Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Frankreich: Auch Urlauber müssen Alkoholtester dabei haben

Frankreich

Auch Urlauber müssen Alkoholtester dabei haben

    • |
    Ab 1. Juli müssen Auto- und Motorradfahrer in Frankreich immer einen Alkoholtester bei sich haben.
    Ab 1. Juli müssen Auto- und Motorradfahrer in Frankreich immer einen Alkoholtester bei sich haben. Foto: Uli Deck, dpa

    Das Land, wo ein Glas Wein zum Mittagessen üblich ist und gerne ein Aperitif schon am Spätnachmittag, geht verschärft gegen Alkohol am Steuer vor. Ab kommenden Sonntag muss jeder Autofahrer in Frankreich neben Warnkreuz und reflektierender Weste stets einen Alkoholtester im Auto dabeihaben. Das gilt auch für Transitreisende und Urlauber auf dem Weg in die Normandie oder aber an die Côte d’Azur.

    Alkoholtester: Schonfrist bis ersten November

    Allerdings gibt es eine Schonfrist: Wer gegen die neue Regelung verstößt und in eine Kontrolle gerät, wird erst ab 1. November zur Kasse gebeten. Dann wird ein Bußgeld von elf Euro fällig. Ab 1,50 Euro gibt es den Einweg-Tester in Tankstellen, Apotheken oder Supermärkten zu kaufen. Das Verkehrsministerium weist darauf hin, dass dieser noch unbenutzt sein und das Siegel NF tragen muss. In Deutschland sind diese laut ADAC wohl erst ab Spätsommer erhältlich. Mehrmals verwendbare elektronische Alkoholtests gibt es ab rund 100 Euro.

    Betroffen sind alle Gefährte mit mehr als 50 Kubikzentimeter Hubraum, also auch Busse, Lastwägen und Motorräder. In Frankreich gilt wie in Deutschland und den meisten europäischen Ländern eine Alkoholgrenze von 0,5 Promille. Wer mit einem höheren Alkoholgehalt im Blut Auto fährt und dabei erwischt wird, der zahlt sofort 135 Euro, bei über 0,8 Promille sogar bis zu 4500 Euro.

    Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wollte Straßensicherheit erhöhen

    Die Maßnahme hat Ex-Präsident Nicolas Sarkozy im vergangenen November angekündigt, um die Straßensicherheit zu erhöhen. Bereits seit 1. Dezember liegen Alkoholtests in französischen Bars und Nachtklubs aus, die nach zwei Uhr schließen. Laut Statistik ist bei rund einem Drittel aller tödlichen Verkehrsunfälle in Frankreich Alkohol mit im Spiel; in Deutschland wird dagegen rund jeder zehnte darauf zurückgeführt.

    Eine Mehrheit der Franzosen und zahlreiche Vereinigungen für mehr Verkehrssicherheit begrüßen die neue Vorschrift. Sie schärfe vor allem bei Fahranfängern das Bewusstsein, sagt der ehemalige Regierungsbeauftragte für Straßensicherheit, Jean-Luc Nevache. Man wolle die Nutzung von Alkoholtestern banalisieren: Wir hoffen, dass es wie bei dem Kondom vor 15 Jahren ganz normal wird, ihn zu haben. Er schätze, die Vorschrift könne bis zu 500 Menschenleben retten.

    Experten bezweifeln Zuverlässigkeit der Tester

    Andere Organisationen lehnen sie ab. Die Hauptnutzer werden redliche Fahrer sein, während Alkohol-Konsumenten, die man ja eigentlich anvisiert, die Tests nicht benutzen, fürchtet Chantal Perrichon von der Liga gegen Gewalt auf der Straße. Experten bezweifeln zudem die Zuverlässigkeit der Tester gerade im Winter, da diese nur zwischen zehn und 40 Grad funktionierten und bei sehr hohen oder niedrigeren Temperaturen versagten. Auch der Verein der wütenden Motorradfahrer reagiert erbost: Alkoholismus zu bekämpfen, sei ja lobenswert, aber die Test-Pflicht bestrafe ja gerade diejenigen Fahrer, die ihre Fahrtüchtigkeit kontrollierten und deshalb keinen unbenutzten Tester bei sich hätten. Sie bräuchten also mehrere, was wiederum vor allem die Hersteller freue.

    Diese geraten in der Tat in Produktionsschwierigkeiten angesichts der rasant gestiegenen Nachfrage. „Wir haben 2010 zwölf Millionen mit 67 Angestellten hergestellt, in diesem Jahr sind wir 140 Leute für 50 Millionen“, so Guillaume Neau, Marketingchef beim Weltmarktführer chemischer Alkoholtester, Contralco. Auch deshalb sei erst ab November ein Bußgeld fällig.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden