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Kriminalität: Clans sind schlimmer als die Mafia

Kriminalität

Clans sind schlimmer als die Mafia

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    Immer wieder hat die Polizei zuletzt Erfolge im Kampf gegen kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien erzielt.
    Immer wieder hat die Polizei zuletzt Erfolge im Kampf gegen kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien erzielt. Foto: Paul Zinken, dpa

    Die Mafia aus Süditalien ist der Inbegriff des Organisierten Verbrechens – auch in Deutschland. Doch kriminelle Großfamilien haben in den vergangenen Jahren durch spektakuläre Überfälle, Einbrüche und Morde von sich reden gemacht. Die Clans geraten mittlerweile doppelt so häufig in den Fokus von Polizei, Bundeskriminalamt und Staatsanwälten wie die

    Ein Clan zählt manchmal tausende Mitglieder

    Wie der neue Lagebericht des Bundeskriminalamts zeigt, wurden vergangenes Jahr 27 Verfahren wegen Organisierter Kriminalität gegen arabisch- und türkischstämmige Clans geführt. Gegen die Mafiosi waren es 13. „Das ist schon eine bemerkenswerte Zahl“, sagt BKA-Präsident Holger Münch bei der Vorstellung des Berichts. Insgesamt führt die Justiz 45 Verfahren gegen schwer kriminelle Großfamilien. Neben der Türkei und dem arabischen Raum stammen sie auch aus Serbien, Ungarn und Mazedonien. Sie sind verschlossen, lehnen die deutsche Gesellschaftsordnung ab, integrieren sich nicht und provozieren auch bei nichtigen Anlässen. So fasst es das Lagebild des BKA zusammen. Die Clans zählen hunderte, manchmal tausende Mitglieder. „Kriminelle Parallelgesellschaften darf es in unserem Lande nicht geben“, erklärt Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).

    Ihre Taschen füllen die Kriminellen durch Drogenhandel, Wohnungseinbrüche, Prostitution, aber auch Trickanrufe aus falschen Callcentern und das Erschleichen von Sozialleistungen. Inzwischen haben die Behörden eine Null-Toleranz-Strategie ausgerufen. Die Länder haben eine gemeinsame Arbeitsgruppe eingerichtet, das Bundeskriminalamt koordiniert die Ermittlungen und unterstützt bei der Entschlüsselung verschlüsselter Nachrichten und Telefonanrufe. „Es besteht kein Änderungsbedarf in der Sicherheitsarchitektur“, meint Seehofer. Seit 2017 kann die Justiz illegal erworbenes Vermögen, wie Wohnungen und Bargeld, einziehen. Das Gesetz hat sich als wirkungsvoll herausgestellt.

    Prozess gegen Clan: Mutmaßliche Münz-Diebe stehen vor Gericht

    Vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin fordern Clans die Staatsmacht heraus. In der Hauptstadt werden Angehörige des Remmo-Clans verdächtigt, eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze aus dem Bode-Museum gestohlen zu haben. Die Familie Abou-Chaker überfiel vor einigen Jahren ein Pokerturnier in einem

    Derzeit läuft in Berlin der Prozess gegen die mutmaßlichen Münz-Diebe vom Bode-Museum. Auch das Verfahren wegen eines filmreifen, letztlich aber gescheiterten Überfalls auf einen Geldtransporter hat begonnen. Auch hier sind Männer aus dem Clan-Milieu angeklagt.

    Laut BKA-Chef Münch haben es seine Leute eben nicht mit tumben Schlägern zu tun. Deren Kommunikation zu überwachen ist schwierig, weil die Clans Verschlüsselungen einsetzen. Wegen der engen Familienbande finden die Ermittler nur wenige Insider, die vor Gericht auspacken wollen. Zu groß wäre die Gefahr für ihr Leben, sollten sie den Clan verraten. „Sie müssen da deutlich mehr investieren“, sagt Münch.

    Ein Ende der Clan-Machenschaften sieht die Polizei vorerst nicht

    Mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G dürfte es für die Ermittler noch schwieriger werden. Denn dieser erlaubt, dass zwei Mobiltelefone nicht mehr über ein Netz, sondern auch untereinander kommunizieren. Zudem gehen Experten davon aus, dass die Verschlüsselungstechnik noch viel anspruchsvoller wird.

    Dass sich die Clans bald zurückdrängen lassen, glaubt die Gewerkschaft der Polizei nicht. Ihr Vorsitzender Oliver Malchow beklagt politische Versäumnisse über viele Jahre. „Die Geschäftsmodelle der kriminellen Clans konnten sich über lange Zeit mehr oder weniger ungestört entwickeln. Schnelle und vor allem nachhaltige Erfolge sind kurzfristig nicht zu erwarten.“

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