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Bad Bank FMS: Grandios verrechnet: Schuldfrage bei Buchungspanne

Bad Bank FMS

Grandios verrechnet: Schuldfrage bei Buchungspanne

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    Verrechnet: Die Bundeseigene Bad Bank FMS hat sich um 55,4 Milliarden Euro verrechnet.
    Verrechnet: Die Bundeseigene Bad Bank FMS hat sich um 55,4 Milliarden Euro verrechnet.

    Eine Bank, die ihre Girokonten so führt, wäre ihre Kunden schnell los. Um zu verstehen, wie in einem bundeseigenen Institut vorübergehend fast 56 Milliarden Euro verschwinden konnten, stellt sich der staunende Laie am besten sein eigenes Konto vor: Wenn das Gehalt und das Kindergeld dort über Monate nicht auf der Habenseite gutgeschrieben werden, sondern wie die Miete, die Beiträge für Versicherungen oder das am Automaten abgehobene Geld als Ausgaben gebucht werden, ist auch der großzügigste Dispo-Kredit irgendwann ausgereizt. Spätestens dann allerdings würde der Kunde den Buchungsfehler entdecken, Alarm schlagen und vermutlich auch sein Konto kündigen. Einer Bank, die Plus mit Minus verwechselt, traut niemand.

    Rechenfehler bei FMS Wertmanagement

    Genau das allerdings hat die FMS Wertmanagement getan, eine so genannte Bad Bank, in der der Bund Optionsscheine, Kreditversicherungen, faule Kredite und anderen Finanzmüll der verstaatlichen Münchner Katastrophenbank Hypo Real Estate (HRE) entsorgt hat. Auch eine

    Nur bemerkt hat das lange Zeit niemand. Die eigenen Buchhalter nicht, die Bankenaufsicht nicht, das eigens eingerichtete geheime Aufsichtsgremium des Bundestages nicht und auch die renommierte, weltweit tätige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers nicht, die den Jahresabschluss geprüft, testiert und der FMS dem Vernehmen nach gut 1,2 Millionen Euro dafür berechnet hat.

    Entsprechend groß ist der politische Wirbel, den der Fall am Wochenende ausgelöst hat. „Das ist kein Betrag, den die schwäbische Hausfrau in einer Keksdose versteckt und vergisst“, schimpft der Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sei dafür verantwortlich, dass die Bank ordnungsgemäß geführt und beaufsichtigt werde. Für die Regierung allerdings, spottet Oppermann, seien Milliarden offenbar nicht mehr so wichtig. Sie rechne mittlerweile ja nur noch in Billionen. Auch Koalitionäre wie der FDP-Finanzexperte Volker Wissing sind empört. 55,5 Milliarden Euro falsch zu verbuchen, sei wahrlich keine Kleinigkeit, sagt er. Offensichtlich herrsche in der Bank der „Ausnahmezustand“.

    FMS-Buchungspanne seit Wochen bekannt

    Im Finanzministerium war die peinliche Panne seit Wochen bekannt. Die Schuldfrage aber ist noch nicht geklärt. Der grüne Finanzpolitiker Gerhard Schick sieht in den immer komplexeren, vollautomatischen Computersystemen der Banken, die kaum noch zu kontrollieren seien, eine mögliche Ursache. Ein großer Teil der Buchhaltung für die vor einem Jahr gegründete Bad Bank FMS allerdings wird mangels Personal noch immer bei der HRE erledigt. In deren eigenen Büchern aber sind alle Einnahmen und Ausgaben offenbar korrekt verbucht worden – von den gleichen Computern. Das

    Praktisch hat der unerwartete Buchgewinn keine Auswirkungen. Die 55,5 Milliarden reduzieren weder die Neuverschuldung im Bundeshaushalt noch erweitern sie den Spielraum der Koalition für die versprochenen Steuersenkungen. Die FMS-Bank wird vom Bund über eine Art Sonderfonds finanziert, der nicht direkt vom Finanzministerium gefüttert wird, sondern sich bei Bedarf selbst Kredite aufnimmt. Und Geld wird die „Schrottbank“ (Oppermann) noch genug benötigen: Sie sitzt unter anderem auf griechischen Staatsanleihen im Wert von mehr als sieben Milliarden Euro, von denen sie jetzt die Hälfte abschreiben muss.

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