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Um einen alten Mordfall aufzuklären, setzen Ermittler in Amsterdam jetzt auf das Hologramm einer Prostituierten

Cold Case

Hologramm soll bei der Suche nach einem Mörder helfen

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    Die Polizei in Amsterdam setzt auf eine ungewöhnliche Methode, um den Mord an der damals 19-jährigen Betty Szabo aufzuklären.
    Die Polizei in Amsterdam setzt auf eine ungewöhnliche Methode, um den Mord an der damals 19-jährigen Betty Szabo aufzuklären. Foto: Robin Van Lonkhuijsen/ANP/dpa

    Eine junge Frau mit halblangen, blonden Haaren steht hinter einem beleuchteten Schaufenster im Amsterdamer Rotlichtviertel. Sie trägt Jeansshorts und ein bauchfreies Trägertop, ein Drachentattoo schmückt ihren Oberkörper. Bevor sie sich auf den hinter ihr stehenden Barhocker setzt, klopft sie an die Scheibe, um die Aufmerksamkeit der vorübergehenden Passanten auf sich zu ziehen: „Help“, „Hilfe“ erscheint auf dem beschlagenen Fenster. Die Frau heißt Bernadett Szabó. Doch hinter der Scheibe, das ist nicht sie – es ist ein lebensgroßes Hologramm. Denn „Betty“, wie die 19-Jährige genannt wurde, ist seit mehr als 15 Jahren tot. Die Sexarbeiterin wurde in der Nacht zum 18. Februar 2009 brutal ermordet. Wer wie in einem Blutrausch auf sie einstach, ist bis heute ungeklärt. Deshalb unternimmt die Amsterdamer Polizei einen letzten Versuch, den Mordfall aufzuklären – und nutzt dafür erstmals die innovative Technologie.

    Das Hologramm in Amsterdam und die bewegende Geschichte der jungen Frau aus Ungarn

    Die außergewöhnliche Aktion, die mit den Angehörigen abgesprochen ist, soll Zeugen oder Mitwisser ermutigen, sich zu melden. „Jeder Mordfall ist tragisch, aber die Geschichte von Betty ist besonders bewegend“, sagt Anne Dreijer-Heemskerk vom Cold-Case-Team. Cold Cases, so werden ungeklärte Fälle genannt. Fälle, bei denen es keine heiße Spur gibt.

    Szabo wuchs im Nordosten Ungarns in Armut auf. Als sie 18 Jahre alt war, beschloss sie, ihr Leben zu ändern und zog kurzerhand nach Amsterdam. Dort begann sie als Prostituierte im Rotlichtviertel zu arbeiten. Laut Ermittlern fiel sie vor allem „durch ihr freundliches Lächeln“ und die große Drachentätowierung auf Bauch und Brust auf. Betty war noch nicht lange in der niederländischen Hauptstadt, als sie schwanger wurde. Weil sie trotz Babybauchs weiterarbeitete, erhielt sie den Spitznamen „Pinguin“. Angeblich „zu Bettys Leidwesen“, wie die Amsterdamer Polizei auf ihrer Seite schreibt, wurde ihr Sohn jedoch gleich nach der Geburt bei einer Pflegefamilie untergebracht. Die junge Frau kehrte schnell ins Rotlichtviertel zurück. Eines Nachts, es waren erst drei Monate seit der Geburt vergangen, machten sich Kolleginnen jedoch Sorgen. Weder hatten sie Betty gesehen noch in ihrem Zimmer, in dem sie Kunden empfing, gehört. Spät in der Nacht schauten sie nach – und fanden die 19-Jährige in einer riesigen Blutlache liegend.

    Für hilfreiche Hinweise ist eine Belohnung von 30.000 Euro ausgesetzt

    „Wir haben bei 70 Messerstichen aufgehört zu zählen“, wird der damalige Leiter der Ermittlungen in Medien zitiert. „Die Tat muss sich in einem Wutanfall entzündet haben.“ Auch wenn es mehrere Verdächtige gab, kam es nie zum Durchbruch. Es ist nicht einmal bekannt, ob es sich beim Mörder um einen Mann oder eine Frau handelt. „Das Problem ist, dass wir keine klare Zeitlinie haben, aus der wir ableiten können, wann Betty getötet wurde“, heißt es.

    Doch die junge Frau sei an einem der belebtesten Orte in Amsterdam oder vielleicht sogar der ganzen Niederlande ermordet worden, betont Ermittlerin Anne Dreijer-Heemskerk. „Es ist schwer zu glauben, dass damals niemand etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört hat.“ Die Polizei wolle mit der Kampagne nun herausstellen, „dass es nie zu spät ist, zu reden“. Hinzu kommt die Aussicht auf eine Belohnung von 30.000 Euro für hilfreiche Tipps. Die Beamten verweisen auf Studien, denen zufolge „Menschen, die ein solches Verbrechen begehen, in der Regel mehreren Personen, genauer gesagt im Schnitt 2,2 Personen, von ihrer Tat erzählen“. Die gegenseitigen Beziehungen könnten sich verändert haben, so die aktuelle Hoffnung. Leute könnten eher bereit sein, zu reden.

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