An der Spitze der CDU steht auch in Zukunft eine Frau. Annegret Kramp-Karrenbauer, seit Februar CDU-Generalsekretärin und zuvor Ministerpräsidentin des Saarlandes, löst Angela Merkel ab, die auf dem Parteitag in Hamburg am Freitag nicht mehr als Parteivorsitzende kandidierte und nach 18 Jahren ausschied. Ihr seien „viele Steine vom Herzen gefallen“, sagte sie nach der Auszählung.
Allerdings brauchte die Union auf dem Parteitag zwei Anläufe, um den Dreikampf um ihre Nachfolge zu entscheiden. Erst in der Stichwahl setzte sich „AKK“, wie sie parteiintern genannt wird, denkbar knapp mit 517 zu 482 Stimmen gegen den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz durch. Das waren 51,75 Prozent zu 48,25 Prozent. Nötig waren exakt 500 Stimmen. Im ersten Durchgang hatte kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit erreicht, Gesundheitsminister Jens Spahn, der lediglich 157 Stimmen bekam, schied aus.
Friedrich Merz kandidiert nicht für einen Posten im CDU-Präsidium
In einer kurzen Rede nach ihrem Sieg dankte Kramp-Karrenbauer ihren Mitbewerbern Merz und Spahn für den fairen Wettbewerb um den Parteivorsitz und bat beide, am weiteren Aufschwung der Partei mitzuarbeiten. Es gelte nun, alle Flügel der Partei und alle Mitglieder einzubeziehen. Merz seinerseits kündigte an, dass er nicht für einen anderen Posten im Präsidium kandidieren wolle. Er bat vielmehr die Delegierten, seinen Mitbewerber Jens Spahn zu unterstützen. Gleichzeitig appellierte er an seine Anhänger und Wähler, nun die „ganze Kraft und volle Unterstützung“ der neuen Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer zu geben. Zudem sagte er seine weitere Mithilfe in der CDU zu, ließ aber offen, in welcher Form dies geschehen solle.
Am Mittag hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer teilweise sehr persönlichen und emotionalen Rede von den Delegierten verabschiedet. „Es war mir eine große Freude, es war mir eine Ehre“, sagte sie zum Abschluss ihrer 18-jährigen Amtszeit. Nur Helmut Kohl stand mit 25 Jahren länger an der Spitze der CDU als sie. Ausdrücklich rief sie ihre Partei zur Einigkeit auf, auch mit der bayerischen Schwesterpartei CSU. „Wohin uns nicht enden wollender Streit führt, das haben CDU und CSU in den letzten Jahren bitter erfahren.“ Wohin dagegen Einigkeit die Christdemokraten führe, sei auch klar – in den 70 Jahren der Bundesrepublik habe die Union in 50 Jahren den Bundeskanzler gestellt. Selbstkritisch räumte sie auch Fehler ein, sie habe mit ihrem eher zurückhaltenden Führungsstil der Partei manches zugemutet.
Emotionaler Abschied von Angela Merkel beim CDU-Parteitag
Mit zehnminütigem Applaus verabschiedeten die Delegierten Merkel, manche hielten Schilder mit der Aufschrift „Danke Chefin“ in die Höhe. Der hessische Ministerpräsident und stellvertretende Parteichef Volker Bouffier erinnerte in seiner Würdigung daran, dass Merkel im Amt drei Päpste, „sage und schreibe“ zehn SPD-Vorsitzende und sogar 24 Trainer des Hamburger SV erlebt habe.
Die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, hob die Bedeutung Merkels für die Frauen in der Politik hervor. Sie habe „die gläserne Decke“ durchbrochen und sei zu einem Vorbild für „Millionen Mädchen und Frauen“ geworden. Gegenüber unserer Zeitung begrüßte Widmann-Mauz auch die Wahl von Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Chefin. Diese sei „ein Gewinn für die gesamte Partei, sie steht für Zusammenhalt und inhaltliche Erneuerung“. Jetzt müsse es darum gehen, „mit Geschlossenheit gemeinsam nach vorn zu gehen und entschlossen die Themen anzupacken, die die Menschen umtreiben. Denn Deutschland braucht die starke Volkspartei CDU in Zukunft mehr denn je.“
Es war das erste Mal seit 1971, dass die CDU-Delegierten bei der Wahl ihres Vorsitzenden zwischen mehreren Kandidaten entscheiden konnten. Angela Merkel hatte diesen Wettbewerb begrüßt: „Das ist Demokratie pur, wenn Auswahl besteht.“ Sie wird weiter Kanzlerin bleiben.
Noch-CSU-Chef Horst Seehofer gratulierte Kramp-Karrenbauer via Twitter: „Meine herzlichen Glückwünsche zur Wahl zur neuen Vorsitzenden der CDU. Viel Glück und Erfolg im neuen Amt! Auf gute Zusammenarbeit mit der CSU!“ Es war seine erste Nachricht unter seinem Account als CSU-Vorsitzender.
Der Wettbewerb um die Nachfolge von Merkel hat der Partei aus Sicht von Bundes-Vize Thomas Strobl neuen Schwung gegeben. „Von Hamburg aus weht ein neuer Wind in die CDU hinein, wir haben viel zu tun“, sagte Strobl.
Das Team rund um die neue CDU-Vorsitzende
Stellvertreter: Nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Vorsitzenden sind die fünf bisherigen stellvertretenden Parteichefs im Amt bestätigt worden. Am stärksten schnitt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier ab, der rund 90 Prozent der Stimmen erhielt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kam auf 86 Prozent, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet auf knapp 76 Prozent. Für den CDU-Chef in Baden-Württemberg, Thomas Strobl, stimmten rund 59 Prozent der Teilnehmer, für Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gut 57 Prozent.
Präsidium: Der Parteitag wählte auch sieben weitere Mitglieder des CDU-Präsidiums: Jens Spahn, Michael Kretschmer, Karl-Josef Laumann, Mike Mohring, Bernd Althusmann, Monika Grütters und Annette Widmann-Mauz.
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