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Corona-Pandemie: Neue Impfstrategie: Spahn will Kranke früher impfen lassen

Corona-Pandemie

Neue Impfstrategie: Spahn will Kranke früher impfen lassen

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    Gesundheitsminister Jens Spahn will die Impfreihenfolge ändern.
    Gesundheitsminister Jens Spahn will die Impfreihenfolge ändern. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Der Kampf um den knappen Corona-Impfstoff wird immer häufiger vor Gericht geführt. Erst Anfang der Woche scheiterten zwei Krebskranke vor dem Landgericht Berlin, die mit einer Klage eine sofortige Impfung erzwingen wollten. In einem ähnlichen Fall aus Hamburg erstritt sich eine ebenfalls schwer krebskranke Frau dagegen eine Impfung – die erste Spritze vor der Operation, die zweite vor der Chemotherapie. Wie sie könnten künftig auch andere Risikopatienten etwas schneller an einen Impftermin kommen: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant eine Reihe von Korrekturen am gegenwärtigen Impfkonzept, von denen vor allem Menschen mit schweren Erkrankungen profitieren würden.

    Wer bekommt eine Corona-Impfung? Starkes Übergewicht ist ein Kriterium

    Bisher sind Risikopatienten mit Krebs, Asthma, Diabetes oder Herzbeschwerden erst für die dritte Impfwelle vorgesehen – so steht es in der aktuellen Impfverordnung aus dem Dezember. Ein Teil dieser Menschen soll nun allerdings in die sogenannte Risikogruppe zwei aufrücken, also früher als bisher geplant geimpft werden. Wie aus dem Entwurf der neuen Impfverordnung hervorgeht, der unserer Redaktion vorliegt, sind das beispielsweise Diabetiker mit sehr hohen Blutzuckerwerten sowie Patienten mit bestimmten Krebserkrankungen, mit einer Leberzirrhose, mit chronischen Nierenschäden, schweren chronischen Lungenerkrankungen oder sehr starkem Übergewicht und einem sogenannten Body-Mass-Index von mehr als 30.

    Die bevorzugte Behandlung von schweren Diabetikern mit dem Risiko eines womöglich tödlichen Krankheitsverlaufes und anderen, ähnlich schwer Erkrankten habe die Ständige Impfkommission der Bundesregierung empfohlen, betonte der CSU-Gesundheitsexperte Georg Nüßlein. „Wir haben vereinbart, uns eng an diese Vorgaben zu halten, was ich auch für sachdienlich halte.“

    Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Sabine Dittmar, forderte die Länder auf, für solche Fälle eine individuelle Priorisierung zu ermöglichen, die dem höheren Risiko eines Erkrankten Rechnung trage. Gegenüber unserer Redaktion betonte sie: „Gerade Personen mit seltenen Erkrankungen oder Personen, für die aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen von einem deutlich höheren individuellen Risiko auszugehen ist, müssen angemessen berücksichtigt werden, auch wenn sie im Stufenplan nicht explizit aufgeführt sind.“

    Corona-Impfung: Patientenschützer fordern mehr Ausnahmen für Kranke

    Für die Gruppe eins mit der höchsten Impfpriorität sind neben den Über-80-Jährigen und den Pflegebedürftigen auch Beschäftigte in der Pflege, auf den Intensivstationen, in Notaufnahmen und bei Rettungsdiensten vorgesehen – insgesamt sind das mehr als acht Millionen Menschen. In Gruppe zwei folgen dann Menschen, die älter als 70 Jahre sind, Personen mit Demenz, Trisomie 21 oder einer geistigen Behinderung sowie Polizeibeamte und die Bewohner von Obdachlosen- und Flüchtlingsheimen. Menschen zwischen 60 und 70 Jahren oder Patienten mit Risikoerkrankungen haben bisher erst Priorität drei.

    Patientenschützer kritisieren diese Einteilung schon lange. Auch in der Altersgruppe der Unter-70-Jährigen gebe es Patienten mit spezifischen Erkrankungen, für die eine Corona-Infektion hochgefährlich sei und die sofort ein Impfangebot bekommen müssten, betonte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, gegenüber unserer Redaktion. „Doch weil belastbare Daten nicht erhoben werden, sind Betroffene den individuellen Entscheidungen eines Gesundheitsamtes vor Ort ausgeliefert.“

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