Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Tachobetrug: So können Sie manipulierte Tachos bei Gebrauchtwagen erkennen

Tachobetrug

So können Sie manipulierte Tachos bei Gebrauchtwagen erkennen

    • |
    Mit einem geschönten Kilometerstand lassen sich Gebrauchtwagen teurer verkaufen.
    Mit einem geschönten Kilometerstand lassen sich Gebrauchtwagen teurer verkaufen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

    Das Zurückdrehen des Kilometerstandes ist ein Massenphänomen - und ein großes Geschäft. Nach Angaben des ADAC verursachen Betrüger jährlich einen Schaden von etwa sechs Milliarden Euro. Die Probleme: Der Käufer zahlt zu viel, die Reparaturkosten sind häufig hoch und die unkalkulierbaren Pannen gefährden die Verkehrssicherheit.

    Jeder dritte Gebrauchtwagen soll laut der ADAC-Schätzung auf Basis von Berechnungen der Polizei betroffen sein. Ein Grund dafür: Professionelle Geräte zum Betrug kosten zwar um die 9000 Euro, aber manche Nachbauten sind laut ADAC schon ab 150 Euro zu bekommen.

    Doch wie können Autokäufer Tachobetrug sicher erkennen? "Gar nicht", sagt Heiko Wolframm vom ADAC, "weil die Manipulation in der Mehrzahl der Fälle ohne Spuren erfolgt." Der Betrug läuft über die sogenannte On-Board-Diagnose-Steckdose (OBD), die etwa auch die Werkstätten nutzen.

    Tachomanipulation: Sechs Millionen Gebrauchtwagen sind gezinkt

    Aber nicht nur der Speicher im Tacho ist betroffen. "Die falschen Stände werden auch in andere Steuergeräte eingespeist und machen den Betrug dadurch plausibel", so Wolframm. Deshalb ließe sich die Manipulation später auch nicht mehr auslesen. "Auch nicht von der Fachwerkstatt und vom Kfz-Sachverständigen." Der Betrug fällt oft nur durch Zufall auf. Wenn beispielsweise eine Werkstatt bemerkt, dass ein Auto zuvor schon mal mit einem höheren Kilometerstand da war.

    Daher ist beim Gebrauchtwagenkauf in der Gegenwart noch größere Skepsis angebracht. Einige Punkte sollten Interessenten besonders kritisch prüfen:

    Verdächtig niedriger Preis: Schnäppchen gibt es heute durch den Internethandel kaum noch. Werden etwa gut ausgestattete Vertreterfahrzeuge mit sehr geringen Laufleistungen angeboten: Vorsicht.

    Fahrzeughistorie: Je ausführlicher die Historie des Autos mit Papieren dokumentiert ist, desto besser. Dazu gehört das Serviceheft. Auch Reparatur-Rechnungen, AU- und TÜV-Berichte und sogar Tankbelege können Aufschluss geben, wenn die Angaben plausibel sind. "Wenn solche Unterlagen fehlen, sollte man skeptisch sein", sagt der ADAC-Experte. "Aber selbst originale Servicehefte kann man mittlerweile nachkaufen und fälschen."

    Abnutzungen im Innenraum: Gebrauchsspuren beispielsweise bei Sitzen, Lenkrädern oder Pedalen können Indizien sein. "Professionelle Fahrzeugaufbereitung ist heute relativ günstig und erzielt gute Resultate", erklärt Wolframm. Auch abgenutzte Teile wie Pedalgummis ließen sich für wenig Geld ersetzen. Je nach dem Nutzungsverhalten der Vorbesitzer kann ein hoher Verschleiß auch im Kurzstreckenbetrieb auftreten.

    Angaben des Vorbesitzers: Der letzte Halter wird im Fahrzeugbrief ausgewiesen. Vielleicht kann er Auskunft zu etwaigen Ungereimtheiten geben oder bestätigt Kilometerstände.

    Verkäuferangaben: Für den Kaufvertrag gilt: "Der Verkäufer sollte die ihm bekannte Gesamtlaufleistung des Autos schriftlich bestätigen", sagt Wolframm.

    Im Zweifel sollten Interessenten auf einen Gebrauchtwagencheck bestehen. Werkstätten, der ADAC und Prüforganisationen wie Dekra und Tüv bieten diese Inspektionen an. Innenraum, Motor, Getriebe, Unterboden, Abgas- und Bremsanlage sowie Räder und Achsen werden dabei genau unter die Lupe genommen. Ob der Zustand des Fahrzeugs zum Kilometerstand passt, lässt sich damit einigermaßen zuverlässig ermitteln.

    Gemeinsam mit dem Verein "Initiative gegen Tachomanipulation" fordert der ADAC, dass die Autohersteller Tacho-Betrug mit Hilfe von sicheren Computerchips verhindern. Zudem sei eine zentrale Dokumentationsstelle für Kilometerstände notwendig.

    Die Industrie sieht sich beim Manipulationsschutz im ständigen Wettlauf mit Tacho-Betrügern, die schnell auf die neueste Technik im Auto reagierten. Als Konsequenz daraus fordert der Verband Deutscher Automobilindustrie, den Besitz und Verkauf von Geräten unter Strafe zu stellen, mit denen sich am Tacho drehen lässt. AZ/goro/dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden