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Kirche ringt um Neuanfang

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Kirche ringt um Neuanfang

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    Kirche ringt um Neuanfang
    Kirche ringt um Neuanfang Foto: DPA

    Die deutsche Grünen-Politikerin Christa Nickels - selbst Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken - sprach im Deutschlandfunk vom "größten Vertrauensverlust der katholischen Kirche seit der Hitler-Zeit".

    Für neues Aufsehen sorgten unterdessen ein missglückter Antisemitismus-Vergleich im Vatikan und die Kritik des Oberhaupts der Anglikanischen Kirche. Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury, bescheinigte den irischen Katholiken am Samstag, im dortigen Missbrauch-Skandal alle Glaubwürdigkeit verloren zu haben.

    Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nannte den Skandal einen "bösen Schatten" über der katholischen Kirche. "Aber die Konsequenz darf nicht sein, dass wir sagen: Wir sind die Schuldigen und so ist es. Nein, wir müssen sehen, welches gute Potenzial wir haben, welche Kräfte wir haben und wie ein Neubeginn möglich ist", meinte Jaschke im Radiosender NDR Info.

    Mehr Druck auf die Kirche forderte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast. Der geplante Runde Tisch der Bundesregierung sei keine Lösung. Nötig seien ein Opferfonds und eine unabhängige Untersuchungskommission, sagte sie der "Welt am Sonntag".

    Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig erklärte im NDR Info, Missbrauchsfälle seien kein rein katholisches Problem. "In Institutionen wie Schulen - auch Vereine, Sportvereine - aber vor allem in Familien ist die Dunkelziffer sehr hoch". Schwesig, die am Runden Tisch teilnehmen wird, empfahl ein Führungszeugnis für "Leute, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben."

    Der Vatikan distanzierte sich am Samstag nach öffentlichen Protesten von einem Antisemitismus-Vergleich, den der persönliche Prediger des Papstes nach Angriffen auf die Kirche wegen des Missbrauchskandals gezogen hatte. Papst-Prediger Raniero Cantalamessa hatte am Karfreitag im Beisein von Benedikt XVI. aus dem Brief eines jüdischen Freundes zitiert: "Die Stereotypen und das Verschieben persönlicher Verantwortung und Schuld hin zu einer kollektiven Schuld erinnert mich an beschämendste Aspekte des Antisemitismus."

    "Ich dementiere auf Schärfste, dass dies ein vom Vatikan angeregter Vergleich zwischen dem Antisemitismus und der derzeitigen Situation in Sachen Pädophilie sei", sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi nach italienischen Medienberichten. Was der Priester zitiert hatte, habe kein Angriff auf die jüdische Welt sein sollen und sei auch "kein passender Vergleich".

    Allein das Erzbistum Freiburg zählte nach eigenen Angaben vom Samstag bisher Beschuldigungen gegen 31 Menschen wegen sexueller Übergriffe. In 16 Fällen hätten die mutmaßlichen Opfer verschiedene Priester der Diözese belastet. Alle neu gemeldeten Vorfälle bezögen sich auf den Zeitraum zwischen 1950 und 1980.

    Der Augsburger Bischof Walter Mixa wies die von ehemaligen Heimkindern gegen ihn vorgebrachten Misshandlungsvorwürfe erneut zurück. "Diese Leute können sich doch gar nicht mehr an mich erinnern", sagte der Bischof der "Welt am Sonntag". Auch er könne sich nicht mehr an die ehemaligen Heimkinder erinnern und erkenne sie auf neuen Zeitungsfotos nicht wieder. Trotzdem bete er für sie. "Für mich als Seelsorger sind sie Opfer, denen offenbar Unrecht geschehen ist", sagte der Bischof der "Bild am Sonntag".

    Ein Gesprächsangebot des Bischofs hatten zwei der ehemaligen Heimkinder am Freitag abgelehnt. Mindestens sechs ehemalige Heiminsassen haben Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen von 1975 bis 1996 die Anwendung körperlicher Gewalt vorgeworfen. Von "Ohrfeigen, Fausthieben und Hieben auf das nackte Gesäß" war dabei die Rede. Schon vergangene Woche hatte Mixa alle Vorwürfe entschieden von sich gewiesen und über das Ordinariat erklären lassen, die Angaben seien "absurd und erfunden".

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