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Corona-Impfgipfel: Merkel nach Impfgipfel: "Wunder werden da jetzt nicht passieren"

Corona-Impfgipfel

Merkel nach Impfgipfel: "Wunder werden da jetzt nicht passieren"

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    Laut Merkel kann jedem Bürger bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot gemacht werden.
    Laut Merkel kann jedem Bürger bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot gemacht werden. Foto: Hannibal Hanschke, Reuters-Pool, dpa

    Der mit Spannung erwartet "Impfgipfel" im Kanzleramt hat die hohen Erwartungen enttäuscht. Die Runde um Kanzlerin Angela Merkel verabredete zwar einen "Nationalen Impfplan", mit dessen Hilfe Impfberechtigte zielgenauer eingeladen werden sollen. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass es im ersten Quartal  nicht mehr Impfstoff geben wird. Eine Beschleunigung ist deshalb zunächst nicht zu erwarten.

    "Wunder werden da jetzt nicht passieren", fasste Merkel die Lage zusammen. Klar ist weiterhin nur, was schon vor dem Gipfel feststand: Bis Ende September soll jeder Bundesbürger ein Impfangebot erhalten.

    Merkel stellte allerdings auch hinter diese Zielmarke ein Fragezeichen. "Die allerletzte Gewissheit kann keiner geben", sagte die CDU-Politikerin am Montagabend zum Abschluss des sogenannten Impfgipfels, an dem neben ihr Kabinettsmitglieder, EU-Vertreter, Lobbyisten und Ministerpräsidenten sowie Pharmakonzerne teilnahmen. Wenn eine Mutante auftrete und der Wirkstoff nicht mehr wirke "dann fangen wir wieder von vorn an", meinte die Regierungschefin.

    Markus Söder: "Im ersten Quartal wird es nicht mehr Impfstoff geben"

    Der "Nationale Impfplan" wird Merkel zufolge zügig in die bestehende Impfstrategie eingearbeitet.  Er soll demnach mehr Sicherheit beim "Einladungs-Management" für die Menschen geben, die in der Prioritäten-Folge mit dem Impfen dran sind. Doch ohne Impfstoff keine Beschleunigung, und da ist über die bisher zugesagten Dosen hinaus keine Verbesserung in Sicht.

    CSU-Chef Markus Söder kommt zu den Onlineberatungen von Bund und Ländern mit Vertretern von Impfstoffherstellern ins Bundeskanzleramt.
    CSU-Chef Markus Söder kommt zu den Onlineberatungen von Bund und Ländern mit Vertretern von Impfstoffherstellern ins Bundeskanzleramt. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    "Im ersten Quartal wird es nicht mehr Impfstoff geben. Das steht fest", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).  Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, der Impfstoff werde im ersten Quartal knapp bleiben. "Wir werden die Erwartungen der Menschen nicht erfüllen können", räumte der amtierende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz ein.

    Lediglich für den Hersteller Biontech stehen die Liefertermine bis zum 23. Februar fest, wie Merkel erklärte. Bei den anderen reichen die Angaben demnach nur bis zum 17. Februar. Die Politik habe den Herstellern klargemacht, "dass jede Woche mehr" an Lieferinformationen gut sei, sagte die CDU-Politikerin.

    Pharmakonzern Bayer kündigt Produktion von Covid-19-Impfstoffen an

    Biontech hatte bereits vor dem Treffen mitgeteilt, dass es im zweiten Quartal möglicherweise bis zu 75 Millionen zusätzliche Dosen seines Vakzins an die Europäische Union ausliefern könne. Dies war auch eine Reaktion auf die massive Kritik wegen Lieferproblemen an dem Mainzer Unternehmen.

    Der Pharmakonzern Bayer kündigte derweil den Einstieg in die Produktion von Covid-19-Impfstoffen an. Das Unternehmen verfüge über die erforderlichen Möglichkeiten, Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac herstellen zu können. Das Präparat des Biotechnologie-Unternehmen Curevac ist allerdings noch nicht zugelassen. Der Impfstoff wird laut Curevac "zum Ende des Jahres" zur Verfügung stehen.

    Gesundheitsminister Jens Spahn will die Impfverordnung ändern.
    Gesundheitsminister Jens Spahn will die Impfverordnung ändern. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Was allerdings tatsächlich an Impfstoff in Deutschland ankommt, war auch am Montag noch unklar. Eine Aufstellung, nach der Deutschland mit 18,3 Millionen Impfdosen im ersten sowie weiteren 77,1 Millionen Dosen im zweiten Quartal rechnen könne, ist abhängig von weiteren Zulassungen. Für den jetzt zugelassenen dritten Impfstoff des Herstellers Astrazeneca will Gesundheitsminister Jens Spahn offenbar die Impfverordnung ändern: Das Präparat sollen vorrangig Erwachsene bis 64 Jahre bekommen.

    Ende des Sommers sollen 70 Prozent der Erwachsenen in der EU gegen Covid-19 geimpft sein

    Merkel verteidigte die deutsche und europäische Impfstrategie gegen die Kritik, dass es Länder wie die USA, Großbritannien oder Israel besser gemacht hätten. Dort würden ganz andere Bedingungen etwa beim Datenschutz oder den Zulassungsverfahren herrschen, sagte sie. Die EU-Kommission argumentierte ähnlich. Man habe gemeinsam mit den 27 EU-Staaten gehandelt und die bestmöglichen Verträge mit den Herstellern geschlossen, erklärte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa.

    Bis jetzt seien 18,5 Millionen Impfdosen ausgeliefert und mehr als 12 Millionen davon verabreicht worden. Das Ziel, bis zum Ende des Sommers 70 Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Union gegen Covid-19 zu impfen, sei erreichbar, bekräftigte sie. 

    Die Industrie trat mit Blick auf das Treffen auf die Bremse. Bund und Länder sollten nicht den Eindruck erwecken, dass man die Impfstoffproduktion binnen weniger Wochen dramatisch steigern könne, erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Industrie, Siegfried Russwurm. "Ein signifikanter Produktionsausbau ist so komplex und zeitaufwändig, dass mit keiner weiteren Beschleunigung der Impfstoffauslieferung zu rechnen ist."

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