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ADAC-Affäre: Der ADAC soll auch bei Tests manipuliert haben

ADAC-Affäre

Der ADAC soll auch bei Tests manipuliert haben

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    Manipulationen haben den ADAC in ein schlechtes Licht gerückt: Jetzt soll der ADAC auch bei Tests manipuliert haben.
    Manipulationen haben den ADAC in ein schlechtes Licht gerückt: Jetzt soll der ADAC auch bei Tests manipuliert haben. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Der ADAC befindet sich in der größten Krise seit der Gründung 1903. Geschäftsführer Karl Obermair hat am Montag angekündigt, den Skandal um die jahrelange Fälschung von Stimmenzahlen beim Publikumspreis „Gelber Engel“ lückenlos aufzuklären: „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass eine solch dreiste Manipulation möglich ist“, sagte Obermair. Er entschuldigte sich für die

    Möglicherweise ist die eingeräumte Zahlentrickserei aber nur die Spitze des Eisbergs. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, dass bereits 2005 bei einem Autotest eines Dacia-Modells zu Lasten des rumänischen Herstellers geschummelt worden sei.

    Unserer Redaktion liegen weitere – bislang allerdings noch unbestätigte – Hinweise aus Münchner ADAC-Kreisen vor, dass auch bei anderen Tests (u. a. Werkstatt-Test [ATU] sowie beim Autotest [VW „Touran“]) getrickst worden sein könnte.

    Staatsanwaltschaft prüft offenbar Ermittlungen in ADAC-Affäre

    Indes kommt wohl noch von ganz anderer Seite Ärger auf die Verantwortlichen beim ADAC zu. So prüft die Münchner Staatsanwaltschaft einem Zeitungsbericht zufolge bereits die Aufnahme von Ermittlungen.

    Es könnten Vorermittlungen oder Ermittlungen aufgenommen werden, heißt es in der Dienstagsausgabe der Bild-Zeitung. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München I  sagte der Zeitung, mögliche Tatbestände seien Bestechung oder  Vorteilsnahme. Betrug scheide aus.

    ADAC muss angeschlagene Reputation wiederherstellen

    CSU-Chef Horst Seehofer griff den ADAC an: Er sei von den Manipulationen „nicht überrascht“, denn er habe sich auch über andere Zahlen in der Vergangenheit gewundert. Er habe sich beispielsweise immer gefragt, warum die CSU – etwa zum voraussichtlichen Aufkommen aus der Maut – immer andere Zahlen als der ADAC gehabt habe.

    Das ist der ADAC

    Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) wurde 1903 in Stuttgart gegründet.

    Bis 1911 hieß der ADAC noch Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung (DMV).

    Der ADAC hat über 18,6 Millionen Mitglieder.

    Er ist damit der zweitgrößte Automobilclub der Welt und der größte Europas.

    Der Hauptsitz des ADAC ist in München.

    Er hat 15 Tochtergesellschaften, z.B. die ADAC Luftrettung oder die ADAC Autoversicherung.

    Der Mitgliedsbeitrag für eine Person beträgt zwischen 49 und 84 Euro jährlich.

    Ein ADAC-Sprecher räumt ein: „Die Untersuchungen sind auch auf andere Bereiche ausgeweitet.“ Dort lägen aber bisher noch keine Ergebnisse vor. ADAC-Chef Obermair verspricht, „alles lückenlos aufzuarbeiten und von externen Prüfern begleiten zu lassen“. Ziel sei es, die Vertrauenswürdigkeit des Klubs wiederherzustellen.

     „Der Ruf ist mit Sicherheit angeschlagen“, sagte Obermair. Er gibt zu, dass es „keinerlei Rechtfertigung dafür gebe, dass so etwas passieren konnte“. Der ADAC sei nun in der Bringschuld, die angeschlagene Reputation wiederherzustellen. Die Verantwortung für den Skandal trägt Obermair zufolge allein der entlassene Kommunikationschef Michael Ramstetter. Dieser war gestern auch auf seinem Mobiltelefon für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

    Bundesregierung verlangt eine lückenlose Aufklärung

    Die Bundesregierung verlangt vom ADAC eine lückenlose Aufklärung des Skandals. „Am Ende wird es so sein, dass vor allem die Mitglieder des ADAC einen Anspruch darauf haben, dass alles, was dort passiert ist, genauestens aufgeklärt wird und dass es dort transparente Strukturen gibt“, sagte ein Sprecher von Justizminister Heiko Maas.

    Bei einer Online-Umfrage sagten bereits 86 Prozent: „Mein Vertrauen in den ADAC ist erschüttert.“ In sozialen Netzwerken im Internet drücken viele Klub-Mitglieder ebenfalls ihre Enttäuschung aus. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rät, die Strukturen grundsätzlich zu überdenken. Seiner Ansicht nach sollte der ADAC in einen Pannenservice und ein Wirtschaftsunternehmen aufgeteilt werden. Denn es gebe Verflechtungen, die mit der Unabhängigkeit von einer Testorganisation nichts zu tun hätten. mit dpa, afp

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