Bundesinnenminister Horst Seehofer hat klare bundesweite Regeln im Kampf gegen die vierte Corona-Welle gefordert. "Ich hoffe sehr, dass es kommende Woche zu einer bundeseinheitlichen Regelung kommt. Wir dürfen die Bevölkerung nicht länger verwirren", sagte er unserer Redaktion.
"Das ganze Durcheinander kann doch niemand mehr verstehen: Impfzentren auf, Impfzentren zu - Lohnfortzahlung bei Quarantäne ja, dann wieder nein - Test kostenfrei, Test kostenpflichtig. Ja, hat denn im Ernst jemand geglaubt, dass noch jemand sich auf eigene Rechnung testen lässt, wenn er danach in Quarantäne keine Lohnfortzahlung bekommt?", fragte der CSU-Politiker und kritisierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: "Der schwerste Fehler des Bundesgesundheitsministers war, das Ende der epidemischen Lage ins Spiel zu bringen. Auch wenn er es nicht so gemeint hat - es kommt darauf an, wie es ankommt."
Horst Seehofer: "Der Wahlkampf liegt hinter uns."
Seehofer forderte die geschäftsführende Bundesregierung und die mögliche Ampel-Koalition zur Kooperation auf. "Wir müssen jetzt alle zusammen Regierungskunst beweisen - diejenigen, die noch in der Regierung stehen, und diejenigen, die kurz davor stehen. Das Thema ist viel zu ernst und viel zu gefährlich, als dass wir darüber wochenlang streiten könnten", sagte der langjährige CSU-Chef, der seine politische Karriere in wenigen Wochen beenden wird. "Der Wahlkampf liegt hinter uns. Parteipolitisch gibt es hier für niemanden etwas zu gewinnen, aber für alle viel zu verlieren. Fundamentalopposition kann es in so einer schwierigen Situation nicht geben", warnte Seehofer.
Seehofer: "Jeder sollte auf Kontakte verzichten, die nicht erforderlich sind"
Er appellierte auch an die Bevölkerung, die Situation ernst zu nehmen: "Vor allem müssen wir klar machen, dass wir alles zusammen brauchen: Impfen ist der Königsweg, aber daneben dürfen wir die Hygieneregeln - Maske, Händewaschen, Abstand - nicht außer Acht lassen, weil auch Geimpfte das Virus weitergeben können. Und jeder sollte auf alle Kontakte, Meetings und Versammlungen verzichten, die nicht unbedingt erforderlich sind."
Seehofer hatte sich selbst zwischen der ersten und zweiten Impfung mit dem Coronavirus infiziert. Obwohl er nach einer schweren Vorerkrankung und aufgrund seines Alters als Risikopatient gilt, überstand er die Erkrankung mit leichten Symptomen.