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Europäische Zentralbank: Christine Lagarde verlängert das Leid der Sparer

Europäische Zentralbank

Christine Lagarde verlängert das Leid der Sparer

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    Christine Lagarde war schon in vielen Top-Jobs die erste Frau.
    Christine Lagarde war schon in vielen Top-Jobs die erste Frau. Foto: Liu Jie, Xinhua, dpa

    Die Börse begreift am schnellsten: Nachdem die Mächtigen der EU die Französin Christine Lagarde als künftige Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgekungelt hatten, schoss der Frankfurter Aktienmarkt auf ein Jahreshoch. Denn ihre Wahl heißt, dass die Politik des billigen Geldes weitergeht.

    Die Hoffnung der Sparer in Deutschland auf einen Anstieg der Zinsen ist vergebens. Gleichzeitig bedeutet die Personalentscheidung, dass weiter viel Kapital in Aktien und Immobilen fließen wird. Der Bauboom wird damit noch befeuert, die Preise dürften weiter nur eine Richtung kennen: nach oben.

    Deutsche Ökonomen loben Christine Lagardes Erfahrung und Geschick

    Führende deutsche Ökonomen flochten der 63-Jährigen dennoch Kränze. „Ihre große Stärke ist die enorme internationale Erfahrung und ihr politisches Geschick“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher.

    In der Tat hat sich Lagarde als Direktorin des Internationalen Währungsfonds einen hervorragenden Ruf erworben, ist weltweit hoch geschätzt. „Sie ist sicherlich in der Lage, die unterschiedlichen nationalen Interessen und Perspektiven in der Währungsunion auszubalancieren“, erklärte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Sie habe außerdem genug politisches Gewicht“, um die Unabhängigkeit der EZB gegen politische Übergriffe zu verteidigen.

    Ende 2019 wird Lagarde die Leitung der Europäischen Zentralbank übernehmen

    Lagarde wird Ende des Jahres die Spitze der Notenbank übernehmen. Das achtjährige Mandat von Amtsinhaber Mario Draghi endet am 31. Oktober. Noch vergangenes Jahr hatte sie vehement erklärt, nicht an einem Top-Posten in Europa interessiert zu sein, nun fühlt sie sich „sehr geehrt“.

    Ihrem eleganten Auftreten in all ihren Ämtern haftet etwas Nobles an. Lagardes Mutter war überzeugt davon, von einer Gräfin abzustammen, und verwendete viel Ehrgeiz darauf, ihre Kinder als Sprösslinge des Adels zu erziehen. In der Tat hat die Tochter eine beeindruckende Karriere hingelegt, obwohl sie die Aufnahmeprüfung an der französischen Kaderschmiede ENA vergeigte.

    Sie war stets die erste Frau auf dem Chefsessel – sei es bei der US-Anwaltskanzlei Baker & McKenzie, einer der größten der Welt, im französischen Finanz- und Wirtschaftsministerium oder im Anschluss daran beim Währungsfonds in Washington. Nun setzt sie diese Reihe bei der EZB fort.

    Die Juristin Lagarde hat keine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung

    Der Juristin fehlt allerdings eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung und im Gegensatz zu ihren Vorgängern stand sie nie einer nationalen Zentralbank vor. Für die Staats- und Regierungschefs war das kein Hinderungsgrund. Für sie war entscheidend, dass Draghis Kurs fortgesetzt wird. Mit der ursprünglich nach deutschen Kriterien gestalteten Konzeption der Eurozone hat das allerdings nichts zu tun, wonach Staaten nicht mit der Notenpresse finanziert werden sollten.

    Die Währungsunion wird seit Jahren nur durch den massiven Einsatz der Währungshüter zusammengehalten. Ohne das billionenschwere Wertpapierkaufprogramm wäre ein Land wie Italien wahrscheinlich schon längst pleite. Doch weil die EZB munter Staatsanleihen kaufte, blieben die Zinsen für den stark verschuldeten Staat niedrig. Zur Wahrheit gehört, dass davon auch die deutschen Finanzminister gehörig profitiert haben.

    Weil Bundesbank-Präsident Jens Weidmann die Politik des billigen Geldes kritisch sieht, war er bei den südeuropäischen Ländern und in Paris nicht durchsetzbar. Kanzlerin Merkel hatte sich darauf fokussiert, für Deutschland den Posten des Kommissionschefs zu sichern.

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