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Corona-Impfstoff: Schneller Piks und kleine Pannen: So lief der Impfstart in Deutschland

Corona-Impfstoff

Schneller Piks und kleine Pannen: So lief der Impfstart in Deutschland

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    Erika Kosuchowski wird als erste Bewohnerin eines Aichacher Seniorenheims geimpft.
    Erika Kosuchowski wird als erste Bewohnerin eines Aichacher Seniorenheims geimpft. Foto: Ulrich Wagner

    Wochenlang wurden die Impfzentren vorbereitet, tausende Helfer rekrutiert und an der hochkomplizierten Logistik getüftelt – doch am Ende ging es dann ganz schnell: Spritze aufziehen, ansetzen und abdrücken, nach wenigen Sekunden ist die Impfung vorbei. Zehntausende Menschen in Deutschland haben am Sonntag auf diese Weise die erste Dosis des Impfstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer verabreicht bekommen, darunter vor allem Heimbewohner und Angestellte von Alters- und Pflegeheimen.

    Exakt elf Monate nachdem die erste Corona-Infektion in Deutschland bekannt geworden waren, haben damit die Impfungen gegen das neuartige Virus offiziell begonnen. Hunderte mobile Impfteams strömten in die Heime aus, ab Montag werden auch die Impfzentren in Betrieb genommen. Es ist die größte Impfaktion der deutschen Geschichte – und ein Tag, den man durchaus als historisch bezeichnen kann. Von „einem Meilenstein“ sprach Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn prophezeite: „Dieser Impfstoff ist der entscheidende Schlüssel, diese Pandemie zu besiegen.“ Und Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml bekannte, sie sei „sehr froh und erleichtert“.

    Der Impfstoff hatte am zweiten Weihnachtsfeiertag das Werk in Belgien, in dem er hergestellt worden war, verlassen. In Deutschland wurde das Präparat, das bei minus 70 Grad verwahrt werden muss, zunächst auf 27 zentrale Lager verteilt, die mit speziellen Tiefkühlschränken ausgestattet sind. 9750 Impfdosen wurden nach Bayern geschickt, auch im Freistaat wurden bereits Tausende Menschen geimpft.

    Impfstart in Bayern: Tausende Menschen im Freistaat geimpft

    Allerdings lief der Impftstart im Freistaat nicht ohne Pannen ab: Mehrere Landkreise – darunter die Kreise Augsburg und Dillingen – konnten am Sonntag nicht wie geplant schon am Vormittag mit dem Impfen beginnen, da es Probleme bei der Kühlung des Impfstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer gegeben hatte. Bei einigen Kühlboxen war nicht klar gewesen, ob die Kühlkette durchgehend eingehalten worden war. Am Nachmittag gab Biontech aber Entwarnung: Der betroffene Impfstoff konnte trotzdem verwendet werden.

    Am Montag sollen allein in Bayern 97.000 weitere Impfstoffdosen angeliefert werden, ab Silvester dann 107.000 pro Woche. In ganz Deutschland dürften bis Jahresende bereits über eine Million Menschen die erste Impfdosis erhalten haben.

    Edith Kwoizalla ist die erste Deutsche, die geimpft wurde

    Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union hatten sich darauf verständigt, gemeinsam am Sonntag nach Weihnachten mit den Impfungen in der EU zu starten. Die Slowakei und Ungarn preschten jedoch bereits am Samstag vor – und auch in Deutschland wurden 50 Menschen in einem Altersheim in Halberstadt in Sachsen-Anhalt schon vor dem offiziellen Start geimpft – darunter die 101-jährige Edith Kwoizalla, die damit die erste Deutsche ist, die eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten hat. Der Betreiber des Seniorenheims, Tobias Krüger, hatte nach eigener Aussage keine Zeit verlieren wollen. „Jeder Tag, den wir warten, ist ein Tag zu viel“, betonte er in einem Gespräch mit dem MDR.

    Die 101-jährige Edith Kwoizalla ist die erste, die am Samstag vor dem offiziellen Impfstart in Deutschland gegen Corona geimpft wurde.
    Die 101-jährige Edith Kwoizalla ist die erste, die am Samstag vor dem offiziellen Impfstart in Deutschland gegen Corona geimpft wurde. Foto: Matthias Bein, dpa

    Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich ungeduldig – wenn auch auf andere Art: Der CSU-Chef warnte vor Engpässen bei der Lieferung des Impfstoffs. „Endloses Warten reduziert auch die Bereitschaft der Bevölkerung, sich impfen zu lassen“, sagte er in einem Interview. Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek sagte, wenn weitere Produktionsstätten geschaffen würden, böten sich dafür Standorte auch in Bayern an.

    Die Pharmaindustrie ärgert sich über den Tadel aus Bayern. „Wir sehen in Deutschland sechs Tage nach der Zulassung erste Corona-Impfungen, und wir werden im Januar noch deutlich mehr Impfungen haben, weil immer mehr der vom Staat bestellten Mengen geliefert werden“, betont Han Steutel, Präsident des Verbands forschender Arzneimittelhersteller.

    Er weist darauf hin, dass die Hersteller mit großen Kraftanstrengungen Impfdosen vorproduziert hätten. „Und jeder weitere Hersteller, der eine Zulassung erhält, wird ebenfalls mit vorproduzierten Chargen schnell im Markt sein.“ Überall in Deutschland würden außerdem aktuell Produktionskapazitäten für den Corona-Impfstoff hochgefahren – etwa in Mainz, Marburg und Tübingen.

    Die von Markus Söder in Frage gestellte Impfbereitschaft ist aktuell durchaus hoch. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov wollen sich zwei Drittel aller Deutschen impfen lassen. Allerdings ist nur die Hälfte der Befragten sofort dazu bereit. Die anderen wollen erst einmal mögliche Folgen bei anderen abwarten. 57 Prozent haben der Umfrage zufolge Angst vor Nebenwirkungen.

    Die Bundesregierung appelliert an die Deutschen, sich möglichst zahlreich impfen zu lassen. Nach Einschätzung von Experten ist eine Impfquote von mindestens 60 bis 70 Prozent nötig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Bis diese Quote erreicht ist, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. Bis März sollen nach Einschätzung der Bundesregierung die ersten sechs Millionen Menschen die zwei notwendigen Dosen der Impfung erhalten. Bundesgesundheitsminister Spahn geht davon aus, dass bis zur Jahresmitte alle Menschen, die sich impfen lassen wollen, auch ein Impfangebot bekommen.

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