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Corona-Infektionszahlen: Jens Spahn optimistisch: „Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend“

Corona-Infektionszahlen

Jens Spahn optimistisch: „Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend“

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    „Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend“, sagte Jens Spahn.
    „Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend“, sagte Jens Spahn. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Als Jens Spahn das Haus der Bundespressekonferenz betritt, läuft es nicht gut für ihn. Der CDU-Politiker bückt sich plötzlich, um einen Schnürsenkel zu binden, und prompt rennt ihm einer seiner Leibwächter in die Hacken. Beide, Bodyguard wie Bundesgesundheitsminister, sind robuste Typen und stecken den Rempler locker weg. Die Kameras wiederum nehmen das Bild dankend auf. Denn es untermalt die Situation, in der sich Spahn gerade befindet. Der Kampf gegen die Corona-Pandemie erfordert seine volle Aufmerksamkeit. Stillstand kann sich der Minister nicht leisten. Hält er inne, fährt im jemand in die Parade. So wie es beispielsweise einige Pharmakonzerne gerade tun.

    Jens Spahn zeigt sich optimistisch wie lange nicht mehr

    Da ist Spahn froh, wenn er auch mal gute Nachrichten verkünden kann. „Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend“, sagt er und verweist darauf, dass die Sieben-Tage-Inzidenz seit langem wieder unter 100 liege. Es gebe teilweise Werte wie im Oktober, also zu der Zeit, bevor die Zahlen durch die Decke gingen und Deutschland per hartem Lockdown erneut in den Tiefschlaf versetzt wurde. Aber kaum hat sich Spahn etwas entspannt, grätscht ihm Lothar Wieler in die Seite.

    „Es infizieren sich also nach wie vor viel zu viele Menschen“, sagte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI).
    „Es infizieren sich also nach wie vor viel zu viele Menschen“, sagte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). Foto: John Macdougall, dpa

    Wieler bestätigt zwar im Grundsatz die Aussagen des neben ihm sitzenden Ministers. „Wir sind auf einem guten Weg und wir müssen diesen Weg weiter konsequent beschreiten“, sagt er, gießt dann aber Wasser in den Wein. Die Inzidenz gehe derzeit nur in vier Bundesländern zurück, mahnt der RKI-Chef. In den anderen zwölf sei sie nahezu gleich geblieben oder sogar gestiegen. „Es infizieren sich also nach wie vor viel zu viele Menschen“, betont Wieler, der von 238.000 aktuellen Corona-Fällen spricht. Wieler dämpft zudem noch die Hoffnung auf etwas mehr Bewegungsfreiheit, indem er Reisebeschränkungen gutheißt: „Prinzipiell sind alle Reisen, die nicht gemacht werden, hilfreich, um Viren nicht zu verschleppen“.

    Jens Spahn fordert von Astrazeneca eine faire Behandlung der EU

    Spahn ist natürlich nicht so freudetrunken, dass er die Realitäten aus dem Blick verliert. Das bisher Erreichte, „reicht nicht, wir wollen weiter runter mit den Zahlen“, ruft er die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, in der Vorsicht nicht nachzulassen. Gleichzeitig verteidigt er die tiefen Einschnitte des aktuellen Lockdowns. Es sei ermutigend, dass die harten Einschränkungen „einen Unterschied machen und wirken“, sagt der Minister.

    Spahn zufolge sind bisher 3,5 Millionen Impfdosen an die Länder verteilt worden. Davon wurden demnach 2,2 Millionen verimpft, rund 400.000 Menschen erhielten die wichtige Zweitimpfung. Von 800.000 Pflegeheimbewohnerinnen und – bewohnern bekamen 560.000 die erste und 160.000 auch die zweite Impf-Spritze.

    Spahn würde gerne mehr und schneller impfen lassen in Deutschland, aber die versprochenen Lieferungen kommen nicht an. Mit dem Hersteller Astrazeneca - dessen Medikament am Freitag die Zulassung bekommen hat - hat Deutschland über die EU einen Rahmenvertrag zur Lieferung von bis zu 400 Millionen Impfdosen. Doch vorige Woche durchkreuzte das Unternehmen alle bisherigen Planungen und teilte überraschend mit, im ersten Quartal nur 31 statt der versprochenen 80 Millionen Dosen zu liefern. Das Mittel des britisch-schwedischen Herstellers ist außerdem nur bedingt tauglich. Menschen ab 65 Jahren sollten es nicht benutzen, macht der Chef des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, deutlich.

    Für Spahn ist das alles wieder ein Tritt in die Hacken, denn er weiß, dass „jeder Impfstoff einen Unterschied“ macht. Den Impfstreit zwischen Europäischer Union und Astrazeneca kommentiert er mit dem Hinweis auf die massive finanzielle Unterstützung für die Pharmakonzerne. Die EU habe nun das Recht, davon auch zu profitieren. Es gehe nicht um eine Bevorzugung der EU, sondern um Fairness, betont Spahn.

    Spahn räumt ein: Start der Impfkampagne war schwierig

    Der Minister berichtet von Herstellern, die kaum bekannt sind. Von Produktionsstätten, die gerade aufgebaut werden, aber womöglich erst im vierten Quartal ihre Arbeit aufnehmen können. Die Frage dazu stellt Spahn selber: Ende des Jahres sollen doch schon alle, die es wollen, in Deutschland geimpft sein? Ja, sagt der Minister, warnt aber auch: „Es kann notwendig werden, dass wir auf Grund von Mutationen neu impfen müssen“.

    Eine Auswirkung des Impfstoff-Dilemmas ist der Impfgipfel am Montag. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will dann in einer Videokonferenz mit einigen Ministern und den Ministerpräsidenten der Länder über die Lage beraten. An dem Treffen sollen auch Vertreter der Pharmaindustrie sowie der EU-Kommission teilnehmen. Regierungssprecher Steffen Seibert dämpft in Berlin allerdings Erwartungen, dass mit konkreten Beschlüssen zu rechnen sei.

    Aber möglicherweise gibt es Impulse für die „größte Impfaktion in der Geschichte“, wie Spahn sie nennt. „Der Start der Impfkampagne war schwierig“, räumt er ein, hält gleichzeitig aber am Ziel fest, „im Sommer allen ein Impfangebot machen zu können“. Er könne die Frustration vieler Menschen verstehen, sagt Spahn. Zur Wahrheit gehöre aber auch: „Es liegen noch viele harte Wochen vor uns“.

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