Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Absturz der FDP: Erst verloren, dann gedemütigt

Absturz der FDP

Erst verloren, dann gedemütigt

    • |
    Politischer Super-GAU für die FDP: Die Partei wird erstmals nicht in den Bundestag einziehen.
    Politischer Super-GAU für die FDP: Die Partei wird erstmals nicht in den Bundestag einziehen.

    Wahlabend brutal: Die Oppositionsparteien klatschen beim schlechten Ergebnis der FDP und bei den Liberalen fließen Tränen: Um 20.15 Uhr ist die Partei deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde. Zehn Prozent hat sie eingebüßt: von den Wählern abgewatscht und vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit Füßen getreten: Bei der Berliner Runde durfte Spitzenkandidat Rainer Brüderle nicht mehr dabei sein.

    FDP nicht im Bundestag, deshalb nicht in Elefantenrunde

    Bundestagswahl 2013: Die Reaktionen

    "Das ist ein Superergebnis. Wir werden damit verantwortungsvoll und sorgsam umgehen. Feiern dürfen wir heute schon, denn wir haben's toll gemacht." (Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    "Der Ball liegt im Spielfeld von Frau Merkel, sie muss sich eine Mehrheit besorgen." (SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück)

    "Das ist eine schwere Stunde für die FDP. Als Spitzenkandidat übernehme ich dafür Verantwortung. Das ist nicht das Ende der Partei. Es wird schwieriger, aber die Arbeit wird weitergehen." (FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle)

    "Wer hätte das 1990 gedacht, dass diese Partei die drittstärkste politische Kraft der Bundesrepublik Deutschland wird. Das haben wir geschafft." (Linke-Spitzenkandidat Gregor Gysi)

    "Das ist bitter, und wir werden uns dieser bitteren Realität gemeinsam stellen müssen." (Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin)

    "CDU und CSU haben phänomenal abgeschnitten." (CSU-Chef Horst Seehofer)

    "Es ist die bitterste, die traurigste Stunde in der Geschichte der Freien Demokratischen Partei." (FDP-Chef Philipp Rösler zum Resultat der Liberalen)

    "Ich kann nur eines sagen: Dass ich bitter enttäuscht bin von diesem Ergebnis. Das ist eine heftige Niederlage." (Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Roth)

    "Deutschland ist mit der AfD blau geworden. Wir sind aus der politischen Szene in Deutschland nicht mehr wegzudenken." (AfD-Vizechefin Frauke Petry über ihre Partei)

    "Die Deutschen wollen, dass sie vier Jahre weiter regiert. Das Ergebnis ist in erster Linie Anerkennung für die Arbeit von Angela Merkel." (CDU-Vize Armin Laschet)

    "Wir wollen derzeit nach dem Ausgang der Bundestagswahl keine Koalitionsaussagen treffen. Das wird nun zunächst in den Gremien besprochen. Wir haben uns sicherlich einen höheren Zuwachs gewünscht. Nun ist Angela Merkel gefragt." (SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles)

    "Wir hatten mehr erhofft. Das ist kein Auftrag der Wähler, um Gespräche über die Regierung zu führen. Der Ball liegt jetzt bei Angela Merkel. Sie hat die entsprechenden Gespräche zu führen." (SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann)

    "Wir haben einen klaren Auftrag der Wähler, die Regierung zu bilden. Das Ergebnis zeite, dass die Wähler wollten, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt. Ein Ergebnis von mehr als 40 Prozent hattee man für eine Volkspartei schon gar nicht mehr für erreichbar gehalten." (Unionsfraktionschef Volker Kauder)

    "Das Ergebnis ist zutiefst enttäuschend. Jetzt geht es nicht um Koalitionsspekulation wie etwa Schwarz-Grün. Zunächst ist eine Fehleranalyse nötig."(Grünen-Bundestagsabgeordneter Omid Nouripour)

    "Wir hätten uns deutlich mehr Schwung erhofft für Bayern" (SPD-Landesvorsitzender Florian Pronold)

    "Das ist die bitterste Stunde für die Liberalen seit vielen Jahrzehnten. Wir haben in der Öffentlichkeit nicht überzeugt. Es gibt ausreichend liberales Wählepotenzial. Das gilt es jetzt abzurufen". (FDP-Vorsitzender Nordrhein-Westfalen Christian Lindner)

    "Es gibt mehr Kommunisten in Deutschland als Liberale. Das macht mir sehr große Sorgen." (FDP-Entwicklungsminister Dirk Niebel)

    "Ich finde das eine beachtliche Leistung, dass man mit fünf Ministern der größten Bundestagsfraktion aller Zeiten innerhalb von vier Jahren die FDP von 14,6 auf 5 Prozent oder darunter bringt. Eine ordentliche Wahlkampfstrategie mit einem souveränen Auftreten sieht anders aus. (Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki)

    "Man wählt niemanden, der sich zum Wurm macht. Das Einzige, was die FDP noch hätte schlimmer machen können, wäre gewesen, Hundewelpen aufs Plakat zu machen mit der Aufforderung: 'Bitte, bitte, wählt uns.'" (Vorsitzender der Jungen Liberalen Lasse Becker)

    "Es gilt der alte Grundsatz, dass alle demokratischen Parteien untereinander auch gesprächsbereit sein sollten. Es ist aber klar, dass sich die politischen Positionen von Union und Grünen im Wahlkampf sehr weit auseinanderbewegt haben." (CDU-Vorstandsmitglied Annegret Kramp-Karrenbauer)

    "Ich hatte mir ein besseres Ergebnis gewünscht. Wir müssen überlegen, wie wir unsere Positionen einfacher, verständlicher und klarer an die Bürger bringen." (Piraten-Chef Bernd Schlömer)

    ARD und ZDF begründen ihre Entscheidung: Es nehmen nur Parteien teil, die auch im Deutschen Bundestag vertreten sind. Brüderle war kurzerhand wieder ausgeladen worden. Bei der Wahlparty der Partei in Berlin haben viele Mitglieder Tränen in den Augen. Und später provoziert Günther Jauch in seiner Talkshow dann auch noch den Altliberalen Gerhart Baum mit der Frage, ob die FDP nun tot sei oder er noch auf ein vierjähriges Wachkoma hoffe. Baum beharrt darauf, dass Deutschland eine liberale Kraft brauche.

    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble von der CDU ist genervt von Jauch. Das zeigt nicht nur sein Gesichtsausdruck, er fasst es auch in Worte: „Herr Jauch, irgendwie dachten Sie, Sie laden einen richtigen Idioten ein.“ Partout will er sich nicht zu einer möglichen Koalition äußern, auch nicht theoretisch. „Entweder die SPD oder die Grünen werden sich schon erbarmen“, sagt Schäuble.

    Afd-Chef Lucke zu Gast bei Günther Jauch

    Zu Gast ist neben SPD-Mann Klaus Wowereit und Schäuble auch der Chef der neu gegründeten Alternative für Deutschland, kurz AfD, Bernd Lucke. Von einem Publikumsplatz aus darf er sich über das Ergebnis freuen und sich gegen den Vorwurf verteidigen, dass die AfD sogar noch rechts der Union stünde.

    Lucke hat mit seiner Partei den Einzug in den Bundestag knapp verpasst und darf trotzdem zu Jauch: eine doppelte Demütigung für die FDP an diesem Abend. Einblendungen der liberalen Wahlparty werden hämisch mit trauriger Musik von Andrea Bocelli unterlegt, der „Time to say goodbye“ schmettert. Doch selbst der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Lasse Becker, kommentiert das Abschneiden seiner Partei etwas gehässig: „Man wählt niemanden, der sich selbst zum Wurm macht.“ Noch erbärmlicher wäre nur eine Zweitstimmenkampagne mit Hundewelpen auf den Plakaten gewesen.

    Angela Merkel: Keine Koalitionsspekulation

    Angela Merkel – mit schwarz-grüner Kette und unverfänglicherem blauen Blazer – will in der Berliner Runde nicht über Koalitionen spekulieren. Sie wahrt ihr Pokergesicht. Sie will sich freuen und „das noch ein paar Stunden“, wie sie sagt. Ob sie auch mit einer Stimme Mehrheit alleine regieren will, lässt sie offen: „Das wird nicht von uns alleine abhängen. Vielleicht möchte ja auch niemand mit uns etwas machen.“ Sie schmunzelt.

    Auch die Oppositionsparteien in Person von Peer Steinbrück für die SPD, Jürgen Trittin von den Grünen und der Linke Bernd Riexinger schieben den Ball an die Kanzlerin weiter. Es sei nun an ihr, Koalitionsanfragen zu stellen. Keiner will sich an diesem Abend anbiedern. Die Mienen sind versteinert.

    Gerda Hasselfeldt hält an der Pkw-Maut für Ausländer fest. Die Moderatoren Peter Frey und Thomas Baumann sprechen von Zügen, die aufeinander zurasen. Merkel betont, dass es schon früher solche Züge gegeben habe und dann doch Lösungen gefunden worden seien: „Der deutsche Autofahrer wird nicht mehr belastet.“

    Alle Ereignisse des Wahlabends zum Nachlesen finden Sie in unserem Liveticker.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden