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CDU: Schavan verabschiedet sich aus CDU-Parteiführung

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Schavan verabschiedet sich aus CDU-Parteiführung

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    „Einmal muss es vorbei sein“, sang einst Hans Albers – Annette Schavan will sich aus der CDU-Parteiführung zurückziehen.
    „Einmal muss es vorbei sein“, sang einst Hans Albers – Annette Schavan will sich aus der CDU-Parteiführung zurückziehen. Foto: Marijan Murat, dpa

    14 Jahre sind eine lange Zeit in der Politik – das weiß auch Annette Schavan. Als die heutige Bildungsministerin im November 1998 in Bonn zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt wurde, saß sie im Präsidium noch neben Norbert Blüm, Helmut Kohls treuem Sozialminister. Wolfgang Schäuble war nach der verlorenen Bundestagswahl neuer Parteichef geworden, die Ostdeutsche Angela Merkel seine Generalsekretärin und der gerade abgewählte Bundeskanzler Ehrenvorsitzender. „Die CDU nach Kohl“, schrieb der Historiker Frank Bösch später, „blieb einstweilen eine CDU mit Kohl.“ Bis zum Ausbruch der Spendenaffäre saß der Parteipatriarch im Präsidium gelegentlich sogar noch mit am Tisch.

    Nun allerdings hat Annette Schavan ihren Teil der Mission Modernisierung offenbar erfüllt. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mich aus der Parteiführung zurückzuziehen“, sagt die 57-Jährige in einem Interview mit dem Magazin Focus. „14 Jahre sind genug.“ Wenige in der CDU seien so lange ganz oben dabei gewesen wie sie. „Das gibt mir ein gutes Gefühl.“ Der Politik ganz den Rücken kehren wird die Merkel-Vertraute allerdings nicht. In ihrem Wahlkreis in Ulm will sie sich im nächsten Jahr erneut um das Direktmandat für den Bundestag bewerben. „Meine Lust auf Politik“, beteuert sie, „ist ungebrochen.“ Selbst als mögliche Bundespräsidentin war sie ja bereits im Gespräch.

    Plagiatsvorwurf: Die Universität braucht noch Monate

    Welche Rolle bei ihrer Entscheidung die Plagiatsvorwürfe wegen ihrer Doktorarbeit und eine gewisse Unzufriedenheit in ihrem Landesverband gespielt haben, bleibt bis auf Weiteres offen. Um zu klären, ob ausgerechnet die amtierende Ministerin für Bildung und Forschung bei ihrer Promotion vor mehr als 30 Jahren geschlampt hat, braucht die philosophische Fakultät der Universität Düsseldorf nach eigener Auskunft noch Monate – und auch der Verdruss an der schwäbischen Basis, die sich in den vergangenen drei Jahren von der Abgeordneten Schavan oft ein wenig vernachlässigt fühlte, hält sich offenbar noch in Grenzen. Mit dem Über-die-Dörfer-Tingeln tut die gebürtige Rheinländerin Schavan sich seit jeher schwer. Auch ihre Wahlergebnisse auf den Parteitagen waren zuletzt alles andere als berauschend: Vor zwei Jahren stimmten nur noch 64 Prozent der Delegierten für sie – ein neuer Minusrekord.

    22.000 Doktoranden gegen Guttenberg 

    Wer im Dezember in Hannover für Annette Schavan in die Riege von Angela Merkels Stellvertretern aufrückt, ist noch offen. Da auch der frühere Umweltminister Norbert Röttgen nicht mehr antritt, sind neben Sozialministerin Ursula von der Leyen und dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier gleich zwei Spitzenposten frei, für die es allerdings mindestens drei potenzielle Kandidaten gibt: Den neuen nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Armin Laschet, seine rheinland-pfälzische Kollegin Julia Klöckner und den Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg, Thomas Strobl, den Annette Schavan kurz vor Erscheinen ihres Interviews in einem Brief über ihren Verzicht informiert hat.

    Nachfolgedebatte: Gute Chancen für Südwest-CDU

    Strobl selbst ist jedenfalls die Gelassenheit in Person. „Es pressiert nicht“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung und lobt die Bildungsministerin vor allem für ihre couragierte Arbeit in der Programmkommission. Ob die Südwest-CDU jemanden ins Stellvertreterrennen schickt und, wenn ja, wen – das würden die Gremien der Partei schon rechtzeitig entscheiden. Gleichzeitig aber sagt Strobl auch: „Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass Baden-Württemberg als zweitgrößter Landesverband unter den vier stellvertretenden Parteivorsitzenden nicht vertreten ist.“

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