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Pendeln: Mit Auto oder Bahn: So riskant und stressig ist Pendeln

Pendeln

Mit Auto oder Bahn: So riskant und stressig ist Pendeln

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    Ob mit dem Auto oder mit der Bahn: Immer mehr Menschen pendeln über größere Entfernungen zur Arbeit.
    Ob mit dem Auto oder mit der Bahn: Immer mehr Menschen pendeln über größere Entfernungen zur Arbeit. Foto: Peter Endig/Symbolbild (dpa)

    Montagmorgens zwischen 6 und 9 Uhr zeichnet sich auf den deutschen Straßen oft ein ähnliches Bild ab: Einige Autofahrer rasen über die Autobahnen. Eilige drängeln, in der Hoffnung, nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Andere möchten einfach nicht zu viel Freizeit auf der Strecke verlieren und wechseln sooft es geht die Spur – das bedeutet allerdings Stress für alle Beteiligten.

    Auch Bahnfahrer kennen typische Pendler-Situationen: Die Bahnhöfe sind überfüllt, der Zug hat Verspätung. Betroffene sind genervt und oft gehetzt. Pendeln auf diese Weise kann krank machen, meint Dr. Steffen Häfner, Chefarzt an der Celenus Deutschen Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren im sächsischen Bad Elster. Häfner ist Experte, wenn es ums

    Ab wann gilt man als Pendler?

    Nach Angaben des ADAC ist jeder, der eine Gemeindegrenze überschreitet, ein Pendler. Wer täglich mehr als 90 Minuten zur Arbeit und zurück fahren muss, gilt Mediziner Steffen Häfner zufolge gar als Fernpendler. Diana Sprung vom

    Welche Risiken birgt das Pendeln?

    Die Liste der Nachteile des täglichen Fahrens ist lang: „Die Fahrten führen zu einer erhöhten Zeitbelastung. Als Fernpendler habe ich weniger Freizeit als Kollegen, die näher an der Arbeitsstätte wohnen“, sagt Häfner. Das berge gesundheitliche Risiken. Wer pendelt, egal, ob mit dem Auto oder der Bahn, sitzt oft mehrere Stunden am Tag – zusätzlich zur Arbeitszeit. „Das kann zu Beschwerden im Rücken oder Nacken führen“, sagt Häfner. „Außerdem leiden Pendler oft unter einem Schlafdefizit, weil sie früher aufstehen müssen.“ Unkonzentriertheit am Steuer kann die Folge sein. Der ADAC warnt vor Sekundenschlaf. Häfner erläutert, dass es Untersuchungen zufolge für Berufspendler auch eine erhöhte Gefahr gebe, in die Kalorienfalle zu tappen. Ungesundes, unregelmäßiges Essen und Bewegungsmangel seien oft die Ursache für Übergewicht.

    Welche psychischen Belastungen können auftreten?

    Wer aus beruflichen Gründen zwischen zwei Wohnungen pendeln muss, kann sich einen Teil der Kosten über die Steuererklärung zurückholen.
    Wer aus beruflichen Gründen zwischen zwei Wohnungen pendeln muss, kann sich einen Teil der Kosten über die Steuererklärung zurückholen. Foto: Jens Schierenbeck (dpa)

    Bloß nicht den Zug verpassen, ja nicht in einen Stau geraten, nicht zu viel Zeit auf der Strecke lassen – Pendler setzen sich selbst unter Druck. „Die Angst fährt immer mit. Angst vor dem Zuspätkommen, Angst vor Terroranschlägen an Verkehrsknotenpunkten, Angst vor Schnee oder Unwetter“, sagt der Fachmann. Und wer ständig unter der Woche unterwegs ist und wenig Zeit für Freizeitbeschäftigungen hat, neige dazu, sein Wochenende mit Aktivitäten zu überfrachten. „Pendler wollen am Wochenende oft alles nachholen“, erläutert Mediziner Häfner. „Dabei sollten sie Zeit für Erholung einplanen und sich nicht zusätzlich Stressfaktoren auferlegen.“

    Wie können Pendler Stress vermeiden?

    Experte Häfner rät, sich regelmäßig untersuchen zu lassen. „Pendler neigen dazu, weniger auf ihre Gesundheit zu achten“, sagt er. Die bleibe „buchstäblich auf der Strecke, weil eben die Zeit fehlt“. Außerdem soll der Arbeitnehmer Häfner zufolge nach einer gewissen Zeit hinterfragen, ob er noch täglich fahren kann und möchte. Allerdings sei in dieser Hinsicht jeder anders, betont er. Manche Menschen würden sogar bis zu 20 Jahre lang pendeln, erläutert der Arzt. „Das kommt darauf an, wie robust man ist.“ Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, sollte sich nach Angaben von Häfner frühzeitig mit dem Fahrplan auseinandersetzen und wenn es geht eine Verbindung ohne Umsteigemöglichkeiten wählen. Autofahrern rät er, rechtzeitig loszufahren und regelmäßig die Verkehrsdurchsagen zu hören. Fernpendler sollten sich außerdem Pausen gönnen und die Zeit im Zug zur Entspannung oder zum Beispiel mit einem Buch nutzen. Autofahrer könnten stattdessen einem Hörbuch lauschen.

    Macht Pendeln auf Dauer unglücklich?

    Je länger der Fahrtweg, desto unglücklicher sind Pendler mit ihrem Leben, das fanden zumindest Wissenschaftler der Universität von Waterloo in Kanada heraus. Die Schweizer Ökonomen Alois Stutzer und Bruno Frey kamen in ihrer gemeinsamen Arbeit aus dem Jahr 2004 zu einem ähnlichen Fazit. Sie sagen, Menschen, die längere Wege zur Arbeit zurücklegen, sind unzufriedener als Arbeitnehmer mit kurzen Strecken.

    Hat das Pendeln auch Vorteile?

    „Pendeln kann die Karrierechancen verbessern. Mobilität ist deshalb ein hohes Gut“, sagt Chefarzt Häfner. Viele Menschen hätten heutzutage kaum eine andere Möglichkeit, als zu pendeln. Bei der Entscheidung spielen der Wohnort der Familie, das Gehalt, der Beruf und der knapper werdende Wohnraum in Städten eine Rolle. Häfner sieht das positiv: „Pendeln bietet die Möglichkeiten, sich selbst besser zu verwirklichen.“ Man dürfe das nicht nur verdammen. Es könne durchaus eine gute Entscheidung sein, betont er. „Nur sollte jeder Mensch regelmäßig prüfen, ob Pendeln noch zu seinem Lebensstil passt.“

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