieter Janecek, Sprecher für Industriepolitik und digitale Wirtschaft, unserer Redaktion. Bedauerlich sei nach wie vor „die mangelnde technische Kompatibilität in ganz Europa.“ Durch „technische Schwierigkeiten bei der Warn-Funktion auf Android-Geräten“ und „Aussetzer bei iPhones“ sei der Auftakt „vergeigt“ worden. Das Fazit des Grünen-Politikers: „Da ist also noch Luft nach oben.“ Trotz der Schwierigkeiten gelte aber weiter der Appell: „Bitte App runterladen und nutzen.“ So, wie es auch der unbekannte Corona-Infizierte getan hat, dem Dorothee Bär über den Weg gelaufen ist. Ihr Test, so berichtet sie, habe zum Glück Entwarnung gebracht: Sie hat sich nicht angesteckt.

    Alle Informationen zur Corona-Pandemie finden Sie auch immer in unserem Live-Blog.

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