Die Bundesregierung wird noch in diesem Monat die erste Tranche der insgesamt zugesagten 30 Millionen Corona-Impfdosen an ärmere Länder abgeben. Das sagte Entwicklungsminister Gerd Müller unserer Redaktion. Und das soll erst der Anfang sein. „Wir sollten die Menge an Impfstoffspenden schrittweise erhöhen, damit dort medizinisches Personal und andere besonders gefährdeten Gruppen viel schneller erreicht werden können“, sagte der CSU-Politiker. Müller erinnerte an das Ziel, bis Anfang 2022 rund ein Drittel aller Menschen in Entwicklungsländern zu impfen und forderte die europäischen Staaten auf, dem deutschen Vorbild zu folgen und ihrerseits Geld sowie Impfstoff zu geben. „Die EU könnte eine solche Maßnahme in Zusammenarbeit mit der WHO initiieren und koordinieren“, sagte Müller.
FDP wirft der Regierung schlechtes Impfstoff-Management vor
Die FDP im Bundestag warf der Regierung vor, die frühzeitige Abgabe von Impfstoffen verschleppt zu haben. „Ein Überangebot an Impfstoffen war aufgrund der Bestellmenge von vornherein absehbar“, sagte Fraktionsvize Michael Theurer unserer Redaktion und ergänzte: „Die Bundesregierung hat es versäumt, hier vorausschauenderweise ein besseres Management zur rechtzeitigen Verimpfung oder zur Weitergabe an Entwicklungsländer einzuführen.“ Dass wertvolle Impfstoffe verfallen oder entsorgt werden müssten, sei ein Debakel, sagte Theurer. Der liberale Spitzenpolitiker verwies auf eine frühere Idee seiner Partei. „Mit einem Impfportal, wie von den Freien Demokraten gefordert, hätte das zumindest teilweise vermieden werden können“, sagte Theurer. Die Bundesregierung müsse für den Fall, das Impfstoffe abzulaufen drohten, die Weitergabe rechtzeitig in die Wege leiten, „denn die Impfstoffe nützen nur, wenn diese auch verimpft werden."
Deutschland finanziert Impfstoff-Produktion in Afrika
Müller will unterdessen die Versorgung der Entwicklungsländer mit Impfstoffen auch auf anderen Ebenen vorantreiben. „Deutschland geht international voran und unterstützt die globale Impfinitiative mit 2,2 Milliarden Euro zur Entwicklung, Produktion und gerechten Verteilung von Impfstoffen, Diagnostika und Therapeutika“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. „Eine Milliarde Euro davon geht in die Bereitstellung von Covid-19-Impfstoffdosen für die 92 ärmsten Länder.“ Der nächste Schritt müsse sein, dass Entwicklungsländer selbst Impfstoffe produzieren. Dafür brauche es freiwilligen Technologietransfer.“ Das Entwicklungsministerium unterstützt den Aufbau der Impfstoffproduktion im Senegal und Südafrika, wo bereits Kapazitäten vorhanden sind. Zusätzlich sind wir im Gespräch mit Ghana. Wir besiegen das Virus nur weltweit oder nicht“, sagte der Minister. In Afrika, aber auch in asiatischen Ländern und Lateinamerika dränge die Lage. „Viele Länder befinden sich mitten in einer starken dritten Welle. In Afrika wurden bislang weniger als zwei Prozent vollständig geimpft. Jede zusätzliche Impfdose hilft hier besonders zur Eindämmung der Pandemie“, sagte er. „Über die globale Impfstoffplattform COVAX ist sichergestellt, dass die Impfstoffe verteilt werden und bei den Menschen ankommen.“