Papst Franziskus war damals Vorstand der Jesuiten in Argentinien. Ihm wird eine zu große Nähe zum von 1976 bis 1983 herrschenden Militär vorgeworfen. Ein während der argentinischen Diktatur vom Militär entführter Jesuit kann zum damaligen Verhalten des neuen Papstes Franziskus nach eigenen Angaben keine Aussage treffen. "Ich kann keine Stellung zur Rolle von Pater (Jorge Mario) Bergoglio in diesen Vorgängen nehmen", erklärte der inzwischen in Deutschland lebende Pater Franz Jalics am heutigen Freitag auf der Internetseite der Deutschen Provinz der Jesuiten.
Bürgerkriegsähnliche Situation: Pater Franz Jalics fünf Monate lang in Haft
Das ist Papst Franziskus
Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.
Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.
Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.
Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.
Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen.
2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen.
In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.
Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.
Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.
Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.
Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.
Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.
Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.
Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.
Jalics hatte zusammen mit seinem Mitbruder Orlando Yorio in einem Armenviertel in Buenos Aires gearbeitet. Sie beide hätten "in der damaligen bürgerkriegsähnlichen Situation" weder Kontakt zur Junta noch zum Widerstand gegen das Militär gehabt, erklärte der aus Ungarn stammende Jalics. Trotzdem seien sie von Soldaten verhaftet worden. In einem fünftägigen Verhör habe sich zwar herausgestellt, dass die Jesuiten keine Verbindung zur Guerilla gehabt hätten. Trotzdem "wurden wir dann, auf eine für uns unerklärliche Weise fünf Monate lang mit verbundenen Augen und gefesselt in Haft gehalten".
Mit Jorge Mario Bergoglio versöhnt
Direkt nach seiner Befreiung habe er Argentinien verlassen, erklärte Jalics. "Erst Jahre später" hätten Yorio und er die Gelegenheit gehabt, die Geschehnisse mit dem mittlerweile zum Erzbischof von Buenos Aires ernannten Bergoglio zu besprechen. "Danach haben wir gemeinsam öffentlich Messe gefeiert, und wir haben uns feierlich umarmt. Ich bin mit den Geschehnissen versöhnt und betrachte sie meinerseits als abgeschlossen." Dem neu gewählten Papst wünschte der Jesuitenpater "Gottes reichen Segen für sein Amt".
Argentinischer Autor äußert Vorwürfe gegen Papst Franziskus
Unter anderem ein argentinischer Autor hatte Papst Franziskus vorgeworfen, sich nicht ausreichend für die beiden entführten Jesuitenpater eingesetzt zu haben, die in einem berüchtigten Folterzentrum der Armee festgehalten wurden. Der neue Papst hatte die beiden wegen ihrer politischen Arbeit in dem Elendsviertel auch aus dem Orden der Jesuiten ausgeschlossen - nach seinen Angaben, um die politische Neutralität des Ordens zu gewährleisten.
Bergoglio wies die Vorwürfe zurück
Bergoglio wies Vorwürfe der Mittäterschaft immer von sich. Vielmehr habe er sich für die Opfer der Diktatur eingesetzt: "Ich habe getan, was ich - angesichts meines Alters und meiner wenigen Beziehungen - tun konnte, um den Verschwundenen zu helfen", erklärte er in einem Interviewbuch. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte am Freitag: "Es hat nie glaubwürdige, konkrete Anschuldigungen gegen ihn gegeben. Die argentinische Justiz hat ihn nie angeklagt." Die Anschuldigungen seien eine Kampagne "linker antiklerikaler Elemente, um die Kirche anzugreifen". (afp)