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Corona-Pandemie: Spahn und Wieler gegen Notfallzulassung für Curevac

Corona-Pandemie

Spahn und Wieler gegen Notfallzulassung für Curevac

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    Jens Spahn (Mitte) hört neben Lothar H. Wieler Steffen Weber-Carstens, Intensivmediziner an der Charite, zu.
    Jens Spahn (Mitte) hört neben Lothar H. Wieler Steffen Weber-Carstens, Intensivmediziner an der Charite, zu. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler lehnen eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Tübinger Herstellers Curevac ab. Spahn begründete das mit fehlenden medizinischen Daten aus klinischen Studien. „Wir haben noch nicht die Daten, ohne Wirksamkeitsdaten ist eine Notfallzulassung nicht möglich“, sagte Spahn am Donnerstag in Berlin. Wieler teilt die Einschätzung des Ministers. Es gebe keinen Grund für Deutschland, in diesem Fall das ordentliche Zulassungsverfahren abzukürzen.

    Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte eine Schnellzulassung für das Curevac-Serum gefordert, weil der Impfstoffhersteller Johnson & Johnson die Auslieferung seines Anti-Corona-Mittels gestoppt hatte und dadurch ein Engpass entsteht. Grund dafür ist der Verdacht, dass der Impfstoff in seltenen Fällen Thrombosen auslösen könnte. Deutschland fehlen dadurch 10 Millionen fest eingeplante Einheiten. Weil der Impfstoff von Johnson & Johnson nur einmal verabreicht wird statt zweimal, hätte er der Impfkampagne Schwung verleihen können.

    Seit Kurzem impfen auch Hausärzte gegen Corona

    Mittlerweile sind 12,6 Millionen Menschen in Deutschland durch eine erste Spritze geschützt. Zuletzt konnte das Tempo gesteigert werden, weil die Arztpraxen seit vergangener Woche impfen. Dennoch reicht der Fortschritt nicht, um den Erreger zurückzudrängen. Die Gesundheitsämter berichteten binnen eines Tages 29.426 neue Corona-Fälle und 294 Tote. Die bundesweite Inzidenz stieg auf 160. Vor vier Wochen hatte sie bei 90 gelegen.    

    Wegen des sich rasch ausbreitenden Virus befürchtet der Präsident des Robert-Koch-Instituts eine Überlastung des Gesundheitssystems durch die dritte Corona-Welle. Sie werde „uns noch härter treffen“ als die zweite Welle, sagte Wieler. „Die Lage in den Krankenhäusern und in den Intensivstationen ist dramatisch“, mahnte der RKI-Chef. Mittlerweile werden wieder 4700 Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt. Laut dem Intensivregister der Kliniken sind noch 3000 Intensivbetten frei.

    Personal auf Intensivstationen ist erschöpft

    Der Chef des Verbandes der Intensivmediziner, Gernot Marx, erwartet, dass Ende April schon 5000 Covid-Erkrankte auf den Intensivstationen liegen werden. Zur Jahreswende waren es beinahe 6000. Die Menge der bedrohlich Erkrankten hatten seinerzeit die Kliniken an ihre Belastungsgrenze geführt. Die angespannte Lage konnte nur überstanden werden, weil die Krankenhäuser verschiebbare Eingriffe absagten. Bereits heute ist es wieder so, dass um ihr Leben ringende Corona-Patienten in andere Bundesländer gebracht werden müssen, weil die Kapazitäten in einigen Regionen erschöpft sind. Der Intensivmediziner Steffen Weber-Carstens von der Berliner Charité berichtete, dass sich in ganz Deutschland wieder Ärzte und Pfleger von Intensivstationen erschöpft krank meldeten. Die Engstelle liege nicht bei den Intensivbetten, sondern bei dem Personal. „Wir laufen sehenden Auges in die Spitzenbelastung“, sagte der Mediziner.

    Spahn, Wieler und Weber-Carstens drängten die Ministerpräsidenten der Bundesländer zu einem konsequenten Herunterfahren des Landes. Die Länderchefs sollten nicht warten, bis der Bundestag das Infektionsschutzgesetz beschlossen habe. „Wir brauchen jetzt noch einmal eine drastische Kontaktreduktion“, forderte Wieler.

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