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Corona-Krise: Krebshilfe warnt vor fatalen Pandemie-Spätfolgen

Corona-Krise

Krebshilfe warnt vor fatalen Pandemie-Spätfolgen

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    Krebshilfe warnt vor fatalen Pandemie-Spätfolgen
    Krebshilfe warnt vor fatalen Pandemie-Spätfolgen Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Die Deutsche Krebshilfe warnt angesichts zehntausender in der Corona-Pandemie ausgefallener Krebsoperationen, Diagnosen und Früherkennungsmaßnahmen vor fatalen Folgen für zahllose Patienten in Deutschland. „Inzwischen geht man davon aus, dass in Deutschland wegen Corona rund 50.000 Krebsoperationen nicht stattgefunden haben“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Krebshilfe Gerd Nettekoven unserer Redaktion. „Das ist eine gewaltige Zahl“, betonte der Stiftungschef. Damit habe fast ein Viertel aller Krebsoperationen im Zeitfenster der Pandemie bis Mitte Juni nicht stattgefunden. „Auch unterstützende Maßnahmen für Krebspatienten, von der psychosozialen Betreuung bis zur Palliativmedizin wurden in den Kliniken teilweise extrem nach unten gefahren“, betonte er.

    „Unsere große Sorge ist, dass nicht alles, was verschoben worden ist, auch medizinisch vertretbar war“, warnte Nettekoven. „Bei uns haben sich zum Beispiel Patientinnen gemeldet, bei denen Brustkrebs-Nachsorgeuntersuchungen verschoben wurden. So etwas kann fatale Folgen haben.“ Die deutschen Kliniken und Arztpraxen schieben zudem „eine große Bugwelle von verschobenen therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen“ vor sich her. „Das kann irgendwann zu lebensbedrohlichen Situationen für Krebspatienten führen“, warnte er.

    Der Chef der Deutsche Krebshilfe wies zugleich die Darstellung von Politik und Verbänden zurück, dass Patienten und deren Ängste vor einer Corona-Infektion verantwortlich für die ausgefallenen Operationen und Behandlungen seien. „Diese Aussage teilen wir nicht und sie ist auch nicht nachvollziehbar“, betonte Nettekoven. „Wenn in großen Kliniken Versorgungskapazitäten zurückgefahren werden, führt das natürlich dazu, dass weniger Patienten versorgt werden. Wenn 50.000 Krebsoperationen ausgefallen sind, dann hat das nichts damit zu tun, dass die Patienten nicht ins Krankenhaus gekommen wären.“

    Auch späte Diagnosen können fatale Folgen haben

    Die Situation habe sich zwar wieder etwas entspannt, aber es gebe weiter eine angespannte Situation für Krebspatienten. „Das betrifft auch die Krebsfrüherkennung: Wir befürchten leider, dass wir in nächster Zeit mit Patienten konfrontiert sein werden, bei denen die Diagnose sehr spät gestellt wird“, sagte Nettekoven. „Auch das kann fatale Folgen haben“, warnte er. Auch der Stau von notwendigen Versorgungsmaßnahmen werde sich nicht so schnell zurückentwickeln.

    Nettekoven äußerte scharfe Kritik daran, dass in Deutschland wegen politischer Versäumnisse der Vergangenheit keine exakten Daten über das Ausmaß der Behandlungsausfälle vorlägen: „Das ist schlimm“, betonte er.

    Der Krebshilfe-Chef forderte die Politik auf, dringend Lehren aus den Versorgungsproblemen für Krebspatienten in der Pandemie zu ziehen: „Jeden Tag erhalten rund 1400 Patienten die Diagnose Krebs. Deshalb müssen wir unbedingt aus den Erfahrungen lernen – auch damit es im Fall einer zweiten Welle nicht noch einmal zu ähnlichen Folgen kommt.“ So sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht Universitätskliniken oder andere große Kliniken, an denen Krebszentren angesiedelt seien, bei der Pandemiebekämpfung entlastet werden könnten. „Auch an Krankenhäusern, die keine Krebszentren sind, ist die Versorgung von Corona-Patienten“, sagte Nettekoven.

    Lesen Sie hier das vollständige Interview: "50.000 Krebs-Operationen fanden wegen Corona nicht statt“

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