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Corona-Pandemie: Impfturbo ab Mai: Schon im Sommer könnte die Mehrheit immunisiert sein

Corona-Pandemie

Impfturbo ab Mai: Schon im Sommer könnte die Mehrheit immunisiert sein

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    Der Impfprozess geht in der Bundesrepublik bisher eher schleppend vor sich. Wenn jedoch die Hausärzte zu impfen beginnen und neue Impfstoffe auf den Markt kommen, könnte sich das rasch ändern.
    Der Impfprozess geht in der Bundesrepublik bisher eher schleppend vor sich. Wenn jedoch die Hausärzte zu impfen beginnen und neue Impfstoffe auf den Markt kommen, könnte sich das rasch ändern. Foto: Nikolai Röhrich (Symbolbild)

    Wenn sich im Land die kritischen Stimmen überschlagen, weil beim Kampf gegen die Corona-Pandemie mal angeblich wieder überhaupt nichts funktioniert, dann gibt es zum Getöse da draußen kaum einen größeren Gegensatz als die demonstrative Ruhe von Helge Braun. Der Kanzleramtschef versucht derzeit alles, um beim Thema Impfen zwischen Wahrheit und Dichtung zu trennen. Der CDU-Politiker ist einer von denen, die das Zahlenmaterial für Kanzlerin Angela Merkel und die Regierung aufbereiten, und diese Daten sagen zweierlei aus: Die nächsten Wochen bleibt der Impfstoff eher knapp, aber ab Mai geht es aufwärts und für die Sommerzeit sieht es bislang ziemlich gut aus.

    Anfang Juli könnten 90 Prozent der Impfberechtigten eine Erstimpfung erhalten haben

    Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, kurz Zi, hat eine Simulation ins Internet gestellt, die unter anderem auf den angekündigten Liefermengen und dem aktuellen Impfstand basiert. Demnach könnten Anfang Juli 90 Prozent der Impfberechtigten in Deutschland mindestens die erste Impfung erhalten haben. Legt man den wahrscheinlicheren Wert zugrunde, dass sich nur 80 Prozent der Berechtigten eine Spritze abholen wollen, geht alles schneller. Die Erstimpfung könnte dann bereits in der dritten Juniwoche abgeschlossen sein.

    Der neue Impfstoff von Johnson & Johnson: Leicht handhabbar, nur einmal zu verabreichen

    Voraussetzung dafür ist, dass die Impfstoffe wie geplant zugelassen und geliefert werden. Nachdem die EU am Donnerstag den Weg für den Wirkstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson freimachte, ist die Situation deutlich entspannter. Der sogenannte Vektor-Impfstoff erhöht nicht nur die Verfügbarkeit, er hat zwei Vorteile: Er ist leicht handhabbar, weil er bei zwei bis acht Grad drei Monate lang praktisch im Kühlschrank gelagert werden kann, während andere Medikamente deutlich niedrigere Temperaturen brauchen. Er muss außerdem nur einmal verabreicht werden und bietet einen "ausgezeichneten Schutz", wie Experten urteilen.

    Von Lieferschwierigkeiten, Impfzentren und dem russischen Impfstoff Sputnik V

    Lieferschwierigkeiten sind natürlich möglich, die Auswirkungen wären der Simulation zufolge aber nicht allzu dramatisch. Selbst wenn die Amerikaner zunächst gar nicht nach Europa liefern könnten, würde das den Termin für die nahezu komplette Erstimpfung der Bevölkerung lediglich um 11 Tage nach hinten verschieben. Das wiederum könnte sich komplett ändern, wenn weitere Impfstoffe dazukommen, beispielsweise das Serum von Curevac oder der russische Impfstoff Sputnik V.

    50.000 Praxen könnten bis zu fünf Millionen Personen pro Woche immunisieren

    Für Anfang Juli werden in Deutschland nach offiziellen Angaben rund zehn Millionen Impfdosen pro Woche erwartet. Das Problem wird dann nicht mehr die Verfügbarkeit, sondern die Frage sein, wie die Medikamente in die Arme der Impfwilligen kommen. Bis dahin sollen die Impfzentren fünf Millionen Menschen pro Woche versorgen können. Den Rest müssten, womöglich noch unterstützt durch die Betriebsärzte, die Haus- und Facharztpraxen übernehmen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung weist darauf hin, dass 50.000 Praxen mit 20 täglichen Impfungen bis zu fünf Millionen Personen pro Woche immunisieren könnten.

    Hausärzteverband "erschüttert und fassungslos" über den verzögerten Impfstart in Praxen

    Viele Praxen würden gerne jetzt schon loslegen, der Hausärzteverband ist "erschüttert und fassungslos darüber, dass der längst überfällige Impfstart in unseren Praxen nun weiterhin auf die lange Bank geschoben wird", wie der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt unserer Redaktion sagte. Der Arzt bezog sich damit auf Äußerungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, wonach erst Mitte April in den Praxen geimpft werden soll. "Während die Infektionszahlen wieder ansteigen und schnelles Handeln gefragt ist, hat die Politik offenbar nichts Besseres zu tun, als sich in bräsigen Beratungsrunden an bürokratischen Vorschriften und Verteilungsquoten abzuarbeiten", kritisierte Weigeldt.  Die Praxen könnten sofort mit dem Impfen loslegen, erklärte er. "Stehen uns 30 Impfdosen zur Verfügung, bestellen wir 30 Impflinge ein. Sind es 50 Dosen, rufen wir 50 Menschen an. Das ist doch kein Hexenwerk!"

    Die Ärzte sind auch deshalb sauer, weil nach Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums von den knapp 12,49 Millionen bisher nach Deutschland gelieferten Impfdosen rund vier Millionen Dosen nicht verabreicht wurden und nutzlos herumliegen.

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