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Grippewelle: Gibt es noch genügend Grippeschutz?

Grippewelle

Gibt es noch genügend Grippeschutz?

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    Experten raten jedes Jahr, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Ein Hinweis, dem längst nicht alle Menschen folgen.
    Experten raten jedes Jahr, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Ein Hinweis, dem längst nicht alle Menschen folgen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Die Grippewelle hat Deutschland derzeit fest im Griff: Allein in Bayern sind schon 15 Menschen an der Influenza gestorben, über 12.600 sind als erkrankt gemeldet. Das Besondere in dieser Saison: Die meisten Grippevirustypen, die es auf der Erde gibt, sind dem sogenannten Subtyp A zuzuordnen, doch heuer erkrankten viele Menschen auch an den beiden existierenden Viruslinien des Subtyps B. "Darum war der Vierfachimpfstoff auch so erfolgreich", sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), das als Bundesinstitut für Infektionskrankheiten die Gesundheit der Bevölkerung im Blick haben muss und als eine zentrale Forschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland gilt. Der Vierfachimpfstoff (in einer Injektion) enthält nämlich Antigene von zwei wichtigen Influenzatypen des Subtyps A – und gegen beide Linien des Subtyps B.

    Die Grippewelle hält an

    Fragen und Antworten zum Thema Impfen

    Was ist Impfen?

    Mittels einer Spritze mit abgetöteten Viren oder Virusbestandteilen wird der Körper dazu animiert, vorbeugend Antikörper gegen bestimmte Krankheitserreger zu bilden.

    Ist Impfen Pflicht?

    Nein, aber Ärzte empfehlen es aus gutem Grund.

    Welche Impfungen brauche ich?

    Hausarzt Dr. Berger empfiehlt Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hepatitis B, das Bakterium Haemophilus influenzae, Masern, Röteln, Mumps.

    Bin ich geimpft?

    Auskunft gibt der Impfpass. Ist er nicht auffindbar, hilft nach Angaben von Dr. Berger ein Bluttest. Gerade Menschen, die mit Kindern arbeiten, müssen über ihre Impfungen Bescheid wissen.

    Wer kann impfen?

    Alle Ärzte.

    Wo kann ich mich informieren?

    Auf den Internetseiten www.impfen-info.de und www.rki.de/impfen. (huda)

    Das liefert Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Anlass für Kritik. Er möchte, dass diese Vierfachimpfung jetzt sofort zum Standard in Deutschland wird. Und somit von allen Krankenkassen bezahlt werden soll. Bislang aber ist nur die, wie er sagt, halb so teure Dreifachimpfung gängig. Diese enthält lediglich Antigene gegen eine statt zwei Subtyp B-Linien. Außerdem will er, dass der sogenannte Gemeinsame Bundesausschuss, der über den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen befindet, in einem Eilverfahren sofort verordnet, dass die Vierfachimpfung zum Standard wird, damit die Patienten auch noch in der aktuellen Grippewelle versorgt werden können.

    Doch das scheint eine ziemlich problematische Forderung zu sein. RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher hat einen sehr praktischen Einwand gegen Bryschs Forderung. "Vielleicht gibt es momentan gar nicht mehr genügend Vierfachimpfstoffe."

    Grippewelle dauert noch fünf bis sieben Wochen lang

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedes Jahr Ende Februar, welche Antigene man in der kommenden Grippesaison – also fast ein Jahr später – braucht. Danach richten sich dann die weltweit nicht sehr zahlreichen Hersteller der Impfstoffe. Die Produktion dauert aber bis zu acht Monate. Man könne jetzt nicht einfach schnell Vierfachimpfstoffe nachproduzieren.

    Die Empfehlung der WHO kann jedes Jahr danebenliegen. Heuer tippte sie richtig. Das kann in der nächsten Saison schon anders sein. Weil andere Virustypen grassieren. Darum gibt es keinen völligen Schutz. "Allerdings: Wer jetzt noch nur die Dreifachimpfung erhält, ist zumindest gegen wichtige Erreger geschützt", sagt Glasmacher. Die Grippewelle werde noch fünf bis sieben Wochen anhalten. Eine Impfung lohne sich auch jetzt noch.

    Der Bundesausschuss weist die Forderung der Stiftung Patientenschutz zurück. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen Deutschlands. In ihm sitzen unter anderem Spitzenvertreter der gesetzlichen Krankenkassen und der Ärzteschaft. Selbst ein Eilverfahren zur aktuellen Einführung des Vierfachimpfstoffes als Standard dauere länger, als die Grippewelle noch anhalte.

    Grippe oder Erkältung: Wie kann man sich schützen?

    Die Nase läuft, der Hals kratzt, der Schädel dröhnt: Durch Deutschland rollt eine Erkältungs- und Grippewelle. Doch was unterscheidet eine Erkältung von einer richtigen Influenza? Und wie können sich Menschen schützen? Fragen und Antworten:

    WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER ERKÄLTUNG UND EINER GRIPPE? Ein grippaler Infekt, wie eine Erkältung auch genannt wird, hat mit der echten Grippe nichts zu tun. Beide werden durch verschiedene Erreger verursacht. Eine Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst, Erkältungen werden von mehr als 30 verschiedenen Erregern hervorgerufen wie zum Beispiel Rhino- und Coronaviren. Zu den Erkältungssymptomen zählen Halsschmerzen, Schnupfen und Husten, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber. In Einzelfällen, etwa bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, kann jedoch auch eine Erkältung zu schweren Komplikationen führen.

    WIE ÄUSSERT SICH EINE VIRUSGRIPPE? Im Gegensatz zu einer normalen Atemwegserkrankung, die meist nach wenigen Tagen überstanden ist, schlägt die Virusgrippe schnell und heftig zu. Symptome sind in der Regel plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und trockener Reizhusten. Nicht jeder Infizierte erkrankt allerdings auch. Zudem sind eine echte Grippe und eine Erkältung nicht immer anhand der Symptome zu unterscheiden. In Zweifelsfällen lässt sich eine Grippe durch einen Rachen- und Nasenabstrich im Labor nachweisen.

    WIE KANN ICH MICH SCHÜTZEN? Vor allem Ältere und chronisch Kranke sollten sich gegen Influenza impfen lassen. Ein einfacher und effektiver Schutz gegen Infektionen ist aber auch das Händewaschen. Mehrmals am Tag sollten die Hände für 20 bis 30 Sekunden mit Wasser und Seife gewaschen werden. In einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2016 gab allerdings nur knapp jeder Zweite an, sich in der kalten Jahreszeit beim Nachhausekommen regelmäßig die Hände zu waschen.

    Es ist in jedem Fall ratsam, die Hände vom Gesicht fernzuhalten und aufs Händeschütteln zu verzichten, um die Ansteckungsgefahr zu mindern. Wenn viele Menschen zusammenkommen wie zum Beispiel im Karneval, ist das Übertragungsrisiko besonders hoch. Wechselduschen und Saunagänge härten den Körper ab und machen ihn weniger anfällig für Infekte. Zudem befeuchten nasse Tücher auf der Heizung und regelmäßiges Lüften die Raumluft, denn Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus und macht sie anfälliger für Viren.

    WELCHE ERKÄLTUNGS- UND GRIPPEMITTEL HELFEN? Gegen Grippeviren gibt es Medikamente, die allenfalls die Dauer der Erkrankung leicht verkürzen können. Sie können aber zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen führen. In der Regel hilft es nur, auszuruhen und abzuwarten. Es gibt freilich eine Reihe von Mitteln, die Beschwerden lindern, darunter Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol sowie abschwellende Nasensprays.

    Antibiotika helfen nicht gegen Erkältungensviren, sondern sind höchstens sinnvoll, wenn eine bakterielle Infektion der Atemwege hinzukommt und mögliche Komplikationen drohen. Auch Präparate mit Zink, Vitamin C oder Echinaceaextrakten werden oft bei Erkältungen empfohlen, zuverlässige Nachweise über die Wirksamkeit gibt es aber nicht. Wer sich rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke holt, der sollte besser jedes Symptom einzeln bekämpfen, rät die Stiftung Warentest. Die viel beworbenen Kombipräparate, die gleich mehrere Wirkstoffe enthalten, sind nach Ansicht der Verbraucherexperten gegen Erkältung wenig geeignet.

    WARUM IST BEI SCHNUPFENSPRAYS VORSICHT ANGEBRACHT? Werden bestimmte abschwellende Nasentropfen oder -sprays länger als fünf bis sieben Tage nacheinander angewendet, kommt es zu einem dauerhaft starken Anschwellen der Nasenschleimhaut. Es entsteht ein sogenannter medikamentenbedingter Schnupfen, der dann eine oft monate- oder jahrelange Verwendung der Mittel nach sich zieht. Patienten werden regelrecht süchtig. Auf Dauer wird die Funktion der Nasenschleimhaut dadurch zerstört. (AFP)

    Ein Eilverfahren anzuordnen obliege überdies nur dem Gesetzgeber. Und ab der nächsten Grippesaison 2018/19 soll die Vierfachimpfung ohnehin Standard sein, teilte der Bundesausschuss am Mittwoch unserer Redaktion mit.

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