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Bundestagspräsident: „Richtig scheiße“: Schäuble spricht über sein Leben im Rollstuhl

Bundestagspräsident

„Richtig scheiße“: Schäuble spricht über sein Leben im Rollstuhl

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    Wolfgang Schäuble sitzt seit einem Attentat auf ihn im Rollstuhl.
    Wolfgang Schäuble sitzt seit einem Attentat auf ihn im Rollstuhl. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Wolfgang Schäuble ist eine Ausnahmeerscheinung. Weil er so lange Mitglied des Bundestags ist wie kein anderer. Weil er jahrzehntelang Minister war, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und nun Zeit hat der 77-Jährige nun offen wie nie über seinen Alltag gesprochen. Darüber, wie es ist, umzukippen und nicht mehr alleine hochzukommen. „Gott sei dank habe ich Polizisten, die heben mich dann auf.“ Über das Gefühl, nicht selbst steuern zu können, wann man auf die Toilette muss. „Das ist richtig scheiße.“ Über die Frage, ob er in seinen Träumen laufen kann oder im Rollstuhl sitzt. „Das ist nicht mehr sauber zu trennen. Ich träume mich so halb-halb.“

    Attentat teilt Schäubles Leben in ein Vorher und ein Nachher

    Es ist bald drei Jahrzehnte her, dass ein Attentat das Leben des Politikers aufteilt – es gibt jetzt ein Vorher und ein Nachher. Ein psychisch kranker Mann schießt mit einem Revolver auf den damaligen Innenminister, der im Rücken und im Gesicht getroffen wird. Er überlebt, ist aber gelähmt. Seine Karriere geht weiter. Als die Ära seines Mentors Helmut Kohl dem Ende entgegen dämmert, lässt sich Schäuble für das Titelblatt des Stern mit einem Rollstuhl ablichten, den er mit der Kraft seiner Arme antreibt. „Ein Krüppel als Kanzler? Ja, die Frage muss man stellen“, lautet die Schlagzeile. Das Thema verfolgt den Politiker bis heute. Denn Kanzler geworden ist er nicht. Wolfgang Schäuble, ein Unvollendeter? Er selbst kann das nicht mehr hören. „Wir hatten sieben Kanzler und eine Kanzlerin. Die meisten werden also nicht Kanzler. Die sind ja deshalb nicht alle unvollendet“, sagt er nun, macht aber keinen Hehl aus seinen Ambitionen: „Die Wahrheit ist: Ich weiß nicht, ob ich es wirklich gewollt habe. Aber vermutlich hätte ich der Versuchung nicht widerstehen können.“

    Mit seinem Leben im Rollstuhl hadert er nicht, auch wenn das Handicap im Alter zunehmend zur Belastung werde. „Erst wird’s leichter, weil man sich gewöhnt, dann wird’s schwieriger“, sagt Schäuble. Doch er ist kein Typ, der sich selbst bemitleidet. „Meine Brüder sind nicht so alt geworden, wie ich heute bin. Worüber soll ich jetzt klagen?“

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